Familie aus der Ukraine im Hotel am Brillantengrund
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Soziales

Wiener Hotels nehmen Ukrainer auf

Die Hilfsbereitschaft für die Ukraine in Wien ist groß. Einige Hotels bieten Platz für Schutzsuchende an, über 30 Menschen werden etwa bereits im Hotel am Brillantengrund im 7. Bezirk versorgt. Eine Kirche wurde unterdessen zur Spendenzentrale umfunktioniert.

33 Personen aus der Ukraine sind derzeit im Hotel am Brillantengrund untergebracht, hauptsächlich Frauen mit ihren Kindern. Seit zwei Tagen nimmt das Hotel Schutzsuchende auf. „Der Raum ist da und sie brauchens“, sagt Geschäftsführer Marvin Mangalino im Interview mit „Wien heute“. Mehr als die Hälfte seines Hotels wird nun von Menschen aus der Ukraine bewohnt. Am Samstag kommen weitere sieben Schutzsuchende an, und dann sind zumindest hier die Kapazitäten ausgeschöpft.

Inna Gavryliuk und ihre 77-jährige Mutter
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Inna Gavryliuk flüchtete mit ihrer Mutter nach Wien

„Fühle mich sicher, zumindest körperlich“

Im Hotel am Brillantengrund untergekommen sind beispielsweise die Kiewer Psychotherapeutin Inna Gavryliuk und ihre 77-jährige Mutter Nina. Die Flucht nach Wien habe drei Tage gedauert, erzählen sie. „Ich bin um fünf Uhr früh aufgewacht, weil ich Explosionen hörte“, erinnert sich Inna Inna Gavryliuk. „Ich habe sofort Wasser und Gas abgedreht, dann bin ich zu meiner Mutter gefahren und habe sie abgeholt.“

Ihre Wohnung in Kiew ist erst im Dezember renoviert worden, die Trauer sie verlassen zu müssen sitzt tief, beschreibt die Psychotherapeutin: „Im Moment fühle ich mich sicher, zumindest körperlich, andererseits fühle ich mich, als wäre der Boden unter meinen Füßen weg, weil ich alles verloren habe, was ich hatte.“

Hotels nehmen Schutzsuchende auf

Einige Wiener Hotels haben ihre freien Zimmer angeboten, die Wirtschaftskammer hatte dazu aufgerufen. Ein Hotel das bereits Flüchtlinge aufgenommen hat, ist das Hotel am Brillantengrund im siebenten Bezirk.

Über hundert Lkw-Ladungen mit Hilfsgütern

Neben Hilfsorganisationen organisieren derzeit vor allem auch die Ukrainerinnen und Ukrainer, die in Wien leben, Hilfe. Die St.-Barbara-Kirche der ukrainischen Gemeinde in der Postgasse wurde zur Spendenzentrale umfunktioniert. Von dort aus wurden inzwischen über hundert Lkw-Ladungen mit Hilfsgütern weggeschickt.

Über hundert Menschen, engagieren sich seit Tagen ehrenamtlich. Fast im Minutentakt brachten am Mittwoch auch viele Wienerinnen und Wiener Spenden für die Ukraine, von Medikamenten bis zu Hundefutter. Die Spendenzentrale in der St.-Barbara-Kirche hat täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Was gebraucht wird, steht auf Zetteln neben dem Eingang und auf der Internetseite der Gemeinde. Auch Lagerflächen werden dringend gesucht.

Lkw wird mit Hilfsgütern beladen
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Über hundert Lkw-Ladungen an Hilfsgütern wurden in der St.-Barbara-Kirche bereits gesammelt

SOS-Kinderdorf sucht Gastfamilien

Das SOS-Kinderdorf in Wien sucht unterdessen Gastfamilien in Wien, die unbegleitete geflüchtete Jugendliche aus der Ukraine aufnehmen können. „Angesichts der aktuellen Lage in der Ukraine und der zunehmenden Flüchtlingsströme erwarten wir, dass bald auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus der Ukraine in Österreich eintreffen werden“, so SOS-Kinderdorf-Geschäftsleiter Clemens Klingan in einer Aussendung. Der Bedarf an Betreuungsmöglichkeiten sei hoch und werde weiter steigen, je länger der Krieg in der Ukraine dauere.

Ukrainische Kirche wird Spendenzentrale

Es sind vor allem die Ukrainer selbst, die helfen. Sie haben die Kirche ihrer Gemeinde in der Postgasse zu einer Spendenzentrale umfunktioniert und von dort über 100 Lkw-Ladungen an Hilfsgütern weggeschickt.

„Wenn Jugendliche alleine flüchten, sind für sie stabile Lebensumstände und enge Bezugspersonen besonders wichtig, Gastfamilien sind dafür besonders gut geeignet“, erklärt Klingan. Untergebracht werden sollen Jugendliche über 14 Jahren, wichtig ist zudem ein eigenes Zimmer. Das SOS-Kinderdorf betreut die Gastfamilie eng.