Politik

Türkei-Wahl: Feier für Ludwig „friedlich“

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat die Freudenskundgebungen in Wien-Favoriten nach dem Sieg von Recep Tayyip Erdogan bei der türkischen Präsidentenwahl zurückhaltend kommentiert. Die Feiern nannte er am Dienstag „friedlich“ und „laut“.

Es sei auch zu Verwaltungsübertretungen gekommen, denen nachgegangen werde. Den Ausgang der Wahl wollte Ludwig nicht bewerten. Er würde es sich auch verbitten, wenn andere Länder ein Wahlergebnis in Wien kommentieren.

Viel Kritik von Opposition

Die Opposition hatte das am Montag anders gesehen und sprach von Ausnahmezustand und Ausschreitungen. Der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer sah eine „Verschärfung der Situation“. Parallelgesellschaften würden sich immer mehr von der österreichischen Gesellschaft abschotten und ihr Leben leben. Dazu gehöre offenbar auch türkische Politik mitten in Wien.

Wien sei „eine Stadt, in der mit einer fatalen Massenmigrationspolitik Gegengesellschaften herangezüchtet wurden, die uns ablehnen und aktiv mit Österreich nichts zu tun haben wollen“, sagte der Chef der Wiener FPÖ, Dominik Nepp. Er bezeichnete Favoriten als „Kalifat“.

Ruhige Stimmung bei Lokalaugenschein

Laut einem Sprecher der Wiener Polizei kam es bei den spontanen und daher auch nicht angemeldeten Kundgebungen ab 20.30 Uhr vor allem im Bereich um den Reumannplatz zu Autokorsos, die erhebliche Verkehrsbeeinträchtigungen verursachten. Einige hundert Menschen versammelten sich am Reumannplatz und schwenkten lautstark feiernd türkische Fahnen.

Soziologe Güngör zu Erdogan-Feiern

Kenan Güngör, Soziologe und Migrationsforscher, spricht anlässlich der Feiern zum Wahlsieg Erdogans in der Türkei in Wien-Favoriten zur Integration von Türken in Wien.

Laut „Wien heute“ war die Stimmung zwar leicht aufgeheizt, aber nicht aggressiv. Es seien keine bengalischen Feuer oder Knallkörper zu sehen gewesen. Die Lage beruhigte sich nach dem Einschreiten der Polizei gegen 23.30 Uhr.

Man habe auch, so der Polizeisprecher, möglicherweise gefährdete Objekte wie das Ernst-Kirchweger-Haus und Botschaften geschützt und verhindert, dass sich die vielen hundert Feiernden weiter in Bewegung setzen konnten. Vereinzelt sei der in Österreich verbotene Wolfsgruß zu sehen gewesen, einige Anzeigen seien die Folge gewesen. Der Gruß gilt als Erkennungszeichen der rechtsextremen türkischen Gruppierung Graue Wölfe.