Busek werde den Wienerinnen und Wienern immer als „bunter Vogel“ in Erinnerung bleiben, der der Wiener ÖVP ein modernes Image gab, bezog sich Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) auf jene Zeit, in der Busek in der Wiener Stadtpolitik erfolgreich war: „Dieser Verlust macht mich sehr betrübt.“ Mit Busek "verlieren wir einen Politiker und Vordenker, dessen große Begabung es war, über den gesellschaftlichen und politischen ,Tellerrand‘ hinauszublicken“: "Sein Wirken für Wien, Österreich und Europa macht Erhard Busek für uns alle unvergesslich.“
Bei der Gemeinderatswahl 1983 erreichte die ÖVP in Wien mit 34,8 Prozent das zweitbeste Ergebnis zu Zeiten der Zweiten Republik – das beste Ergebnis stammt mit 34,95 Prozent aus dem Jahr 1949 – und Erhard Busek wurde Wiener Vizebürgermeister. Als Vizekanzler, Minister für Wissenschaft und Forschung sowie Unterricht und Kultur habe Busek das Geistesleben der Nation mitgeprägt. Ludwig verwies auf sein Engagement zur Aufwertung Mitteleuropas und des Donauraums.
Van der Bellen: „Feine Ironie“
„Mit Erhard Busek verliert Österreich eine seiner prägendsten politischen Persönlichkeiten“, betonte der Bundespräsident. Busek habe als Wissenschaftsminister und als Vizekanzler die heimische Innen- aber auch Außenpolitik den Stempel aufgedrückt. „Seine feine Ironie, ja, auch Selbstironie, wurden weithin geschätzt und auch bewundert“, so Van der Bellen.
Wien als „Herzensanliegen“, „großen Wiener“ verloren
Die besonderen Verdienste Erhard Buseks für Wien würdigte auch der ehemalige Wiener ÖVP-Obmann Bernhard Görg. Wien sei Busek ein Herzensanliegen gewesen. „Mit Erhard Busek hat mich in den Jahren unserer politischen Zusammenarbeit eine nicht immer konfliktfreie, doch stets wertschätzende und sachliche Zusammenarbeit verbunden“, erinnerte sich Görg.
Die ÖVP, vor allem die Wiener ÖVP, verliere mit Erhard Busek „eine ausgeprägte Persönlichkeit, die als Wiener ÖVP-Obmann und Wiener Vizebürgermeister die positive Entwicklung Wiens und Öffnung zu einer weltoffenen Metropole lange Jahre maßgeblich beeinflusst und begleitet hat“. „Mein Beileid und Anteilnahme gilt in diesen Stunden vor allem auch seiner Familie und seinen Freunden!“, so Görg abschließend.
Mit „tiefer Trauer und großer Bestürzung“ reagierte die aktuelle Spitze der Wiener ÖVP. „Mit Erhard Busek ist ein großer Wiener, Österreicher und Europäer von uns gegangen. Er wird eine große Lücke hinterlassen. Nicht nur politisch, sondern auch menschlich“, so der designierte Landesparteiobmann der Volkspartei Wien, Stadtrat Karl Mahrer und Klubobmann Markus Wölbitsch. Busek habe als Landesparteiobmann bzw. später als Vizebürgermeister mit seiner Politik der „bunten Vögel“ verkrustete Strukturen aufgebrochen.
Tiefe Bestürzung in der ÖVP
In vielen Stellungnahmen wurde der Verlust eines großen Österreichers und begeisterten Europäers betrauert, auch in der von Kanzler Karl Nehammer: „Busek war ein über die Parteigrenzen hinweg geschätzter Politiker, der in unterschiedlichsten Funktionen und Ämtern viel für unser Land und die Volkspartei geleistet hat“. Busek habe auch in seiner Pension viel zur Förderung des europäischen Gedankens beigetragen.
Durch Busek habe die ÖVP an Breite, Vielfalt und Offenheit gewonnen. Durch seine unkonventionelle Art habe er vor allem für Wien viel erreichen können, sagte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Der Wirtschaftsbund würdigte Buseks Rolle als politischer Impulsgeber und als kritischer Vordenker. FPÖ-Chef Herbert Kickl sprach von Busek als "kontroversielle politische Persönlichkeit. „Trotz oder gerade wegen der Differenzen“ mit der FPÖ sei Busek einer gewesen, der sich der Diskussion gestellt habe.
Sein plötzlicher Tod „erschüttert mich tief“, sagte Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec. Busek sei ihr ihr ganzes politisches Leben lang „ein guter Freund und Wegbegleiter“ gewesen. Er habe sie als Teil seiner „bunten Vögel“ in die Politik geholt. Betroffen zeigte sich auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP). "Er war nicht nur ein Politiker mit Haltung, sondern auch ein Visionär und Vordenker. Vor allem sein Verständnis für gesamteuropäische Fragen rang mir stets größten Respekt ab“.
Schüssel: „Kritische Freundschaft“ zu Busek
Und auch Alt-Kanzler und Ex-ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel, der Busek als Parteichef abgelöst und vor kurzem noch von diesem wegen seines Engagement im Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Lukoil kritisiert worden war, reagierte auf das Ableben Buseks: „Europäer, Christ, Demokrat, Österreicher – so wird mir Erhard Busek, mit dem mich eine durchaus kritische Freundschaft verband, in Erinnerung sein. Als moderner Denker, als Meister des Wortes und als Intellektueller mit politischer Handschrift, um den ich in Betroffenheit trauere.“
Erhard Busek (ÖVP) verstorben
Der langjährige ÖVP-Politiker Erhard Busek ist unerwartet am Sonntag mit 80 Jahren gestorben. Busek war Vizekanzler, Parteichef der ÖVP und Landesparteiobmann in Wien. Von 1978 bis 1987 war er Vizebürgermeister.
Aus allen politischen Lagern
Aber auch aus den anderen politischen Lagern kamen Kondolenzen: „Mit Erhard Busek verliert Österreich eine kontroversielle politische Persönlichkeit. Er hat viel für das Land geleistet und war auch eine kritische, mahnende Stimme innerhalb der ÖVP“, erklärte FPÖ-Chef Herbert Kickl. Via Twitter kondolierte NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger: „Das tut weh und ist sehr traurig. Nicht nur durch das Forum Alpbach waren wir sehr verbunden. Er hat mich sicher maßgeblich geprägt“.
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner würdigte Busek als „streitbaren Intellektuellen“, Kämpfer für Wissenschaft und Bildung und großen Europäer. Die grüne Klubobfrau Sigrid Maurer hob Buseks Mut hervor, „Neues zu wagen“. Unter anderem habe er sich für die Öffnung seiner Partei zur Ökologiebewegung eingesetzt.
Trauer herrschte auch in der Katholischen Kirche über den Buseks Tod. Als glaubwürdigen Vertreter christlicher Grundhaltungen in Politik und Gesellschaft würdigte Kardinal Christoph Schönborn den am Sonntag verstorbenen ehemaligen VP-Vizekanzler. Busek habe sich stets als Christ und christlicher Politiker verstanden, so Schönborn gegenüber Kathpress. Und auch die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) bekundete dem Verstorbenen und seinen Hinterbliebenen ihre Anteilnahme.