Angst Symbolbild, Mann in Kapuze am Bahnhof
Pixabay
Pixabay
Soziales

Krieg, Pandemie: Tipps für die Psyche

Erst die Pandemie und jetzt ein Krieg: Das schlägt vielen Menschen auf die Psyche. Viele schwanken zwischen Mitgefühl und Angstzuständen. Täglich gibt es neue schreckliche Bilder. Experten empfehlen Gespräche, Beratung und Ablenkung.

„Geht es eigentlich irgendjemandem gerade gut? Also unbelastet und optimistisch?“ Fragen, wie diese, stellen sich in den sozialen Medien aktuell viele Menschen. Gleichzeitig prasseln auf sie ständig negative Nachrichten und Bilder ein. Thomas Kapitany, ärztlicher Leiter des Kriseninterventionszentrums, empfiehlt. „Der erste Schritt ist immer im eigenen Umfeld, mit Freunden und Familie sich austauschen zu können. Überhaupt über das, was da geschieht und über die eigene Betroffenheit zu sprechen.“

Es sei auch völlig Ordnung zu fragen, wie es uns angesichts des Krieges geht, sagt Kapitany. „Es ist wichtig, sich bewusst zu machen und sich einzugestehen, dass das sein darf. Das ist immer der erste Schritt, um dann wieder in eine Handlungsfähigkeit zu kommen.“ Der nächste Schritt ist, sich auch professionelle Hilfe zu holen. Telefon- und Mailberatung im Kriseninterventionszentrum sind seit Ausbruch des Krieges massiv gestiegen.

Radio Wien-Hörer Erwin Nader aus Wien-Donaustadt hat uns diese Urlaubserinnerung aus Sri Lanka geschickt.
Erwin Nader
Erinnerungen an einen Urlaub können helfen, weniger Alpträume zu haben

Bunkern isoliert

Das Bunkern von Lebensmitteln, Wasserflaschen oder Kaliumjodtabletten verstärken Ängste und Ohnmacht, meint der ärztliche Leiter. „Weil es uns auch noch mehr in die Isolation bringt, wenn wir uns zu Hause einsperren. Ich möchte schon empfehlen, dass wir hinausgehen, uns mitteilen und Austausch suchen. Und eher schauen, wie können wir helfen.“

Es ist vor allem die Flut an Kriegs-Bildern, die unser Gehirn in Alarmbereitschaft versetzt, erklärt Neurobiologe Marcus Täuber. „Wir haben die Amygdala, unsere Alarmanlage im Kopf. Im Prinzip wird dort sehr schnell, innerhalb von einer Fünftel Sekunde entschieden, ist das was da reinkommt potenziell bedrohlich oder nicht. Und solche Bilder sind so und da geht diese Alarmanlage los und somit die ganze Stressreaktion.“

Umgang mit Krieg und Angst

Täglich gibt es neue schreckliche Bilder, die die Psyche belasten können. Das muss nicht sein: Friede, zumindest in Kopf und Psyche, kann man lernen.

Positive Erfahrungen vorm Schlafen

Die negativen Emotionen spielen sich ganz tief im Gehirn ab, führt Täuber aus. „Das limbische System wird gereizt von den Schreckensbildern und den Horrorszenarien, die von außen kommen, aber auch in meinem eigenen Kopf stattfinden. An diese Bereiche muss man herankommen, das geht aber mit guten Ratschlägen und Einsicht nicht.“

Nachrichten konsumieren, aber dosiert, empfiehlt deshalb der Neurobiologe. „Was unmittelbar vor dem Schlafengehen hereintrudelt, wird dann auch besonders stark im Schlaf mitgenommen. Alpträume werden begünstigt oder dass man eine schlechte Schlafqualität hat.“ Er rät, ab ein, zwei Stunden vor dem Schlaf sollte man sich mit positiven Dingen beschäftigen, etwa Urlaubsbilder oder Entspannungsübungen seien vom Vorteil.