Christoph Wiederkehr und Matthias Strolz
APA/Georg Hochmuth
APA/Georg Hochmuth
Schule

Strolz Berater für Bildungszentrum in Wien

Wien will ein „Zentrum für Bildungsinnovation“ einrichten und plant zudem ein eigenes Bildungsfestival. Als Berater ist ein prominenter Ex-Politiker an Bord: NEOS-Mitbegründer Matthias Strolz.

Wie genau das Zentrum konzipiert ist, ist noch offen. Details sollen im Rahmen einer Studie erörtert werden, teilte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) am Montag mit. „Bildung ist immer schon mein Herzensthema gewesen“, versicherte Strolz bei einem gemeinsamen Auftritt mit Wiederkehr. Eine Rückkehr in die Politik bedeute das aber nicht, wie er umgehend versicherte.

„Keine parteipolitische Logik“

Dass er die Vorhaben unterstütze, habe nichts mit „parteipolitischer Logik“ zu tun. Er sei beratend schon bei vielen Bildungsprojekten mit dabei gewesen, etwa auch gemeinsam mit dem damaligen ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann. Wiederkehr beteuerte, dass das Engagement von Strolz schon vor der Landtagswahl in Salzburg erfolgt sei – bei der NEOS den Wiedereinzug in den Landtag nicht schafften.

Es sei nicht erfolgt, um der Partei wieder Rückenwind zu verschaffen. Der Wiener Vizebürgermeister wollte auch keine generelle Krise der NEOS sehen. In Niederösterreich und in Kärnten, so betonte er, habe man dazugewonnen. Das Ergebnis in Salzburg sei aber ein „sehr schlechtes“ gewesen.

Wien als Hauptstadt der Bildungsinnovation

Wenn es nach Vize-Bürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) geht soll Wien in Zukunft zentral-europäischen Hauptstadt für Bildungsinnovationen werden. Beratend zur Seite steht ihm dabei der ehemalige NEOS-Chef Matthias Strolz.

„Fächerentrümpelung“ in Kompetenz des Bundes

Wien will der Bildungsressortchef künftig zur „zentraleuropäischen Hauptstadt für Bildungsinnovationen“ machen. Tätig werden wolle man in jenem Rahmen, über den Bundesländer verfügen. Zwar seien auch neue Lehrpläne oder eine Fächer-„Entrümpelung“ angesagt, dies würde jedoch in die Kompetenz des Bundes fallen. Auch mehr Autonomie für die Schulen und eine Digitalisierungsoffensive wünsche man sich von diesem, wie er sagte.

Wien selbst setzt ein Zentrum für Bildungsinnovation um. Dieses soll ein Ort der Begegnung für Akteure im Bildungsbereich werden. Bis Jahresende wird ein Konzept erarbeitet, 2024 will man in die Umsetzung gehen – wobei hier an eine Zusammenarbeit mit einem noch nicht näher genannten privaten Partner gedacht ist. Bereits im Herbst findet ein Bildungsfestival in Wien statt, zu dem etwa Vereine oder Start-Ups eingeladen werden sollen.

„Welt dreht sich schneller als Schulsystem“

„Mir reicht es nicht, nur zu sagen, was der Bund machen sollte“, versicherte Wiederkehr. Er wolle auch selbst Projekte initiieren. Der Stadtrat verwies auch auf die bereits präsentierten Wiener „Bildungschancen“, die es Schulen ermöglichen sollen, einfacher externe Angebote in Anspruch zu nehmen. Auch das Wiener „Bildungsversprechen“ wurde bereits vorgestellt. Es sieht vor, dass im Rahmen von Projekten aktuelle Themen in der Schule besprochen werden – wobei Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern mit einbezogen werden können.

„Wir haben den klaren Befund, dass sich die Welt schneller dreht als das Schulsystem“, konstatierte Strolz. Darum müsse man mit Innovationen das System entsprechend anpassen. Dies würde auch die Gefahr reduzieren, dass Bildung privatisiert werde. „Denn das kann sich niemand wüschen“, zeigte er sich überzeugt. Vielen jungen Menschen gehe es derzeit nicht gut im Schulalltag. Dies wolle er ändern. Das Ziel sei unter anderem, dass Schüler in der Früh mit einem Lächeln in die Schule gingen und sich dort auch gerne aufhalten.

Kritik von ÖVP an Bestellung Strolz’

Wenig Freude mit dem Engagement von Strolz hat die ÖVP: „Dass der pinke Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr auf Steuerzahlerkosten ausgerechnet den NEOS-Gründer Matthias Strolz als Experten an Bord holt, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten“, ortete Generalsekretär Christian Stocker in einer Aussendung bei den NEOS „Doppelmoral“.

Der Wiener FPÖ-Chef, Stadtrat Dominik Nepp, kündigt eine Anfrage der FPÖ an Neos-Stadtrat Wiederkehr betreffend des 30.000 Euro Beratervertrages mit dem ehemaligen Neos-Vorsitzenden Matthias Strolz an. Man wolle wissen, welche Leistungen erbracht werden, wie viele Stunden Strolz arbeitet, welche Kompetenz er mitbringt, ob der Posten korrekt ausgeschrieben wurde und was die Anforderungen waren. Dass gerade Strolz einen solchen hoch dotierten Auftrag bekomme, sei ein typischer Fall von Freunderlwirtschaft.