Trotz Petition will die Stadt die Pläne aber nicht ändern. Die rund 2,2 Kilometer lange Neubaustrecke führt von der Nordbahnstraße (Haltestelle Rebhanngasse) über die Taborstraße und Vorgartenstraße (U1) – auf der auch ein 230 Meter langes Grüngleis entsteht – bis zur Endhaltestelle in der Hillerstraße. Diskutiert wird über 230 Meter der neuen Straßenbahnlinie 12, die nicht bei der Lassallestraße bei der U-Bahn enden wird, wie es auch eine Petition verlangt, sondern zwei Stationen weiter in die Vorgartenstraße geht. Dort sind bereits die zwei Buslinien 11A und 11B unterwegs.
„Jetzt endet die quasi hier mitten im Stuwerviertel – wir haben die U1 und die U2 in Gehdistanz. Wir brauchen die Straßenbahn also nicht. Es gibt hier viel Verkehr durch die Buslinien. Wir haben den 11A und den 11B“, so einer der Petitionsunterstützer. Eine Anrainerin konterte beim „Wien heute“-Lokalaugenschein: „Der Stau wird nicht durch die Busse, sondern durch die Autos verursacht.“
Parkplätze müssen weichen
„Wenn die Parkplätze wegkommen, frage ich mich, wo die Leute künftig parken sollen. Man kann die Autos ja nicht zum Verschwinden bringen, und außerdem ist hier in der Vorgartenstraße die Hauptfeuerwehrwache. Wenn sich dann zwei Straßenbahnen begegnen und auch noch die Busse und der normale Verkehr fahren, dann wird die Feuerwehr nicht durchkommen. Es wird Stau geben“, zeigte sich eine Anrainerin besorgt.
Petition gegen „Bim“-Ausbau
Die künftige Straßenbahnlinie 12 soll das Nordbahnviertel mit dem Rest der Stadt verbinden. Eine Petition wurde ins Leben gerufen, da Gleise auch in weite Teile der Vorgartenstraße geplant sind.
Laut der MA 18 soll es aber zu keinen Staubildungen kommen. Die Untersuchungen hätten kein gesteigertes Staupotenzial ergeben. Dennoch würden für diese Maßnahme Stellplätze an einzelnen Stellen entfallen. „Ich kann aber versichern, dass sie zu einem großen Teil erhalten bleiben. Wie genau, ist jetzt eine Sache von Detailplanungen“, sagte der Leiter der MA 18, Clemens Horak.
In Zukunft müssen sich die beiden Buslinien, die neue Straßenbahn und der alltägliche Verkehr die Straße teilen. Laut den Wiener Linien wolle man die Buslinien 11A und 11B, „die sehr stark frequentiert sind“, entlasten. Vom Bau der „Bim“-Linie würden auch Radfahrerinnen und Radfahrer profitieren, zum Beispiel durch „die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in der Vorgartenstraße, wo baulich getrennte Radwege geschaffen werden“, so Horak.
Zu wenig Platz für Endpunkt in der Lassallestraße
Der Endpunkt der neuen Bim-Linie ist in der Hillerstraße geplant, wo die Straßenbahn über die Jungstraße eine Endschleife ziehen wird. Der Endpunkt bei der Lassallestraße – wie es die Petition verlangt – sei laut Horak „aus Platzgründen“ nicht möglich gewesen. Es hätten sich dadurch auch etliche Nachteile für den Straßenbahnbetrieb ergeben. Außerdem wäre sonst der Ausbau des Radwegs – so wie er jetzt errichtet wurde – von der Donaustadt Richtung Innenstadt nicht möglich gewesen.
Laut Wiener-Linien-Sprecherin Ingrid Monsberger-Köchler würden mit der neuen Straßenbahnlinie 650 Tonnen CO2 eingespart – somit sei diese Maßnahme auch im Sinne der Stadt, betonte Horak. „Das beginnt damit, dass Wien bis 2040 klimaneutral sein will und daher ambitionierte Ziele der Mobilitätspolitik verfolgt und natürlich ein Rückgrat dieser Maßnahmen ist. Die Linie 12 ist hier ein wichtiger Baustein, weil sie eine Tangente eigentlich bildet von der Leopoldstadt über die Brigittenau, Alsergrund bis in die Josefstadt und dabei auch zahlreiche U-Bahn-Linien miteinander verbindet“, so Horak.
Straßenbahn für mehr Barrierefreiheit
Mehr Stau, mehr Lärm und weniger Parkplätze sind die Befürchtungen auf der einen Seite. „Öffi“-Ausbau – somit mehr Umweltschutz – und mehr Barrierefreiheit sind die Pro-Argumente anderer Bewohnerinnen und Bewohner. „Der große Vorteil für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, auch für mich mit Gleichgewichtsproblemen, ist, dass die Straßenbahn viel ruhiger fährt als ein Bus“, sagte einer der Anrainer.
„230 Meter klingt vielleicht wenig, ist für manche Menschen aber auch viel. Man denke an ältere Menschen, man denke aber auch an kleine Kinder zum Beispiel, die mit ihren Eltern unterwegs sind“, sagte der Leiter der MA 18 Stadtentwicklung und Stadtplanung, Clemens Horak.
Verlängerung bis zum Stadion möglich
Die Argumente der Anrainerinnen und Anrainer gehen auseinander, einig ist man sich allerdings über die Frage, warum die Straßenbahnlinie nicht gleich bis zum Stadion weiterführt. Die Stadt Wien hätte eine Weiterführung zwar untersucht, sich aber momentan dagegen entschieden. „Irgendwo muss man auch mal einen Strichpunkt setzen und die Dinge in die Umsetzung bringen und damit auch die Vorteile für die Menschen auf den Boden bringen“, sagte Horak.
Eine Verlängerung von der Hillerstraße in Richtung Stadion sei unverändert möglich. Auch die Wiener Linien schließen einen Ausbau nicht aus. „Natürlich gibt es die Möglichkeit, dass die Linie 12 auch in Zukunft zum Stadion fährt, aber in der ersten Ausbauphase wird sie von der Hillerstraße bis zur Josefstädter Straße fahren“, betonte auch Monsberger-Köchler.
Der Baustart ist aktuell für Mitte 2024 vorgesehen. Im Herbst 2025 wird die Linie 12 voraussichtlich in Betrieb gehen. Bis dahin werden auch die Pro-Contra-Argumente wahrscheinlich in einer Endlosschleife bleiben.