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chronik

Missbrauch: Opfer fordert Schmerzensgeld

Der Missbrauchsfall an einer Wiener Schule mit rund 40 Opfern beschäftigt nicht nur mehrere Staatsanwaltschaften, sondern auch die Finanzprokuratur. Denn ein Opfer fordert von der Republik Schmerzensgeld und überlegt, auch eine Amtshaftungsklage einzubringen.

Der Lehrer hat von dem Opfer, einem Ex-Schüler nachweislich pornografische Fotos aufgenommen. Und eine Opferanwältin argumentiert, die Schule sei mitverantwortlich, was die Schule nun allerdings zurückweist. Der Ex-Schüler fordert dem Vernehmen nach 5.000 Euro Schmerzensgeld.

Die Opferanwältin Herta Bauer erklärte gegenüber Ö1, dass viele Vorfälle von der Schule hinterfragt werden hätte müssen. „Der Vorwurf ist, dass im Rahmen einer Schulveranstaltungen von dem Betroffenen, als er geschlafen hat, pornografische Darstellungen aufgenommen wurden und er erst davon erfahren hat, als ihm diese im Rahmen der Ermittlungen von den Polizeibehörden vorgelegt wurden.“ Bis dahin hat der Ex-Schüler nichts gewusst.

K.-o.-Tropfen nicht ausgeschlossen

Dass auch K.-o.-Tropfen im Spiel waren, will die Anwältin zumindest nicht ausschließen. Der Vorwurf Richtung Schule lautet jedenfalls „dass viele weggesehen haben oder viele gar nicht hinsehen wollten. Und dass man viele Dinge einfach hinterfragen hätte müssen und aufmerksamer sein hätte müssen. Und dann wäre vieles von diesen Dingen auch gar nicht passiert.“

Die pornografischen Fotos sollen auf einer Schulsportwoche 2004 in Saalfelden entstanden sein. Aber laut Bildungsdirektion und Schuldirektor gab es dort nie eine Schulsportwoche. Alle befragten Lehrer hätten angegeben, dass es sich vielmehr um ein Trainingslager des Geräteturn-Vereins gehandelt habe, wo der Lehrer zugleich Trainer war. Es habe auch keine Auffälligkeiten Richtung sexuelle Übergriffe gegeben, zumindest in Seiner Zeit als Direktor. Sollte nun die Finanzprokuratur als Anwältin der Republik die Forderung ablehnen, könnten Forderungen an den Sportverein oder aber eine Amtshaftungsklage gegen die Republik folgen.

Amtsmissbrauchs-Verdacht: Ermittlungen gegen Polizisten

Strafrechtliche Ermittlungen betreffend die rund 40 Opfer des Lehrers gibt es nicht, weil er sich das Leben genommen hat und auch gegen angebliche Mittäter wird nicht ermittelt. Aber die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelt – wegen Verdachts des Amtsmissbrauchs. Der verstorbene Lehrer soll in einem Ferienhort am Wolfgangsee im Jahr 2006 sexuellen Missbrauch begangen haben. Nach einer Art Black-Out soll sich das Opfer durch eine Psychotherapie erinnert und 2013 Anzeige bei einem Polizisten erstattet haben.

Laut dem Staatsanwaltschaftssprecher Erich Habitzl wurden im November Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs eingeleitet. „Wir haben am 18.11. das Bundesamt für Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung mit Ermittlungen beauftragt. Wir ermitteln gegen unbekannte Täter. Wobei die unbekannten mutmaßlichen Täter natürlich Polizistin sein dürften, die entweder diese Anzeige – wenn sie so erstattet wurde wie das Opfer behauptet – nicht weitergeleitet haben oder es zu einer Schlamperei gekommen ist, sodass letztlich die Anzeige nicht bei der Staatsanwaltschaft eingelangt ist.“ Für Polizisten gilt eine Anzeigepflicht an die Staatsanwaltschaft. „Schlamperei“ wäre laut Habitzl freilich nicht strafbar.