Auswertungen von Alles gurgelt-Tests in Lifebrain Labor
APA/Hans Punz
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Coronavirus

Lifebrain meldet Mitarbeiter zur Kündigung an

Mangels Nachfrage reduziert die Stadt ab April ihr Impfangebot. Und auch die Gratis-Gurgeltests könnten demnächst reduziert werden oder gar auslaufen – wenn der Bund die Tests nicht mehr bezahlt. Das Großlabor Lifebrain meldet deshalb alle Mitarbeiter zur Kündigung an.

Menschen aus 50 Ländern arbeiten für Österreichs größtes Labor Lifebrain in Penzing. In den vergangenen 24 Stunden wurden in den vier Pavillons 327.000 Coronavirustests ausgewertet. Doch wenn der Bund die flächendeckenden Gratis-Tests nicht mehr bezahlt, werden die meisten Mitarbeiter Ende März ihren Job verlieren, sagt Geschäftsführer Michael Havel.

1.200 Personen betroffen

„Es weiß niemand, weder wir noch die Stadt Wien, wie das tatsächlich im Bund entschieden werden wird“, sagt Havel im „Wien heute“-Interview. Nun hat man sich dazu entschließen müssen, für den schlimmstmöglichen Fall vorzuplanen. „Wir werden am Montag alle unsere Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung anmelden – im Sinne eines Frühwarnsystems. Das sind ungefähr 1.200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.“ Sollte das Testangebot weiter finanziert werden, werden allerdings auch die Kündigungen nicht vollzogen, so Havel.

Bürgermeister Michael Ludwig (R/SPÖ) und Lifebrain-CEO Michael Havel mit einem Sack angelieferter „Gurgel-Tests“
APA/Herbert Neubauer
Havel führt seit Frühjahr 2021 das „Alles gurgelt“-Programm durch

Lifebrain wertet für die Stadt Wien die „Alles gurgelt“-Tests aus. In der Diskussion steht, dass die Gratistests künftig nicht mehr vom Bund an die Stadt refundiert werden. Falls das passiert, steht im Raum, dass das breite Testangebot in der Stadt zurückgefahren wird. Dafür plädiert seit einiger Zeit auch der Epidemiologe Gerald Gartlehner. Am Mittwoch in der ZIB2 sagte er: „Quer durch die ganze Bevölkerung zu testen bringt sicher wenig.“

Gartlehner für neue Teststrategie

Niederschwelliges Testen von symptomatischen Personen sei wichtig, asymptomatische müssten aber zielgerichteter getestet werden, meint Gartlehner. Man müsse sich hier auf Risikopersonen und deren Kontaktpersonen konzentrieren. In diesem Zusammenhang findet der Epidemiologe auch die regelmäßigen Schultests „nicht mehr sinnvoll“.

Für Laborbetreiber Havel ist das nicht nachvollziehbar. „Es macht mich erstaunt, dass man, wenn man die höchsten Infektionszahlen hat und davon auszugehen ist, dass die Zahlen weiter steigen werden, dieses Testregime einstellt.“ Die täglich über 300.000 Tests führen auch dazu, dass Wien die mit Abstand meisten asymptomatischen Infektionen in Österreich findet – nämlich zwei Drittel.

Hoffnung auf Zusage für Herbst

Havel, der davon ausgeht, dass im Herbst die nächste Infektionswelle auf Österreich zukommt, fordert erwartungsgemäß eine Fortsetzung der Teststrategie. Sollte es jedoch die Zusicherung der Politik geben, im Herbst wieder Testkapazitäten in größerem Umfang zu benötigen, „dann würden wir natürlich wieder in die Vorleistung gehen und über den Sommer so viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wie möglich durchfinanzieren“.

Ungewissheit über Gratis-Tests

Wien verzeichnet seit Donnerstag offiziell 8.681 neue CoV-Ansteckungen. Trotzdem ist nach wie vor unklar, ob die Gratis-Gurgeltests auslaufen.

Wien drängt auf die Fortführung des kostenlosen Testprogramms. Beim Bund verweist man auf die hohen Kosten von bisher 2,6 Milliarden Euro für das Testen. Wien wartet jedenfalls auf eine Entscheidung des Bundes. Eine Entscheidung soll in den nächsten Tagen stehen. Dann steht auch fest, ob die Gratistests aus dem „Alles gurgelt“-Programm weiterlaufen wie bisher oder nicht.