Chronik

Klimaaktivisten mit Messer bedroht

Bei dem Klimaprotest am Verteilerkreis in Wien sind am Mittwoch laut Polizei erstmals Aktivistinnen und Aktivisten auch mit einem Messer bedroht worden. Beim Täter handelt es sich um einen noch Unbekannten. Sieben Anzeigen wurden gegen vier Personen erstattet.

Zu dem Vorfall mit dem Stanleymesser kam es laut Polizeisprecher Markus Dittrich am Mittwoch vor Eintreffen der Polizei. Die Klinge des Messers sei nicht ausgefahren gewesen. „Es wurde eine Anzeige wegen gefährlicher Drohung gelegt“, sagte Dittrich der APA.

„Das Messer war nicht ausgefahren. Für mich war es trotzdem angsteinflößend, weil ich nicht abschätzen konnte, wie weit der Mann gehen würde“, berichtete Aktivistin Laila Fuisz. Auch weitere Aktivisten sei der Unbekannte angegangen. „Er hat uns dann die Banner weggerissen, das Messer wieder eingesteckt und danach eine andere Person im Protest mehrfach von der Straße gezerrt“, so Fuisz.

Laut Polizei leichte Tendenz zur Gewalt erkennbar

Die Polizei sprach von sieben Anzeigen am Mittwoch gegen vier unbekannte Personen wegen Körperverletzung, Nötigung und gefährlicher Drohung, die am Mittwoch erstattet worden seien. Von den Aktivistinnen und Aktivisten im Netz veröffentlichte Bilder und Videos der Aktion in Favoriten zeigen unter anderem, wie Menschen die Aktivistinnen und Aktivisten mit Gewalt am Hosenbein und am Kragen vom Zebrastreifen schleifen oder festhalten.

„Es gibt immer wieder Situationen, wo es zu Übergriffen kommt“, so Dittrich. Eine leichte Tendenz zur Gewalt gegen Aktivistinnen und Aktivisten sei jedenfalls erkennbar, hieß es von der Polizei.

Rettungsauto steckte im Stau fest

Der Protest beim Verteilerkreis in Favoriten geriet am Mittwoch in die Kritik, weil um kurz nach 8.00 Uhr ein Rettungsauto der Wiener Berufsrettung auf dem Weg zur Reanimation eines Mannes im niederösterreichischen Grenzgebiet im Stau steckenblieb. Auch ein ÖAMTC-Notarzthubschrauber aus Wien sowie ein Rettungswagen des niederösterreichischen Roten Kreuzes wurden laut Wiener Berufsrettung nahezu gleichzeitig alarmiert. Nur kurze Zeit später trafen der Helikopter sowie das Rote Kreuz in Niederösterreich ein. Doch der Mann verstarb.

Das Rote Kreuz betonte am Donnerstag gegenüber der APA jedoch, dass zwischen dem Tod des Mannes und der Verzögerung des Wagens in Wien keinerlei Zusammenhang bestehe. „Wir haben den Patienten dann mehr als eine Stunde reanimiert“, sagte Sprecher Andreas Zenker. Der Mann sei dennoch und trotz aller Bemühungen um 9.14 Uhr für tot erklärt worden, hieß es.

Die Wiener Polizei hatte am Donnerstag ihre Angaben zu den Vorfällen korrigiert. Das Rettungsauto wurde demnach durch den Stau in etwa 250 Metern Entfernung gestoppt. Es sei durchaus nachvollziehbar, dass die Gruppe von ihrer Position das nicht bemerkt habe, so eine Polizeisprecherin. Die Polizei sei auch nicht auf die „Letzte Generation“ zugegangen, um sie aktiv über den Rettungseinsatz zu informieren – mehr dazu in Blockierte Rettung: Neue Angaben der Polizei.

Rettung: „Spezifizierung der Adresse“

Wie der „Standard“ am Freitag in Berufung auf eine anonyme Quelle berichtete, soll das Wiener Rettungsfahrzeug zuerst an die falsche Adresse geschickt worden sein. Die Wiener Berufsrettung bestätigte gegenüber wien.ORF.at grundsätzlich, dass es im Zuge des Notrufs zu einer „Spezifizierung der Adresse“ gekommen sei. Man sei mit der anrufenden Frau jedenfalls die ganze Zeit über telefonisch in Kontakt gewesen und habe ihr etwa Erste-Hilfe-Tipps gegeben, betonte eine Sprecherin.

Verkehrsblockaden seit rund einem Jahr

Die „Letzte Generation“ macht seit rund einem Jahr mit Verkehrsblockaden auf die Klimakrise aufmerksam. Die Klimaaktivistinnen und -aktivisten fordern unter anderem Tempo 100 auf der Autobahn sowie einen Stopp neuer Öl- und Gasbohrungen von der Bundesregierung.

Freitagfrüh blockierte die Gruppe den Franz-Josefs-Kai und die Schwedenbrücke. Andere unternahmen eine „Wanderung“ vom Getreidemarkt zum Schwarzenbergplatz. Laut Polizei waren die Aktionen nach wenigen Minuten beendet. Acht Personen seien festgenommen und 38 Anzeigen erstattet worden.