Ukrainisches Lehrbuch
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Bildung

Ukraine-Lehrer: Wien drückt aufs Tempo

Für rasche Maßnahmen zur Integration ukrainischer Flüchtlinge hat sich Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) in „Wien heute“ ausgesprochen. Dazu gehöre etwa, dass ukrainischem Lehrpersonal unbürokratisch ermöglicht werde, zu unterrichten.

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) kündigte zuletzt im ORF-Radio an, dass ukrainisches Lehrpersonal nach Ostern zumindest als Unterstützung in Deutschklassen arbeiten könne. Das reiche ihm nicht, sagte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) in „Wien heute“. Denn es gebe bereits jetzt schon mehr als 70 Lehrerinnen und Lehrer aus der Ukraine, die nach Wien geflohen seien, gerne arbeiten würden und auf der Warteliste stünden.

Sie könnten entweder nicht arbeiten, weil sie keine Arbeitserlaubnis hätten oder die bürokratischen Hürden zu hoch seien. Das sei schade, denn diese Menschen würden dringend in den Wiener Klassenzimmern gebraucht. Es sei höchste Zeit, „dass es jetzt einen Weg gibt, damit die schnell und unbürokratisch bei uns auch zu arbeiten beginnen“, sagte Wiederkehr.

Bund soll Mehrkosten abdecken

Wien übe seit Beginn des Krieges in der Ukraine politischen Druck auf den Bund aus. Neben einer unbürokratischen Lösung für ukrainische Lehrerinnen und Lehrer brauche es vor allem die Zusicherung des Ministeriums, dass Mehrkosten abgedeckt würden. „Jetzt bin ich froh, dass es vom Ministerium auch Informationen gab, dass hier ein Weg gesucht wird. Aber die Zeit rennt wirklich, weil wir haben innerhalb von einer Woche allein in Wien 500 zusätzliche ukrainische Kinder in Klassen bekommen“, so Wiederkehr.

Die Auswirkungen auf Wien seien enorm. Insgesamt würden schon 1.700 Schüler in Wiener Schulklassen sitzen, die aus der Ukraine vertrieben worden seien. Für sie brauche es auch entsprechendes Lehrpersonal.

Perspektiven geben als Notwendigkeit

Wie viele schulpflichtige Kinder und Jugendliche noch nach Wien kommen werden, ist für niemanden absehbar. Sicher scheint aber, dass der Druck auf Wien noch zunehmen werde. Auf die Frage, was Wien tun könne, um diesen Druck zu verringern, sagte Wiederkehr, es sei vor allem wichtig, diesen Menschen Perspektiven zu geben. Er verwies auf „innovative Lösungen“, etwa die Öffnung eines ukrainischen Bildungszentrums, in dem ukrainische Jugendliche ihre Matura machen könnten. „Das entlastet natürlich unser Schulsystem“, so Wiederkehr.

Entlastungen durch die Stadt beim Personal würden durch administrative Unterstützung in jeder Wiener Pflichtschule passieren, aber auch dadurch, möglichst viele Lehrpersonen zu aktivieren. So seien etwa pensionierte Lehrkräfte angeschrieben worden, fünf seien bereit gewesen, wieder in den Dienst zurückzukehren.

Auch gebe es in Wien mehr als 100 Studierende, die auch ukrainisch können. Sie könnten ebenfalls an Schulen unterrichten und ukrainischen Schülern einerseits die deutsche Sprache näherbringen, sie andererseits aber auch in ihrer Muttersprache unterrichten. So könnten die Kinder ihren Schulabschluss erreichen.

Arbeitsplätze müssen bereitgestellt werden

Wiederkehr ist auch Stadtrat für Integration. Um Fehler aus der Vergangenheit in der Ukraine-Krise zu vermeiden und Integration gelingen zu lassen, ist für Wiederkehr wichtig, den Menschen Perspektiven und Arbeitsplätze zu geben: „Wir wissen, wir haben in Wien in unterschiedlichen Bereichen wirklich einen Fachkräftemangel. Da ist jetzt wichtig, dass die Arbeitserlaubnis auch schnell ausgestellt wird. Das dauert mir viel zu lange“, sagte Wiederkehr.

In Wien gebe es aktuell rund 15.000 Menschen, die aus der Ukraine vertrieben und hier registriert worden seien, doch darunter seien nur ganz wenige, die auch eine Arbeitserlaubnis hätten. So würden etwa Lehrer im ukrainischen Bildungszentrum noch ehrenamtlich arbeiten, weil sie ohne Arbeitserlaubnis sind. Für eine gelungene Integration und eine Perspektive wäre es wichtig, diese Lehrer auch anzustellen.