Ein Schloss verriegelt einen Schanigarten
APA/Helmut Fohringer
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Coronavirus

Wien verlängert Lockdown

In Wien werden Geschäfte und Dienstleister zumindest bis zum 11. April geschlossen bleiben. Das teilte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Montag mit. Auch eine Verlängerung über den 11. April hinaus ist nicht ausgeschlossen.

Das wird der Bund eigens verordnen, wie Ludwig am Montag erläuterte. Er habe Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) gebeten, dies zu tun, sagte er in einer Pause eines erneuten Ostgipfels von Landeshauptleuten und Regierungsmitgliedern. „Die Situation in den Intensivstationen in den Spitälern ist sehr ernst“, sagte Ludwig. Er habe aber jedoch auch vorgeschlagen, die Osterruhe nicht nur in Wien zu verlängern. „Es wäre wichtig, dass wir solche Maßnahmen über die Bundesländergrenzen hinweg treffen.“

Anschober sagte am Abend in einer Presseaussendung, dass sein Ministerium bereits an einer entsprechenden Verordnung arbeiten würde. „Mit den beiden weiteren Bundesländern und anderen Landeshauptleuten bin ich im Gespräch. Es werden aufgrund der alarmierenden Situation weitere Bundesländer diesem Weg der Stadt Wien folgen müssen“, so der Minister.

Einschränkungen könnten auch länger gelten

Sämtliche Experten aus dem virologischen Bereich hätten zur Verlängerung geraten. Es habe keinen Sinn länger zuzuwarten, warnte Ludwig: „Es gibt keine Chance, dass sich in den nächsten Tagen grundlegend was ändert.“ Man müsse nun klar sagen, was Sache ist. Er gehe davon aus, dass die anderen Bundesländern dem Beispiel Wiens folgen werden. Dass es auch nach dem 11. April entsprechende Einschränkungen geben werde, wollte Ludwig nicht ausschließen.

Lockdown bis 11. April verlängert

In Wien werden Geschäfte und Dienstleister zumindest bis zum 11. April geschlossen bleiben. Das teilte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Montag mit. Auch eine Verlängerung über den 11. April hinaus ist nicht ausgeschlossen.

Handel, körpernahe Dienstleistungen sowie Museen sind damit vorerst jedenfalls bis 11. April geschlossen, dann endet nach derzeitigem Stand auch das Distance Learning in den Schulen. Damit reagiert Wien auf die steigenden Infektionszahlen sowie die kritische Situation in den Spitälern und auf den Intensivstationen. Am Montag verzeichnete man in Wien 914 Neuinfektionen sowie erstmals mehr als 200 Personen, die auf der Intensivstation betreut werden müssen.

Bis jetzt hatte die sogenannte „Osterruhe“ für die Ostregion eine Schließung der Geschäfte, Dienstleister, Museen etc. von Gründonnerstag bis Osterdienstag (6. April) vorgesehen. Schon vor dem Gipfel, an dem Regierung, Landeshauptleute und Experten teilnahmen, hatte Ludwig geäußert, dass ihm eine längere und konsequentere Schließzeit lieber gewesen wäre.

Hoffnung auf Einlenken Niederösterreichs

Der Bürgermeister sprach sich gegen einen „Fleckerlteppich“ in Sachen Coronavirusmaßnahmen aus. Ob Niederösterreich und das Burgenland bei der Verlängerung des Lockdowns mitziehen, ist noch nicht klar. Vor allem Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zeigte sich zurückhaltend. In Niederösterreich hofft man, dass neben der „Osterruhe“ die selbst schon gesetzten Maßnahmen helfen, die Lage zu verbessern. Dazu gehört etwa, dass bei Infektionsfällen auch K2-Personen verpflichtend getestet werden.

Das Gesundheitsministerium und der burgenländische Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil (SPÖ) sollen eine größere Lösung für sinnvoll erachten. Die Situation im Osten und im restlichen Österreich unterscheide sich „höchstens um zwei, drei Tage. Dann steht man dort vor derselben Lage“, betonte Doskozil. Wien will wohl zumindest Niederösterreich ins Boot holen. Sonst könnte es passieren, dass dort die Geschäfte nach Ostern wieder aufsperren und die Wienerinnen und Wiener in Shoppingcenter in der Nähe der Stadtgrenze fahren, um dort einkaufen zu gehen.

Kritik von FPÖ

Kritik formiert sich bereits in Wien und zwar seitens der Freiheitlichen. Landesobmann Dominik Nepp nannte Ludwig Verfechter eines dauerhaften Brutalo-Lockdowns, der vom eigenen Versagen ablenken wolle. Der Stadtchef sei damit voll verantwortlich für die „verheerenden wirtschaftlichen Folgen mit weiteren zigtausenden Arbeitslosen“.

NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker ärgerte sich wiederum über einen „Schlingerkurs“ von ÖVP und Grünen. Alle zwei Tage werde die Linie geändert. Der Gesundheitsminister müsse sich jetzt gemeinsam mit den betroffenen Ländern überlegen, wie es nach diesem Lockdown weitergehen könne. Öffnen sollten zunächst die Schulen, zudem müsste das Testen ausgebaut werden.

Wirtschaftskammer empfiehlt raschen Ostereinkauf

Die Wiener Wirtschaftskammer empfiehlt indes, rasch noch die nötigen Besorgungen für das Osterfest zu absolvieren – nämlich im stationären Handel. „Dieses Jahr ist Corona-bedingt die Einkaufszeit verkürzt. Daher appelliere ich an alle, ihre Einkäufe noch bis Mittwoch zu erledigen. Natürlich immer unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften“, warb Handelsobfrau Margarete Gumprecht in einer Aussendung für einen raschen Einkaufsbummel vor der verordneten „Osterruhe“.

Spartenobmann Rainer Trefelik fordert mehr Planungssicherheit

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Wichtig sei, so betonte Gumprecht zudem, dass von Seiten des Gesundheitsministeriums die Möglichkeit von Click & Collect bzw. Call & Collect erlaubt werde. „Besonders für Spielwarengeschäfte oder Blumenhändler wäre die Abholung vor Ostern die Chance, ihre Kunden nicht ganz zu verlieren“, gab Gumprecht zu bedenken.

Bundesspartenobmann Rainer Trefelik forderte raschere Klarheit: Gerade im Handel brauche es längere Vorlaufzeiten: „Man kann zwar den Lichtschalter schnell ein- und ausschalten, aber ich muss auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Lieferketten berücksichtigen“, kritisierte er im „Wien heute“-Interview.