Andrea Schmalzbauer und Patrick Budgen im Studio
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Coronavirus

Pflegerin: CoV-Bonus noch nicht ausbezahlt

Die steigenden CoV-Zahlen bringen das Spitalspersonal an die Grenze der Belastbarkeit. Der versprochene CoV-Bonus sei unterdessen noch nicht ausbezahlt worden, sagt Andrea Schmalzbauber, leitende Krankenpflegerin einer Covid-Station in der Klinik Ottakring.

„Wir haben die ersten Erhebungslisten ausgefüllt, um den Anspruch zu unermauern, die haben wir übermittelt", so Schmalzbauber im „Wien heute“-Interview mit Patrick Budgen. Seither warte man darauf. Die Pflegeberufe müssten sich „sicher lauter“ für ihre Rechte einsetzen.

„Müde, erschöpft und frustriert“

„Wir sind an einem Punkt, wo aus der Müdigkeit eine satte Erschöpfung geworden ist und aus der Hoffnung eine große Desillusionierung. Manche resignieren, manche werden frustriert und zornig und wir hätten uns das anders erwartet“, so die Krankenpflegerin.

Die Unzufriedenheit in ihrem Beruf sei mittlerweile groß. „Wir halten gut als Team zusammen, aber viele sagen: ‚Lange halte ich das nicht mehr aus.‘ Es müssen die Rahmenbedingungen stimmen, die stimmen schon länger nicht. Es gibt zu wenig Personal. “

„Werden oft angefeindet“

„Wir sind nicht nur für Krankheit, sondern auch für Gesundheitsberatung und Vorsorge da und versuchen Menschen zu erklären, warum so eine Impfung von Vorteil wäre. Und dafür werden wir oft angefeindet und in eine Ecke gestellt.“

Insgesamt sei man nur genau 14 Tage lang eine Non-Covid-Station gewesen „und dann sind die Zahlen so enorm angestiegen. Wir sind voll. Natürlich gibt es jetzt nächste Eskalationsstufen und mit den nächsten Stationen wurde bereits gesprochen, wer wie viele Stationen öffnen muss“, berichtete die Krankenpflegerin von der Situation in der Klinik Ottakring.

Die meisten Ungeimpften ohne Einsicht

„Überwiegend liegen bei uns die Ungeimpften. Natürlich gibt es die Impfdurchbrüche, aber die sind weniger heftig krank, aber kommen zum Teil alleine zu Hause nicht zurecht.“ Die jüngste Patientin auf ihrer Station sei 20, die älteste 90. „Die Leute brauchen Sauerstoff, sie bekommen Cortison, blutverdünnende Spritzen, antivirale Medikamente. Im Grunde brauchen die Patienten eine Symptombehandlung und Sauerstoff. Wenn wir damit nicht zurecht kommen, kommen sie auf eine Intensivstation.“

Bei einzelnen Ungeimpften gebe es ein Einsehen, "die sagen, sie haben es unterschätzt und hätten das nicht gedacht. Die Mehrheit bleibt aber dabei und sagt, jetzt habe ich es gehabt, jetzt kann mir nichts passieren. Ich hab selbst eine Mitarbeiterin, die sich angsteckt hat und jetzt eine Reha macht, weil sie keine Luft bekommt.“ Man habe "ein bisschen Angst davor, wie das weitergehen wird. Was wird sein? Es gibt ja auch noch Menschen mit anderen Erkrankungen die man behandeln muss. Die kann ich ja nicht außer acht lassen“.

„Kompromisse sind zumutbar“

In Richtung Impfgegner und -skeptikerinnen und auch Maßnahmenkritikerinnen wie die Schauspielerin Nina Proll, die sagte, dass 2 G "unmenschlich“ sei, sagt die Krankenpflegerin: „Wir leben in einer demokratischen Republik. Das hat die Vorteile der freien Meinungsäußerung und wir dürfen unsere Volkvertreter frei wählen. Republik heißt glaube ich auch für das Wohl aller im Staat Lebender zu sorgen. Und wenn man sich um das Wohl vieler Menschen sorgen muss, dann muss man immer auch Kompromisse eingehen. Ich glaube, das es uns zumutbar ist Kompromisse zu schließen.“

Angesichts der Demonstrationen der CoV-Maßnahmengegner gehe es ihr „nicht gut“. "Wir sprechen ja von Fakten, das ist kein Hirngespinst. (…) Und wenn man die vielen Leute auf der Straße sieht, kann man sich ausrechnen wieviele davon bei uns im Spital landen.“

„Wollen für alle da sein“

Ihr Appell an Ungeimpfte: „Sich fundierte Meinungen einholen, nicht auf Gerüchte aus Sozialen Medien pochen. Es gibt hoffentlich für jeden eine Ärztin des Vertrauens, und wenn ich nach Einholung von Fachinformation meine Meinung ändere, dann freut uns jeder einzelne."

Man sei „gerne für alle da, aber es dürfen halt nicht zu viele werden. Und dann zwingt man uns moralische, ethische Entscheidungen auf, die wir nicht treffen wollen. Stehen zu viele vor unserer Tür, wen schick ich weg, wen lass ich rein. Wir wollen für alle da sein.“