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Wirtschaft

Start-up gewährt „Menstruationsurlaub“

Frauen und Männer sollten gleichgestellt sein, ganz gleich seien sie aber nicht, so ein Wiener Unternehmen. Mitarbeiterinnen steht monatlich während ihrer Menstruation mehr Erholung zu, wenn sie diese benötigen. Inspiriert von einem Gesetz in Spanien bekommen sie bis zu zwei freie Krankenstandstage pro Monat.

Im Mai hatte das spanische Kabinett bis zu fünf Tage „Menstruationsurlaub“ für Frauen eingeführt. Kurze Krankenstände sind dort allerdings unbezahlt. Das Wiener IT-Start-up Mimo ist eines der wenigen österreichischen Unternehmen, das den seither international diskutierten „menstrual leave“ seit mittlerweile zwei Monaten realisiert.

„Es hat so begonnen, dass eine Mitarbeiterin gesagt hat, sie fühlt sich nicht wohl aufgrund von schweren Krämpfen und Schmerzen aufgrund der Menstruation. Da war dann meine Antwort: Natürlich nimmst du dir Krankenstand, wenn du nicht fähig bist zu arbeiten. Dafür sind Krankenstände da“, erzählt Johannes Berger, CEO und Gründer von Mimo, gegenüber „Wien heute“.

Start-up gewährt „Menstruationsurlaub“

Schmerzen und Krämpfe während der Periode und trotzdem in die Arbeit, das ist für menstruierende Mitarbeiterinnen gang und gäbe. In einem Wiener Start-up ist das anders. Inspiriert von einem Gesetz in Spanien bekommen die menstruierenden Mitarbeiterinnen dort zwei freie Tage pro Monat zusätzlich.

„Eigentlich kein Urlaub“

Das Team griff das Thema dann noch einmal auf und beschloss gemeinsam den „menstrual leave“, also „Menstruationsurlaub“. Berger ist allerdings „gar nicht so glücklich mit dem Wort ‚Urlaub‘, weil es ist ja eigentlich kein Urlaub, sondern dafür gedacht, wenn der normale Arbeitsalltag nicht mehr bewältigbar ist“.

Für Helene Karlinger, eine von 17 Mitarbeiterinnen, ist die neue Regelung „ein wichtiger Schritt (…), weil ich glaube, dass wir uns in eine Richtung entwickeln, wo wir einfach mehr divers werden und mehr darauf hören, was die Mitarbeiterinnen brauchen“. Jede dritte Frau leidet immerhin an starken Schmerzen während der Periode, wird geschätzt, oft inklusive Krämpfen und Übelkeit. Ob man den Krankenstand nehme oder nicht, obliege jeder Frau selbst.

Strukturen an Frauen anpassen

Doch ist das nicht unfair gegenüber den nicht menstruierenden Kollegen? Georg Herzog, Mimo-Mitarbeiter, sieht das nicht so: „Wir gehen in unserer Gesellschaft davon aus, wenn man nicht menstruiert, dass man dann die Norm ist.“ Und Strukturen rein an das männliche Geschlecht anzupassen, sollte längst passe sein. Dass dieser „Bonus“ ausgenutzt werden könnte, fürchtet der Arbeitgeber nicht: „Wir vertrauen da natürlich unseren menstruierenden Teammitgliedern, und das Argument könnte man ja auch beim Thema Krankenstand bringen.“