WIEN: AKADEMIKERBALL – DEMONSTRATION OFFENSIVE GEGEN RECHTS „FASCHOS AUS DER HOFBURG SCHMEISSEN!“
APA/FLORIAN WIESER
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Politik

Akademikerball: Demos ohne Zwischenfälle

Wie angekündigt haben Demonstrationen der Plattform Offensive gegen rechts den Akademikerball Freitagabend in der Wiener Hofburg begleitet. Tausende Demonstranten zogen zum Morzinplatz. Laut Polizei kam es zu keinen gröberen Zwischenfällen.

Gegen 20.15 Uhr erreichten die Demonstranten den Morzinplatz, wo die Schlusskundgebung gegen 21.00 Uhr zu Ende ging. Laut Organisator nahmen rund 3.000 Menschen an der Demo teil, die Polizei sprach von 2.000. Sie war mit rund 1.200 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Vor dem Abmarsch am Sigmund-Freud-Park waren einige Reden zu hören. Kritik gab es nicht nur an den Burschenschaftern und Teilnehmenden des Balles, sondern auch an der Polizei, die diese „schützen“ würde. FPÖ-Chef Herbert Kickl und der niederösterreichische Landesrat Gottfried Waldhäusl wurden mit Schimpftiraden bedacht.

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DEMONSTRATION OFFENSIVE GEGEN RECHTS „FASCHOS AUS DER HOFBURG SCHMEISSEN!“
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Kurz nachdem sich die ersten Demowägen in Bewegung gesetzt hatten, wurden pyrotechnische Gegenstände gezündet. Die Route der Demonstration führte über die Wipplingerstraße, den Hohen Markt und die Rotenturmstraße bis hin zum Morzinplatz. Rund um den Ball wurden neben dem Demozug neun weitere Kundgebungen angemeldet.

Karte zeigt Platzsperre am Heldenplatz zum Akademikerball
Grafik: APA/ORF; Quelle: LPD Wien

Offensive gegen rechts organisierte Demonstrationen

Man wolle „ein starkes Zeichen gegen rechts setzen und den rechtsextremen Ball aus der Hofburg verbannen“, sagte Rihab Toumi von der Offensive gegen rechts und Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Wien, bevor die Demonstrierenden losgingen. Organisiert wurden die Proteste wie auch 2020, als der Ball und die damit verbundenen Demonstrationen das letzte Mal stattgefunden hatten, von der Plattform Offensive gegen rechts. Das Motto lautet „Faschos aus der Hofburg schmeißen!“.

Internationale Gruppierungen seien heuer nicht angekündigt, sagte Axel Magnus von der Offensive gegen rechts. Sehr wohl dabei sein werde aber der Schwarze Block, „beziehungsweise die autonome Antifa, wie sie sich jetzt nennen“. Eine Gefahr für die Demonstrierenden seien Störaktionen von rechter Seite, meinte Magnus. „Die gefährlichste Geschichte ist, dass es nach der Demo Jagd auf Aktivisten gibt. Da haben wir aber Vorkehrungen getroffen. Es werden Gruppen gebildet, niemand geht allein nach Hause.“

Akademikerball: Demos ohne Zwischenfälle

Wie angekündigt haben Demonstrationen der Plattform Offensive gegen rechts den Akademikerball Freitagabend in der Wiener Hofburg begleitet. Tausende Demonstranten zogen zum Morzinplatz. Laut Polizei kam es zu keinen gröberen Zwischenfällen.

Kleinere pyrotechnische Gegenstände

Größere Ausschreitungen gab es laut Polizeisprecher Markus Dittrich keine. Lediglich ein paar kleinere pyrotechnische Gegenstände seien gezündet worden, was eigentlich verboten ist. Das Platzverbot rund um die Hofburg habe man deshalb so groß gemacht, weil die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt habe, dass es das brauche, um die beiden Gruppen voneinander abzuschirmen, sagte Dittrich.

Ab Freitagnachmittag richtete die Polizei eine Sperrzone rund um den Veranstaltungsort ein. Der Ring war ab 16.30 Uhr vom Schwarzenbergplatz bis zum Schottentor für den Verkehr gesperrt. Auch der Straßenbahnverkehr war davon betroffen. Mittlerweile konnte der Ring wieder für den Individualverkehr freigegeben werden, und die Bus- und Bahnlinien konnten den Betrieb wieder aufnehmen, hieß es von den Wiener Linien.

Die Wiener Linien empfahlen, auf die U-Bahn-Linien auszuweichen, gesperrt ist hier lediglich der U-Bahn-Aufgang zum Minoritenplatz bei der Station Herrengasse. In der Innenstadt war mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen, die Polizei empfahl, den innerstädtischen Bereich großräumig zu umfahren.

Zahlreiche FPÖ-Politiker gekommen

Bis 2012 wurde die Veranstaltung vom Wiener Korporationsring (WKR) organisiert. Nach Differenzen mit der Wiener Hofburg übernahm die FPÖ Wien die Organisation, die ihn dann in Akademikerball umtaufte. Dementsprechend viele FPÖ-Politikerinnen und -Politiker sind auf dem Ball zu erwarten. Heuer nehmen unter anderen der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer und Volksanwalt Walter Rosenkranz teil. FPÖ-Chef Kickl kam hingegen nicht, er befindet sich auf Wahlkampftour für die Kärntner Landtagswahl.

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Andreas Mölzer am Freitag, 24. Februar 2023, auf dem Weg zum Akademikerball in der Hofburg in Wien.
APA/TOBIAS STEINMAURER
Der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (l./FPÖ) und Richard Lugner am Freitag, 24. Februar 2023, auf dem Weg zum Akademikerball in der Hofburg in Wien.
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Ballbesucher am Freitag, 24. Februar 2023, auf dem Weg zum Akademikerball in der Hofburg in Wien
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FPÖ-Volksanwalt Walter Rosenkranz am Freitag, 24. Februar 2023, auf dem Weg zum Akademikerball in der Hofburg in Wien.
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FPÖ-Volksanwalt Walter Rosenkranz hielt am Freitagabend die Eröffnungsrede. Der ehemalige FPÖ-Kandidat zur Bundespräsidentschaftswahl 2022 erklärte dabei, es sei „nur ein Ball“ – aber: „Es ist unser Ball“, nämlich der des Dritten Lagers. Der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer brachte einen Überraschungsgast mit, seinen „Freund“ Baumeister Richard Lugner.

Deftiger legte seine Rede Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp an, der mit der „Ehrendelegation“ eingezogen war. Man lasse sich „die Freiheit und die Traditionen nicht mehr nehmen“: „Weder von Regierungspolitikern, die uns über Monate jegliche Versammlungen untersagt haben, noch von linksradikalen und demokratiefeindlichen Randalierern, die glauben, friedliche Ballbesucher attackieren zu müssen.“ Für die Demonstranten gegen den Ball hatte Nepp wenig freundliche Worte übrig: „Drinnen die Patrioten, draußen die Idioten.“

Immer wieder rechtsextreme Gäste

Kritikerinnen und Kritiker sehen im Burschenschafterball (früher: WKR-Ball) ein internationales Stelldichein von Rechtsextremen. Beim bisher letzten Event im Jahr 2020 war u. a. Martin Sellner zu Gast – seines Zeichens Chef der rechtsextremen Identitären. 2012 sorgte die Teilnahme der französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen für Aufsehen.

Kritik von IKG, SPÖ und Wiener Grünen

Kritik an dem Ball und seinem Veranstaltungsort kam im Vorfeld von mehreren Seiten. Vom Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der APA: „Heute beschämen wieder verkleidete Kellernazis ganz Österreich.“

Auch die Wiener Grünen zeigten sich empört. Gemeinderätin Viktoria Spielmann findet es „beschämend, dass der rechtsextreme Akademikerball nach wie vor in den repräsentativen Räumen der Republik stattfinden darf“. Dass daran FPÖ-Granden wie Hofer und Rosenkranz teilnehmen, sorgte auch bei der SPÖ für Kritik. „Es ist unannehmbar, dass offizielle Vertreter Österreichs und Burschenschafter den Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine tanzend begehen“, meinte deren Sprecherin für Erinnerungskultur, Sabine Schatz, in einer Aussendung.

Erste Demonstration schon am Donnerstag

Unter dem Titel „Antifaschistischer Budenbummel“ hatten sich Demonstrierende schon am Donnerstag in der Wiener Innenstadt versammelt. Die Stimmung sei zunehmend aggressiver geworden, berichtete die Polizei am Freitag. Eine Hausfassade sei mit Pyrotechnik beschädigt worden. Die Demonstrierenden hätten Eier und Pyrotechnik auf Beamte geworfen. Die Bilanz der Polizei: drei verletzte Polizisten, drei verwaltungsrechtliche und elf strafrechtliche Anzeigen sowie zahlreiche Identitätsfeststellungen.