Nicht einmal Schauspieler Arnold Schwarzenegger durfte bei seinem Besuch im Juni einen Lipizzanerhengst reiten. Eigentlich darf das niemand, außer die jahrelang ausgebildeten Bereiter der Hofreitschule selbst. Mindestens acht Jahre Ausbildung, die rein mündlich übertragen wird in einer 455 Jahre alten Tradition, ist notwendig, um ein solches Pferd besteigen zu dürfen. So steht es im Statut.
Das gilt offenbar nicht für die Tochter des Aufsichtsratsvorsitzenden. Sie kaufte 2013 einen jungen Hengst um 12.000 Euro, der mittlerweile einen Wert von mehreren hunderttausend Euro haben soll, weil er zu einem Star der Hofreitschule ausgebildet worden ist. Gezahlt habe der Aufsichtsratsvorsitzende dafür nicht.
„So etwas hat es noch nie gegeben“
„Es kann nicht sein, dass das Pferd in der Dienstzeit der Schule von einem Bereiter ausgebildet wird. Ein Privatpferd! Das ist ja schrecklich. So etwas hat es noch nie gegeben“, sagte der langjährige ehemalige Oberbereiter der Spanischen Hofreitschule, Klaus Kriszch, im Interview mit „Wien heute“-Redakteurin Lisa Veits.
Außerdem bekomme die Tochter seit Jahren kostenlos Reitstunden, weil das der Aufsichtsratsvorsitzende so fordere. „Er mischt sich da schon ein und sagt: Wo sind die Bereiter für meine Tochter? Ich brauche jetzt jemanden am Heldenberg oder so. Die Bereiter und Bereiterinnen sind extrem unzufrieden mit der Situation, weil sie dafür nichts bezahlt bekommen. Und weil ja auch klar ist, dass auch die Hofreitschule nichts dafür bekommt“, so ein Mitarbeiter der Spanischen Hofreitschule gegenüber dem ORF.

Schule bezahlt Tierarzt und Hufbeschlag
Der Hengst wird seit mittlerweile rund acht Jahren ausgebildet. Die Einstellgebühren von 1.200 Euro monatlich zahlt der Vorsitzende. Auf Kosten für tierärztliche Untersuchungen und Hufbeschlag bleibt die Hofreitschule sitzen, wie auch der Rechnungshof in seinem Bericht bemängelt.
Erst seit der Kritik des Rechnungshofs regelt ein Nachtrag zum Einstellvertrag, dass die Hofreitschule auch für die Kosten für Tierarzt und Hufbeschlag aufkommt, rückwirkend ab 2014, weil der Hengst der Hofreitschule als Schulhengst zur Verfügung stehe.
Neue Vorwürfe gegen Hofreitschule
Zwei Wochen nach der Kritik des Rechnungshofs an der Spanischen Hofreitschule gibt es nun neue Vorwürfe. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats soll Vorteile für seine Tochter in Anspruch nehmen, ohne dafür zu bezahlen.
Kein Kommentar von Besitzerin
Zu den Vorwürfen der kostenlosen Ausbildung des Lipizzaners sowie den Reitstunden für seine Tochter sagte der Aufsichtsratsvorsitzende gegenüber dem ORF, dass er 12.000 Euro pro Jahr für das Pferd bezahle – mehr wolle er dazu nicht sagen. Seine Tochter lehnt jeden Kommentar ab. Vom zuständigen Landwirtschaftsministerium sowie der Geschäftsführung der Hofreitschule gibt es nach Anfrage gegenüber dem ORF keine Stellungnahme zu den Vorwürfen.
Schaden für Republik Österreich
Rechtsanwalt Volkert Sackmann hat sich die Kritik des Rechnungshofs genauer angesehen und meinte zum konkreten Vorwurf: „Überraschend war für mich, dass der Rechnungshof-Bericht das nicht von sich aus angezeigt hat. Nach meinem Dafürhalten ist das eigentlich in die Augen fallend, dass da etwas strafrechtlich Relevantes passiert sein könnte. Ein Anfangsverdacht ist meines Erachtens jedenfalls vorliegend“, so Sackmann. Die Höhe des Schadens für die Republik Österreich wird von Experten auf 700.000 Euro geschätzt.