chronik

Kastanien ohne Chance gegen Bakterium

Bis jetzt machtlos stehen die Wiener Stadtgärten einem Bakterium gegenüber, dass Rosskastanien immer stärker bedroht. Es löst eine Art Baumkrebs aus, der die Rinde des Baums und damit den Baum selbst zum Absterben bringt.

Rund 15.300 Kastanienbäume betreuen die Wiener Stadtgärten. Doch es könnten rasch weniger werden. Als ob Minimiermotte und ein Pilz noch nicht genug wären, verbreitet sich seit einigen Jahren auch ein bakterieller Krebs unter den Rosskastanien. Das Bakterium Pseudomonas syringae wurde 2006 erstmals nachgewiesen und befällt immer mehr Kastanienbäume.

Die Rinde der Bäume wird rissig und schwarze Flecken entstehen, die wie riesengroße Muttermale aussehen. Die Flecken beginnen zu nässen, eine saftartige Flüssigkeit tritt aus, Pilze und Insekten können in den Baum eindringen. Spätestens fünf Jahre später müsse der Baum gefällt werden, sagte Kurt Macek, Baumkontrolleur der Bundesgärten. Wie sich der Baum ansteckt, das wisse selbst die Wissenschaft noch nicht – ebenso wenig wie man derzeit ein Gegenmittel kenne.

Gelbe Kastanien passen nicht ins historische Bild

Insgesamt keine blumigen Aussichten für die Rosskastanie, sagte Kurt Macek, Baumkontrollor der Bundesgärten: „Also sie hat eigentlich nicht wirklich großartige Zukunftschancen.“ Sie sollte eigentlich nicht mehr gepflanzt werden. Aber in den Bundesgärten müsse sie wegen der historischen Parks erhalten werden. Wobei hier die Rede von der Kastanie mit weißen oder roten Blüten ist. Beide sind für die Miniermotte sehr anfällig, wie etwa das Beispiel Heldenplatz zeige.

Allein die gelbe Kastanie scheine robuster als jene mit weißen oder roten Blüten, so Macek. Gelbe Kastanien würden etwa im Burggarten wachsen, links und rechts vom Mozart-Denkmal. Es wäre wohl einen Versuch wert, in Wien ganz auf die gelbe Kastanie zu setzen. Allerdings wachse die gelbe viel langsamer als die roten oder weißen Kastanien. Und es wäre wieder fraglich, ob „wir eine gelbe Kastanie pflanzen, weil sie eigentlich im Original weiß sind“, sprach Macek wieder die originalen Kastanien in historischen Parks an.

Sicherheit der Parkbesucher geht vor

Im Augarten mussten mehr als 100 Bäume gefällt werden. Es hätte keinen Sinn mehr gehabt, sie stehen zu lassen, so Macek. Bei der Besucherfrequenz im Augarten seien die Bundesgärten verpflichtet dafür zu sorgen, dass niemand verletzt wird. Darum müssten immer wieder Bäume selektiv herausgegriffen und gefällt werden. 150 Bäume klinge zwar nach sehr viel, aber insgesamt würden im Augarten rund 3.000 Bäume stehen. Und die Bundesgärten würden sich auch bemühen, jeden Baum so lange wie möglich stehen zu lassen.