Areal am Westbahnhof
ORF
ORF
CHRONIK

Warten auf Pläne für Westbahnhof-Areal

Das Westbahnhof-Areal entlang der Felberstraße soll umgestaltet werden. Das verkündeten Stadt Wien und ÖBB schon voriges Jahr. Geplant sei viel Grünraum, wie betont wurde, und eine Einbeziehung der Anwohnenden. Diese befürchten allerdings eine Bebauung am Areal.

Das Areal am Westbahnhof in Rudolfsheim-Fünfhaus ist windig, komplett verlassen und von 70.000 Quadratmetern Beton bedeckt. Voriges Jahr im November fixierten die Stadt Wien und die Eigentümer, die ÖBB, eine Umgestaltung. Auf dem rund 1,2 Kilometer langen Streifen soll ein Erholungsraum entstehen. Seither arbeiten die Verantwortlichen an einem Stadtentwicklungskonzept. Versprochen wurde, dass dabei auch die Anwohnerinnen und Anwohner eingebunden werden.

Bürgerinitiative vermutet Bebauung statt Begrünung

Eingebunden – obwohl versprochen – fühlen sich die Bürgerinnen und Bürger aber kaum. Drei Treffen gab es laut der Bürgerinitiative „Westbahnpark JETZT“ bis jetzt. Bezüglich der Zusammenarbeit zeigt sich die Bürgerinitiative „unzufrieden“. Informationen würden zwar fließen, auf Detailfragen würde allerdings nicht eingegangen – etwa ob eine Bebauung auf dem Plan steht.

Felberstraßen-Bahnhofsareal soll begrünt werden

Das Bahnhofsareal am Westbahnhof entlang der Felberstraße soll umgestaltet werden. Das steht schon seit 2022 fest. Eigentümer sind die ÖBB. Gemeinsam mit der Stadt Wien soll ein Stadtentwicklungskonzept erstellt werden – mit Grünflächen und mit Einbeziehung der Bewohner. Diese fühlen sich allerdings zu wenig miteingebunden.

Das Beteiligungsverfahren würde auch eine Mehrheit des Bezirks ausschließen. Denn viele Menschen, die hier leben, haben einen Migrationshintergrund. „Und die Einladungen zu den Treffen wurden viel zu spät ausgeschickt und nur auf Deutsch ausgeschickt, es wurden Termine gesetzt, die für viele nicht wahrnehmbar sind“, sagt Lilli Licka, Landschaftsarchitektin an der Universität für Bodenkultur und Mitinitiatorin.

Neben klimatischen vor allem auch soziale Argumente

Die Bürgerinitiative vermutet, dass weitere Wohnhäuser am Areal entstehen. Das wäre schon alleine aus klimatischen Gründen fatal, weil hier frische Luft direkt aus dem Wiener Wald komme – also Kühlung für die Stadt, betont Licka. Neben klimatischen Argumenten spiele auch der soziale Faktor eine wesentliche Rolle.

„Der soziale Grund speist sich aus der Zusammensetzung der Bewohnerinnen und Bewohner hier: sehr jung, wenig Einkommen, sehr dichte Wohnverhältnisse, viele Personen, die kein Wahlrecht haben und viele Personen, die sehr dringend angewiesen sind auf das wohnungsnahe Grün, also ein Park direkt vor der Haustür“, so Licka gegenüber „Wien heute“. Laut der Initiative würden schon Pläne kursieren, wo am Gelände Bebauungen eingeplant sind. Vor allem Kinder und Jugendliche hätten hier einen großen Freiraumbedarf.

Entlang der Felberstraße soll das Viertel umgestaltet werden
ORF
Bei der Präsentation im November wurden neue Wohnhäuser nicht ausgeschlossen. Im Fokus stehe aber die Begrünung, hieß es

ÖBB und stadt Wien halten sich bedeckt

Die ÖBB und die Stadt Wien halten sich auch gegenüber „Wien heute“ bedeckt. Betont wird aber, dass Grünraum auf jeden Fall geplant sei. „Gleichzeitig prüfen wir auch, welche sonstigen zukunftsorientierten Anforderungen es an den jeweiligen Stadtteil gibt. Unser Ziel ist es, unsere wertvollen, innerstädtischen Flächen so zur Verfügung zu stellen, dass sie bestmöglich zur Erfüllung der vielfältigen Bedürfnisse einer wachsenden Stadt beitragen“, so die schriftliche Stellungnahme der ÖBB. Man werde „mit den Herausforderungen von Stadtentwicklungsgebieten verantwortungsvoll und professionell“ umgehen.

Aber auch die Stadt Wien möchte noch keine Details preisgeben: „In diesem Konzept werden die besonderen Erfordernisse des Stadtteils betrachtet und Rahmenbedingungen für künftige Entwicklungen festgelegt. Konkrete Planungen werden sich erst danach in dieser Rahmensetzung entfalten.“

Als wichtigste Themen hätten sich laut Stadt die Schaffung und Verbesserung des Grün- und Freiraumangebots, der Abbau der Barrierewirkung durch die Bahnanlagen sowie Beiträge zum Klimaschutz und zur Klimawandelanpassung herauskristallisiert. In welcher Art dieses Areal belegt und auch belebt wird, wollen Stadt Wien und ÖBB – „voraussichtlich“, wurde betont – diesen Herbst präsentieren.

Petition gegen Wohnungen und für „linearen Park“

Fast 80.000 Menschen leben im 15. Bezirk. Ein Zugang zum Westbahnhof-Areal ohne Bebauung würden zumindest die Petitionsunterstützdenden bevorzugen. Rund 9.000 Unterschriften gebe es gegen eine weitere Bebauung, so Suzana Stojanovic-Joham von der Initiative. „Es herrscht hier völlige Ablehnung. Also noch mehr Wohnungen will absolut wirklich niemand. Die Leute wissen jetzt schon nicht wohin. Und das wird nicht besser, wenn noch mehr Wohnungen gebaut werden.“

Anrainer Gregor Joham sagt, er habe im Lockdown beobachtet, dass dieser Freiraum durchaus genutzt werde. „Die Menschen sind hierher laufen gegangen oder mit dem Hund Gassi. Es ist nötig, weil die anderen Flächen in diesem Bezirk sehr stark belegt sind.“ Deshalb wird ein neuer Park auf dieser offenen Stadtlandschaft entlang der Felberstraße gefordert.