Eine Frau wirft eine Münze in ein Telefon in einer Telefonzelle
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Chronik

Aus für Telefonzellen: Nachnutzung fraglich

Mit einer Novelle des Telekomgesetzes ist das Ende der Telefonzellen so gut wie besiegelt. Für den Netzbetreiber A1 ist das eine gute Nachricht: Die Erhaltungskosten für die 11.000 Telefone in Österreich, ein Viertel davon in Wien, sind hoch. Offen ist noch das weitere Vorgehen.

Zehn Defibrillatoren sind in Wiener Telefonzellen untergebracht. Manche wurden zu Paketstationen umgebaut. Ob noch viele weitere solcher Angebote kommen, ist offen. „Langfristig werden sie aus dem Stadtbild verschwinden. Sie brauchen Platz und sie kosten den Betreiber etwas“, erklärt der Geschäftsführer der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR), Klaus Steinmaurer.

Nachnutzungen, wie etwa als E-Ladestelle, seien zwar interessant, meint Steinmaurer. Für ihn aber unklar, ob das breit umsetzbar ist. „Die Telefonzellen sind oft an Orten, wo es schwer ist, ein Auto zu parken – sie stehen in Fußgängerzonen oder auf Plätzen direkt vor Gebäuden und sehr selten direkt am Straßenrand.“ Steinmaurer plädiert dafür, die Plätze freizumachen für andere Nutzungen.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) whrend eines Fototermins „Erste Wiener Telefonzelle mit eingebautem Laien-Defibrillator“ am Dienstag, 4. Februar 2020, in Wien.
APA/Roland Schlager
Zehn Telefonzellen in Wien sind schon mit Defibrillatoren ausgestattet worden

Flächendeckende Versorgung fällt

Einen Abreißreigen werde es nicht geben, verspricht A1. Es fällt allerdings die gesetzliche Verpflichtung. Noch vor Weihnachten soll das neue Telekommunikationsgesetz in Kraft treten. „Es fällt die Universaldienstverordnung, die hat bisher geregelt, wie viele Telefonzellen pro Einwohner betrieben werden müssen. Das ist dann hinfällig“, sagte die Sprecherin von A1 Telekom Austria, Livia Dandrea-Böhm gegenüber „Wien heute“.

Aus für Telefonzellen

Im neuen Telekom-Gesetz sind Telefonzellen rausgestrichen, ihre Zukunft sieht düster aus.

Das Unternehmen war bisher dazu verpflichtet, in jeder Gemeinde mindestens eine Telefonzelle zu betreiben. Bei mehr als 1.500 Einwohnerinnen und Einwohnern waren es zwei, die Verpflichtung erhöhte sich mit der Einwohnerzahl. Schon seit 2015 musste aber nicht mehr nachgerüstet werden. Die Nutzung ist durch Handys und mobile Dienste in den letzten Jahren ohnedies enorm zurückgegangen.

Kein lukratives Geschäft

Nur bei Verkehrsknotenpunkten sind die Fernsprecher noch profitabel gewesen, sagte die Sprecherin. „Man muss die Telefonzellen warten und pflegen, das Geld herausnehmen, das eingeworfen wurde.“ Genaue Zahlen über die Kosten will A1 nicht bekanntgeben, „man kann sich aber wohl selbst ausrechnen, dass es kein allzu lukratives Geschäft war“.

Ab Jänner wird erwartet, dass die Telefonzellen nach und nach zurückgebaut werden. Das Ende der 2.500 Telefonzellen in der Stadt war schon lange besiegelt, sagt Steinmaurer. Bei A1 meint man, dass viele Menschen die Telefonzellen liebgewonnen hätten. „Aber wenn es ein bisschen weniger sind, wird es auch keinem auffallen.“