Lehrling in Werkstätte
ORF.at/Carina Kainz
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Wirtschaft

Betriebe suchen vor allem Lehrlinge

Die Wiener Betriebe suchen in den nächsten drei bis fünf Jahren rund 55.000 Fachkräfte und derzeit vor allem Lehrlinge. Das zeigt die am Mittwoch vorgestellte neue Bildungsbedarfsanalyse der Wirtschaftskammer Wien.

Unter anderem forderte Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck ein Stipendium für Erwachsene, die erstmals eine Lehre beginnen. Außerdem soll der Lehrabschluss als Berechtigung für ein facheinschlägiges Studium anerkannt sowie Wirtschaft als Pflichtfach ab der fünften Schulstufe eingeführt werden.

2019 gab noch rund ein Viertel der Betriebe an, in naher Zukunft mehr Lehrlinge aufnehmen zu wollen, nun sind es bereits mehr als 40 Prozent. Aber auch in anderen Ausbildungszweigen ist der Bedarf hoch. Für die Studie wurden im Sommer und Herbst 2022 925 Wiener Unternehmen mit insgesamt 80.000 Beschäftigten telefonisch und online befragt. Insgesamt entspricht das in etwa 15 Prozent der Gesamtbeschäftigten in Wien.

Unterangebot am Bildungsmarkt

In praktisch allen Ausbildungszweigen wird offenbar händeringend nach Absolventen gesucht. So ortete etwa rund die Hälfte der Betriebe ein Unterangebot an Lehrlingen am Bildungsmarkt, rund 40 Prozent an HTL-Absolventen und jeweils mehr als ein Viertel an Fachhochschul- und Uniabsolventen.

Zum Vergleich: Verschwindend klein ist der Anteil der Unternehmen, die in diesen Bereichen ein Überangebot sehen – er bewegt sich zwischen zwei (HTL) und sieben Prozent (Unis). Der Rest hält das Angebot am Bildungsmarkt verglichen mit dem Unternehmensbedarf für gerade passend. Im Vergleich zur letzten Befragung 2019 ist der Anteil jener Betriebe, die ein Unterangebot wahrnahmen, pro Ausbildungsbereich um jeweils rund 15 Prozentpunkte angewachsen.

Bedarf wächst in den nächsten Jahren

Rund 42 Prozent der Unternehmen gaben an, in den nächsten drei bis fünf Jahren mehr Lehrlinge zu beschäftigen (2019: 27 Prozent). Umgekehrt meinten lediglich sechs Prozent, keine oder weniger Lehrabsolventen bei sich arbeiten zu lassen. Rund 35 Prozent der Betriebe wollen mittelfristig mehr HTL-Absolventen anstellen (2019: 23 Prozent), nur zwei Prozent gaben an, in diesem Zeitraum weniger oder gar keine zusätzlich beschäftigen zu wollen.

Auf ähnlich hohe Prozentsätze bei der Prognose der zusätzlichen Beschäftigung kommen Fachhochschul- (37 Prozent)- und Uni-Absolventen (30 Prozent), auch hier gab es jeweils Zuwächse gegenüber der Erhebung von 2019.

Deutlich geringer ist der Anteil jener Unternehmen, die davon ausgehen, mittelfristig mehr Absolventen von technischen BMS/Fachschulen (elf Prozent), kaufmännischen BMS/Fachschulen (19 Prozent) und HAKs (16 Prozent) zu beschäftigen. Deren Anteil liegt sogar hinter der zusätzlichen Beschäftigungserwartung ungelernter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (22 Prozent). Auch hier gab es aber Zuwächse gegenüber 2019.

Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte gefordert

Durch eine Bildungspflicht sollen Jugendliche das Schulsystem erst nach Erreichen von bestimmten Bildungszielen verlassen dürfen. Abseits davon verlangt die Wiener Wirtschaftskammer eine weitere Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte zur rascheren Abwicklung der Verfahren sowie zur Ausdehnung auf Lehrlinge.

In Wien setzt man schon bei den Kleinsten an, sagte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) in einer Aussendung. „Wir haben neben den laufenden schulischen Investitionen mit dem Bau einer neuen Ausbildungsstätte und zahlreichen Anreizen, in den Beruf der Kindergartenpädagog*in zu gehen, eine weitere Schwerpunktsetzung vollzogen. Dazu kommt ein völlig neues Zentralberufsschulgebäude, das Raum für bis zu 7.500 Schüler*innen und 350 Beschäftigte bieten wird.“