Virologin Monika Redlberger-Fritz
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Coronavirus

Virologin für Ausweitung der Maskenpflicht

Die Coronavirus-Welle nimmt weiter Fahrt auf. Am Mittwoch wurden österreichweit 6.506 Neuinfektionen gemeldet, der höchste Wert heuer. Die Wiener Virologin Monika Redlberger-Fritz plädiert für eine Ausweitung der Maskenpflicht.

Man sollte „vor allem die Masken wirklich wieder in den Vordergrund bringen“, sagt Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien – und zwar nicht nur im öffentlichen Bereich, sondern man sollte die Masken auch in den privaten Bereich „wieder ein bisschen hineinnehmen“. Denn die meisten Ansteckungen gebe es derzeit im privaten Bereich, etwa bei Familienfeiern.

Eine Maskenpflicht sollte auch Geimpfte umfassen, so die Virologin im Interview mit „Wien heute“, vor allem weil man auf der Straße Geimpfte und Ungeimpfte nicht unterscheiden könne. Redlberger-Fritz plädiert zudem für wieder mehr Aufklärung über das Virus. Wünschenswert wären zudem bundesweit einheitliche Regeln, weil diese dann leichter nachvollziehbar wären: „Man verliert da auch den Willen der Bevölkerung, da wirklich tatsächlich mitzuhelfen.“

Virologin Redlberger-Fritz im Interview

Virologin Monika Redlberger-Fritz zum Thema Kinderimpfung.

Bisher 945 Kinder „off label“ geimpft

Kritisch sieht Redlberger-Fritz das Impfen von Kindern unter zwölf Jahren „off label“, also außerhalb der Zulassung. „Das Immunsystem der Kinder ist ein ganz anderes und die Kinder sind eben keine kleinen Erwachsenen“, betont die Virologin, die Mitglied im Nationalen Impfgremium ist. Auch dass in den USA die Impfungen für jüngere Kinder bereits regulär begonnen haben, ändert für sie nichts, man sollte auf die Zulassung in Europa warten.

Aufgrund der Zulassung in den USA denke sie zwar nicht, dass das Impfen von Kindern unter zwölf gefährlich sei, erklärt Redlberger-Fritz: „Aber ich denke, wir haben ein sehr sicheres Impfkonzept und das sollten wir beibehalten und dementsprechend unser Regulativ beibehalten.“

Die Nachfrage nach Impfungen für unter Zwölf-Jährige ist in Wien weiterhin sehr groß. Eine Handvoll an Ordinationen impft, zum Teil jedoch nur Kinder mit Risikofaktoren. Aktuell sind in Wien 945 Kinder unter zwölf geimpft, das sind 0,5 Prozent dieser Altersklasse. Regulär und vollständig geimpft sind in Wien mittlerweile zudem 39 Prozent der Zwölf- bis 15-Jährigen und 60 Prozent der 16- bis 19-Jährigen.

Klimek: Lage in Wien durchaus „durchaus angespannt“

Der Komplexitätsforscher Peter Klimek bezeichnete die CoV-Lage in Wien unterdessen „durchaus als angespannt“. Die Zahlen seien zwar im Bundesländer-Vergleich niedriger, es gebe aber auch schon einen entsprechenden Belag auf den Intensivstationen.

Abzuwarten bleibt, wie sich die Zahlen nach den Herbstferien entwickeln – am Mittwoch haben in Wien wieder die Tests an den Schulen begonnen. Klassen zu schließen wäre jedenfalls nicht unbedingt notwendig, um Cluster zu verhindern, zeigen Studien – das könnte auch mit täglichen Tests passieren. Klimek sieht ein „ermutigendes Zeichen“, dass hier auch andere Strategien möglich seien.

Wieder Tests in Schulen

Die Herbstferien sind zu Ende, Schule und damit das regelmäßige Covid-Testen starten wieder. Offen ist noch, ob sich der Anstieg der vergangenen Tage auch dort niederschlägt.

Verbesserungsbedarf ortet die Gewerkschaft jedenfalls auch bei den aktuellen Strategien. Es dauere bei CoV-Fällen viel zu lange, bis konkrete Anweisungen von der Gesundheitsbehörde bzw. der Dienstbehörde kommen, kritisiert Thomas Krebs, Vorsitzender der Gewerkschaft der Wiener PflichtschullehrerInnen (FCG): „Das ist eine ganz, ganz schwierige Situation, in der die die Lehrerinnen und Lehrer und vor allen Dingen die Schulleitungen Unterstützung brauchen.“