Peter Hacker
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Coronavirus

Hacker: Mehr Tests im Sommer notwendig

„Wir werden im Sommer eine höhere Frequenz des Testens brauchen“, sagt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Von der diskutierten Aufhebung der Quarantäneregelung hält er „gar nichts“. Eigene Wiener Maßnahmen stehen im Raum.

Angesichts der CoV-Entwicklung braucht es wieder mehr Tests, so der Wiener Gesundheitsstadtrat in einem Interview für den „ORF Report“: „Wir werden im Sommer eine höhere Frequenz des Testens brauchen, um dieses Dunkelfeld, in das wir uns jetzt quasi unnotwendigerweise freiwillig als ganzes Land hineinbegeben haben, wieder wegzubekommen.“ Bei den Maßnahmen könnte es wieder strengere Wiener Regeln geben – zu der bestehenden Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Wiener Weg: Mehr Tests gefordert

Wieder mehr Tests und keine Aufweichung der Quarantäne Regeln: Gesundheitsstadtrat Peter Hacker will, dass der Bund auf die gestiegenen Neuinfektions-Zahlen reagiert.

Statistikexperte für Maskenpflicht

2.727 Neuinfektionen wurden in Wien in den vergangenen 24 Stunden gemeldet. Der ehemalige Universitätsprofessor für Statistik und Informatik an der Universität Wien, Statistiker Erich Neuwirth, bezeichnet die aktuelle Steigerungsrate als „sehr gefährlich.“

Im Bundesländervergleich seien die Zahlen in Wien aktuell am höchsten. „Man muss nachdenken, ob jetzt nicht der Zeitpunkt gerade in Wien wäre, schon früher oder schärfer als andere Bundesländer Maßnahmen zu setzen“, so Neuwirth. „Eine Maskenpflicht wäre sicher zulässig und auch eine gelindere Maßnahme.“

Im Studio: Zahlen-Experte Erich Neuwirth

Er warnt vor stark ansteigenden CoV-Zahlen und der Notwendigkeit neuer Gegenmaßnahmen: Mathematik-Experte Erich Neuwirth ist zu Gast im Wien heute Studio.

Wartezeiten in Austria Center

Mit den Neuinfektionen steigt auch wieder die Zahl der Auffrischungsimpfungen. Am Montag waren es laut Stadt Wien 1.806, vor drei Wochen gerade einmal 45. Im Impfzentrum im Austria Center gibt es wieder Wartezeiten.

Viertstich für Über-65-Jährige empfohlen

Das nationale Impfgremium (NIG) gibt auch weiterhin keine generelle Empfehlung für eine vierte CoV-Schutzimpfung ab. Allerdings wird das Alterslimit für eine solche nun von 80 auf 65 Jahre gesenkt. Für Risikopersonen und Vulnerable wird ein Viertstich empfohlen.

Auf persönlichen Wunsch ist die Auffrischungsimpfung derzeit für alle Personen vier Monate nach der Drittimpfung möglich, geraten wird zu einem Abstand von sechs Monaten. Impf-Experte Herwig Kollaritsch empfiehlt eine Auffrischungsimpfung auch vier bis sechs Monate nach einer Infektion, sagte er gegenüber „Ö1“. Wer sich ohne Symptome mit Corona infiziert hat, soll sich vier bis sechs Monate nach dem Drittstich einen weitere Impfung geben lassen.

Die aktuelle Anwendungsempfehlung des NIG liegt derzeit zur Begutachtung im Gesundheitsministerium, berichtete „Ö1“. Aus dem Ressort hieß es wiederum, dass die Beratungen im NIG noch laufen würden. „Uns liegt noch keine finale Version vor. Wir erwarten diese in den kommenden Tagen“, sagte Pressesprecher Thomas Neubauer. Wenn die Aktualisierung vorliegt, werde diese „aktiv kommuniziert“.

Patienten im Krankenhaus „hauptsächlich ältere Personen“

Die Zahl der Patientinnen und Patienten würde im Krankenhaus Favoriten momentan „recht rasch“ steigen, sagte Infektiologe Christoph Wenisch im „Report“-Interview mit Susanne Schnabl. Am Dienstag sei es notwendig gewesen neue CoV-Stationen zu öffnen. Vor allem ältere Personen mit Grunderkrankungen würden zu den Patienten zählen. Stress auf den Intensivstationen gibt es noch keinen. „Momentan haben wir in Wien rund 20 Patienten auf den Intensivstation“, so Wenisch. Er rechnet mit einer Zunahme der Intensivpatientinnen und -patienten in rund zwei Wochen.

Die Vorsitzende des nationalen Impfkomitees, Ursula Wiedermann-Schmidt, plädiert dafür, dass die Maskenpflicht österreichweit in den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückkommt. In Wien ist die Maskenpflicht nach wie vor der Fall. Auch Wenisch betonte, dass die Maskenpflicht wieder zurückkommen sollte und auch die Auffrischung der CoV-Impfung sei wesentlich. Nach vier bis sechs Monaten empfiehlt er die Impfung aufzufrischen.

„Jeder, der sich schützen möchte, der kann das jetzt mit der vierten Impfung. Das war auch die Überlegung in Wien, dass man vier bis sechs Monate nach der letzten Impfung oder einer Infektion wieder impfen geht“, so Wenisch. In der Arbeit im Spital würde er bemerken, dass geimpfte Personen weniger Medikamente brauchen würden als ungeimpfte.

„Report“: Expertin für Maskenpflicht

Eine Expertin, Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin der Spezialambulanz für Impfungen der Medizinischen Universität Wien, hat sich in der ORF-Sendung „Report“ für eine Wiedereinführung der Maskenpflicht ausgesprochen.

Warten auf angepasste Impfstoffe

Auf einen angepassten CoV-Varianten-Impfstoff, der vermutlich im Herbst zur Verfügung stehen wird, zu warten empfiehlt Wiedermann-Schmidt nicht für Risikopersonen, wie ältere Personen mit Grunderkrankungen. „Nein, bitte nicht warten, sondern jetzt impfen“, wurde betont. Jüngere Menschen könnten sich allerdings durchaus überlegen auf den Herbst zu warten, wenn die Schule beziehungsweise das neue Semester wieder beginnt, so Wiedermann-Schmidt.

Für Kinder unter 12 Jahren „wird die vierte Impfung gar kein Thema sein“, sagte Wiedermann-Schmidt. Diese sollen sechs Monate nach der zweiten Impfung ihre dritte Impfung bekommen. Zuerst soll die dritte Impfung für Kinder abgeschlossen werden, damit eine Grundimmunisierung entsteht.

Wien mit höchster Inzidenz

Die derzeitige CoV-Sommerwelle in Österreich nimmt weiter an Fahrt auf. Am Montag meldeten Innen- und Gesundheitsministerium 6.398 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 657,5 Fälle je 100.000 Einwohner an. Das Bundesland mit der höchsten Sieben-Tage-Inzidenz ist derzeit Wien mit 1.031.

In der Bundeshauptstadt wird allerdings ob der guten Infrastruktur mit Abstand am meisten getestet. In den vergangenen 24 Stunden wurden so beispielsweise in Wien 2.131 PCR-Tests pro 100.000 Einwohner analysiert, österreichweit waren es 642 pro 100.000 Einwohner.