Person hält eine FFP2-Maske
APA/Helmut Fohringer
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Coronavirus

Kritik an strengeren Wiener Maskenregeln

Ab heute gelten wieder neue CoV-Regeln. Wien ist dabei erneut strenger als die anderen Bundesländer. So bleibt die Maskenpflicht für den gesamten Handel aufrecht. In Theatern und beispielsweise Kinos wird sie sogar wieder eingeführt, was für Kritik sorgt.

Mit 1. Juli wurde die Maskenpflicht unter anderem in Kinos und Theatern abgeschafft – stattdessen brauchte man dort nur mehr einen 3-G-Nachweis. Wien schreibt nun in einer eigenen Verordnung das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in einigen Bereichen wieder vor. Betroffen sind davon neben Theatern und Kinos etwa Kabaretts, Konzertsäle und „Einrichtungen zur Religionsausübung“.

Kino-Vertreter: „Wirklich unsinnig“

Die Wiedereinführung der Maskenpflicht sei „wirklich unsinnig“ und „Willkür“, findet der Wiener Kinobetreiber und Branchensprecher Christian Dörfler. Er ist Obmann im Fachverband der Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe in der Wirtschaftskammer. Dörfler ortet eine „komplette Ungleichbehandlung“ zwischen dem Kulturbereich und der Gastronomie.

In einem Restaurant dürfe man mit einem 3-G-Nachweis am Tisch und ohne Masken sitzen und ohne Abstand miteinander sprechen, im Kino aber nicht, ärgert sich Dörfler im Interview mit wien.ORF.at. Dabei sei der Kinobesuch sogar sicherer, weil hier nicht gesprochen werde und Abstände eingehalten würden.

Entspannter sieht die Lage hingegen ein Branchenkollege, der Sprecher der Wiener Programmkinos, Michael Stejskal. „Ich glaube, grundsätzlich ist man gut beraten, mit freudigem Herzen alle Maßnahmen mitzutragen, die uns vor einem weiteren Lockdown bewahren“, sagte er im Interview mit „Wien heute“.

Strengere Wiener Covid-Verordnung liegt vor

Der Entwurf zur Wiener Verordnung zu den von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) angekündigten strengeren CoV-Regeln in Wien liegt vor. Die darin enthaltenen Maßnahmen gelten ab Donnerstag.

Verschärfungen für Nachtgastronomie

Kritik von Unternehmerinnen und Unternehmern gibt es auch an der schärferen Gangart Wiens im Handel. Als einziges Bundesland behält Wien ja die Maskenpflicht für den gesamten Handel bei, und nicht nur für Geschäfte des täglichen Bedarfs wie Supermärkte. „Es ist für mich komplett unlogisch, dass wir im Handel Masken tragen sollen und andererseits in einer Bar, in einer Diskothek, in einem Club viel mehr Menschen zusammenkommen und dort keine Maskenpflicht herrscht“, meint etwa die Unternehmerin Sonja Völker in „Wien heute“.

Bundesweit verschärft werden mit Donnerstag die Regeln für die Nachtgastronomie. Nun ist der Zutritt nur mehr für geimpfte oder PCR-getestete Personen möglich. Dafür gelten in der Gastronomie keine Kapazitätsbeschränkungen mehr.

Wien befürchtet starken Anstieg im Sommer

Wien argumentiert das strengere Vorgehen in den Erläuterungen zur Verordnung damit, dass dass die CoV-Fallzahlen kontinuierlich steigen würden, weil die deutlich infektiösere Delta-Variante mittlerweile dominiere. Das epidemiologische Simulationsmodell der Statistik-Abteilung MA 23 würde zeigen, dass bereits im Sommer mit einem starken Anstieg der Fallzahlen zu rechnen sei und das Risiko einer neuerlichen starken Belastung der Spitäler ab September bestehe.

Verwiesen wird auch auf die Sondersituation Großstadt: „Die höhere Infektiosität der Delta-Variante bedeutet, dass auch kurze Kontakte bereits zu Ansteckungen führen können. In einem Ballungsraum wie Wien, in dem eine höhere Personendichte im öffentlichen Raum herrscht, ist die Wahrscheinlichkeit von Ansteckungen bei zufälligen Kontakten erhöht.“