Seit 37 Jahren verkauft Familie Horvath Weihnachtswaren auf dem Rathausplatz, zuletzt waren es überbackene Brote. In vier Wochen ist Standlerin Jaqueline Horvath aber nicht mehr dabei. Ihr Konzept widerspricht den neuen Ökokriterien, hieß es.
Die Standlerin ärgert sich: „Dieser Platz wurde für die Wiener Marktfahrer gegründet. Das haben wir aufgebaut, damit wir in der Winterzeit überleben können. Und jetzt sind Großbetriebe hier.“ Natürlich gebe es noch einige Familienbetriebe, ergänzte Horvath.
Mehr Bio und Nachhaltigkeit
Über Jahre betreute ein Verein die rund 150 Standler. Heuer übernahm die Stadt Wien Marketing GmbH die Planung und Abwicklung des Christkindlmarktes – und reduzierte die Zahl der Stände um ein Drittel.
„Ziel ist es, vermehrt Familien und Kinder anzusprechen, neue Nachhaltigkeitskriterien einzuführen und die hohe Erlebnisqualität des Wiener Christkindlmarkts weiter zu steigern“, hieß es in einer Stellungnahme. „So wird es heuer knapp 100 Marktstände geben, MarkthändlerInnen sollen biozertifiziert oder zumindest mit einer ‚Natürlich gut essen‘-Auszeichnung zertifiziert sein.“
Debatten um Wiener Christkindlmarkt
Im Jahr 2022 soll es vier Weihnachtsmärkte mehr als in den letzten Jahren geben. Aufgrund eines neuen Öko-Konzepts soll es beim Christkindlmarkt am Rathausplatz ein Drittel weniger Verkaufsstände geben. Dies sorgt nun bereits im Vorfeld für Debatten.
Kinderspielplätze statt Souvenirs
Übervoll ist das Lager von Erich Gredinger. Der Marktfahrer spezialisierte sich auf Wien-Souvenirs. Doch er bekommt heuer keinen Platz auf dem Christkindlmarkt und bleibt auf seiner Ware sitzen. Er vermutet, dass man die Standler weg haben möchte, damit mehr Platz für Gastronomie im großen Stil ist.
Die Stadt Wien Marketing GmbH verweist auf eine unabhängige Kommission, die aus 360 Bewerbern 100 Standler ausgewählt habe. Anfang November wird das neue Marktkonzept – mit Freiflächen und Kinderspielplätzen – im Detail präsentiert. Standler, die nicht zum Zug gekommen sind, planen nächste Woche eine Protestaktion.