Tische in einem leeren Schanigarten
APA/Hans Punz
APA/Hans Punz
Wirtschaft

Wien erhält öffentliche Schanigärten

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat öffentliche Schanigärten angekündigt – für Gastronomen, die über keinen Schanigarten verfügen. Vertreter der Wirtschaftskammer hatten sich enttäuscht über die Lockerungen gezeigt.

Die konkreten Plätze, an denen die öffentlichen Gastgärten in Wien entstehen sollen, werden nun ausgearbeitet, so Ludwig am Dienstag in einer Pressekonferenz. Möglich ist ein Wiederaufsperren der Schanigärten am 27. März. Eine entsprechende Vereinbarung mit dem Bund wurde am Montag erzielt.

Dazu wird es zunächst Gespräche mit den Sozialpartnern geben, kündigte der Bürgermeister an. Die Areale selbst könnten in Kooperation mit Veranstaltungsunternehmen betrieben werden, hieß es. Lokale sollen dort Teile der jeweiligen Flächen nutzen können – wobei die genauen Bedingungen noch nicht feststehen, wie betont wurde. „Ich sehe die Gastronomen da als Bündnispartner“, sagte Ludwig.

Wien erhält öffentliche Schanigärten

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat öffentliche Schanigärten angekündigt – für Gastronomen, die über keinen Schanigarten verfügen. Vertreter der Wirtschaftskammer hatten sich enttäuscht über die Lockerungen gezeigt.

Sicherheitskonzept mit Vorbild Kultursommer

Wie viele öffentliche Plätze letztlich entsprechend bespielt werden, ist ebenfalls noch offen. Wichtig sei jedoch, dass die Zu- und Abgänge ohne Engstellen eingerichtet werden könnten, hielt der Stadtchef fest. Auf ein umfassendes Sicherheitskonzept, so fügte er hinzu, werde selbstverständlich ebenfalls geachtet.

Ludwig verwies auf vergleichbare Initiativen wie den Wiener Kultursommer im Vorjahr. Auch damals gab es strenge Zugangsregeln und eine Beschränkung der Besucherzahlen. Auch das Filmfestival am Rathausplatz fand 2020 unter solchen Bedingungen statt.

Wirtschaftskammer sieht nur „kleinen Lichtblick“

Die am Montag von der Bundesregierung verkündete Lockerung sei nur ein „sehr kleiner Lichtblick“, hieß es am Dienstag in einer Aussendung der Wirtschaftskammer. Man sieht „keine Perspektive“ und die „Wiener Gastlichkeit vor dem Aus“. Wolfgang Binder, Obmann der Kaffeehäuser, verwies etwa darauf, dass ein Großteil der Kaffeehäuser gar keinen oder nur einen kleinen Schanigarten hat: „Da ist es schlicht unmöglich, wirtschaftlich zu arbeiten. Wir haben konkrete Vorschläge gemacht, wie wir sicher für Gäste und Mitarbeiter öffnen können und wurden einmal mehr nicht gehört.“

Fragen zu Entfernung zum Lokal

Gastro-Obmann Peter Dobcak vermisste vorerst Angaben, „wann und wie lange wir die Gastgärten öffnen dürfen und für wie viele Gäste“. Bei schlechter Wetterlage würden den Betrieben bei offenen Schanigärten hohe Kosten entstehen, Einnahmen würden dagegen ausbleiben. Dobcak forderte eine Ausweitung der bisherigen Förderungen.

Es gehe um Fragen wie die Entfernung eines Gastgartens zum Lokal, eine eventuelle Reduktion der für Fußgänger übrig bleibenden Gehsteigbreite von derzeit zwei Metern auf 1,5 oder einen Meter, um die Nutzung von Sanitäranlagen im Lokal oder auch um die Reaktion, wenn plötzlich Regen einsetzt. Es gehe aber auch darum, ob die Stadt Wien die Parks für Food-Trucks öffnet, die angesichts ausgebliebener Veranstaltungen kaum mehr Umsatz machen.

Rund 3.500 Gastgärten gibt es in Wien und rund 9.000 Gastronomiebetriebe, die beiden Zahlen dürfe man aber nicht einfach gegenüberstellen, so Dobcak. Denn unter den 9.000 seien auch Imbissstuben und Nachtlokale. Andererseits seien manche Gastgärten so klein, dass sie keine Öffnung rechtfertigen würden – „vor allem wenn jetzt noch Abstandsregeln dazukommen“.

„Keine Öffnungsaussicht“ für Hotels

Dominic Schmid, Fachgruppenobmann der Hotellerie, zeigte sich enttäuscht, „dass jetzt nicht einmal mehr erwähnt wird, wann die Hotels wieder öffnen dürfen, das nimmt uns die letzte Hoffnung“. Schmid befürchtete, dass ein Drittel der Wiener Hotels nicht mehr aufsperren wird. Als Folge könne auch ein Drittel der Touristen langfristig nicht mehr kommen, „weil es keine Betten für sie gibt“.

Der Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner rechnet nicht vor dem Jahr 2024 mit einem Erreichen des Nächtigungsniveaus von vor der Coronavirus-Krise. Der Inlandstourismus werde in Österreich weder den Städte- noch den Wintertourismus retten, so Kettner. Er forderte einen EU-weiten „Grünen Pass“ für Menschen, die bereits geimpft sind oder getestet wurden bzw. wieder gesund sind.

Ludwig: Keine Alternative zu Tests

Die Interessen von Anrainern sollen bei Schanigärten im öffentlichen Raum berücksichtigt werden, „aber der Zugang zu Schanigärten soll erleichtert werden“, so Ludwig im Ö1-Morgenjournal. Zu den für die Schanigartenbesuche notwendigen Tests sah Ludwig ein Umdenken in der Gastronomie: „Was ist die Alternative? Dass weiter geschlossen bleibt.“