Eine Ordination
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Gesundheit

PVE-Ausbau hinter Erwartungen

Die Bundesregierung plant eine Prämie von 100.000 Euro für die Gründung von neuen Arztpraxen. Eine andere Lösung bieten sogenannte Primärversorgungseinheiten (PVE), doch der Ausbau bleibt hinter den Erwartungen zurück.

Wer in Wien krank wird, soll in erster Linie zum Hausarzt, zur Hausärztin gehen können – und das auch am Abend und am Wochenende. Diese Möglichkeit sollen Primärversorgungseinheiten (PVE) bieten. Elf davon gibt es in Wien für Allgemeinmedizin, zwei davon als Netzwerk aus Ordinationen, die zusammenarbeiten. Bis zum Jänner sollen neun dazu kommen, vier befinden sich derzeit in Ausschreibung. 2025 sollen 36 in Betrieb sein haben.

Unterstützung von vielen Seiten

Um die Ziele zu erreichen, soll eine Gesetzesnovelle helfen. Demnach sind künftig nur noch zwei praktische Ärztinnen oder Ärzte notwendig, bisher waren es drei. Die Stadt Wien unterstützt die Zentren finanziell bei den Honoraren des nicht medizinischen Gesundheitspersonal. Die Österreichische Gesundheitskasse verspricht weniger Bürokratie und bessere Honorarverträge.

Die Ärztekammer sagt ebenfalls Hilfestellung zu. „Wir haben ganz viele Leute, die damit beschäftigt sind und den Kollegen helfen. Das kann jetzt sein, dass man sie rechtlich unterstützt, dass man ihnen Feedback gibt oder Konzepte vorschlägt und sie auch wirklich unterstützt bei der Gründung“, erklärte die stellvertretende Obfrau der Kurie niedergelassener Ärzte, Naghme Kamaleyan-Schmied. Rechtlich möglich sind auch PVE für Kinder und Jugendmedizin. Zwei davon sind in Betrieb, bis Jänner sollen sieben weitere dazukommen.

Zwei Standbeine für Wiener Versorgung

Daneben gibt es schon länger Kindermedizinische Zentren mit Kassenvertrag. Diese Ambulatorien sind rechtlich und vertragstechnisch anders aufgestellt. Sie haben einen Betreiber, der medizinisches und nicht medizinisches Personal anstellt. „Wir haben eine Sieben-Tage-Woche ins Leben gerufen mit unserer Einrichtung. Die anderen neu verhandelten Primärversorgungseinrichtungen müssen das erst unter Beweis stellen“, sagte der Ärztliche Leiter des Kindermedizinischen Zentrums Augarten, Helmuth Howanietz.

Primärversorgungseinheiten geplant

Der Gesundheitsminister will im niedergelassenen Bereich mehr Kassenstellen schaffen und für Praxisgründungen bis zu 100.000 Euro Prämien zahlen. Eine Entlastung der Spitalsambulanzen wird durch die sogenannten „Primärversorgungseinheiten“ für Allgemeinmedizin und für Kindermedizin erhofft.

Ziel der Reform ist auch, mehr Leistungen in der Praxen anzubieten. „Wenn ich einen Bezirk habe, wo ich relativ viele Diabetiker habe, wäre es natürlich schlau, dass ich dann auch jemanden anstelle, der Ernährungsberatung macht“, meinte Kamaleyan-Schmied. Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sieht zwei Standbeine für die Erstversorgung in der Stadt: Neben den PVE gibt es im Spital die Erstversorgungsambulanzen, die eine Erstanlaufstelle in Spitälern sind. „Das funktioniert inzwischen so großartig, dass wir jetzt auch eine Vereinbarung mit der ÖGK geschlossen haben. Der Vertrag ist fertig verhandelt.“