Impfstoff AstraZeneca
APA/AFP/Sai Aung Main
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Coronavirus

Wien schaltet 100.000 neue Impftermine frei

Die Lieferung von AstraZeneca-Impfstoff fällt diese Woche aus. Solche Ausfälle seien der komplexen Herstellung geschuldet, meint eine Expertin. Dennoch hat die Stadt angekündigt, am Freitag mehr als 100.000 neue Impftermine freizuschalten.

Konkret sollen am Freitag 105.500 Impftermine freigeschaltet werden, bestätigte das Büro von Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) einen Bericht des „Standard“ gegenüber dem ORF. Zuvor hatte es aufgrund der hohen Nachfrage und der Lieferengpässe einen vorübergehenden Stopp bei der Terminvergabe gegeben. Wann genau die Termine freigeschaltet werden, wollte man nicht sagen. „Im Laufe des Tages“, hieß es. Zusätzlich sollen vorgemerkte Personen, die in die nun zur Impfung freigegebenen Gruppen fallen, per SMS oder Mail verständigt werden.

Impftermine gibt es für über 65-Jährige (75.000 Termine), Hochrisikopatienten (22.500 Termine), Menschen mit Behinderung (4.000 Termine) und Kontaktpersonen von Schwangeren (4.000 Termine). Die Impfungen für diese zusätzlichen 105.500 Personen sollen laut Standard „in den kommenden drei Wochen“, also bis Ende April, stattfinden. Die ersten Impfungen sollen schon am Montag durchgeführt werden. Damit sollten laut Stadt Wien bis Ende April alle Hochrisikopatienten zumindest die erste Teilimpfung erhalten haben.

Liefermengen schwanken

Die Liefermengen der Impfstoffe schwanken derzeit extrem, die neuen Termine werden wohl vor allem mit Biontech/Pfizer durchgeführt werden: Von diesem Impfstoff erhält Wien diese Woche 30.000 Dosen, nächste Woche sind rund 43.000 Dosen geplant. Bisher wurden die meisten Wienerinnen und Wiener mit Biontech/Pfizer geimpft – insgesamt gab es 152.441 sogenannte „Erststiche“, 89.087 Menschen sind bereits vollimmunisiert. Bei Moderna gab es 26.916 Erststiche, 5.846 sind vollimmunisiert. Die erste Dosis AstraZeneca erhielten 86.868 Menschen, 86 die zweite, deutlich später angesetzte Dosis.

Komplexe Herstellung erleichtert Ausfälle

Nicht liefern wird diese Woche AstraZeneca. In einem Statement des Pharmaunternehmens hieß es, "dass es im laufenden Austausch mit Vertretern der Europäischen Kommission bezüglich Liefermengen und -terminen steht. So wurden auch – wie üblich – letzten Donnerstag (1. April) Vertreter der Europäischen Kommission über die Lieferungen für diese Woche (KW14) informiert. Die für diese Woche (KW 14) geplanten Dosen werden diese Woche verschickt und kommen je nach Destination möglicherweise erst am kommenden Montag an. Die für die nächste Woche (KW 15) geplanten Dosen werden, davon unberührt, ebenfalls nächste Woche geliefert.“

Die Frage, wie es trotz Zusagen seitens der Hersteller zu solchen Lieferproblemen kommen kann, beantwortete die Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller, Reneé Gallo Daniel, in „Wien heute“ mit der Komplexität des Herstellungsprozesses. Diese verursache immer wieder Ausfälle, das könne nicht gleich im selben Moment ersetzt werden. Prinzipiell würden Hersteller Lieferungen nach ihren Plänen zusagen, wobei es sich dabei um ein „best case“-Szenario handle. Wenn irgendetwas aus irgendeinem Grund dann aber doch ausfalle, könne es zu kurzfristigen Verzögerungen kommen.

Talk mit Reneé Gallo-Daniel

Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller

Sie glaube, dass jeder Hersteller bemüht sei, in den nächsten Wochen und Monaten so viel Impfstoff wie möglich herzustellen. Alle Hersteller versuchten, Kapazitäten auf das Maximum auszudehnen. Das gelinge auch, indem man immer wieder Kooperationspartner findet, die gewisse Teile der Produktion für einen Hersteller übernehmen.

Sputnik V: Verweis auf guten EU-Zulassungsprozess

Interessant dann auch ihre Antwort auf die Frage, was sie über den Versuch Österreichs denke, den russischen Impfstoff Sputnik V zu beschaffen. Sie betonte, dass die Impfstoffhersteller es sehr schätzen würden, dass es in der EU Zulassungsverfahren gibt: „Wir stellen uns hier schon die Frage, macht es Sinn, einen Prozess zu umgehen bzw. einen neuen Prozess ins Leben zu rufen, obwohl wir ja eigentlich gute validierte Prozesse haben, zumal wir innerhalb der Pandemie von der europäischen Zulassungsbehörde in der Pandemie auch beschleunigte Verfahren ermöglicht bekommen haben“.