Das Gebäude der Ärztekammer Wien
ORF.at/Christian Öser
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Gesundheit

Ärztekammer dreht Video zu Rettung der Spitäler

Die Wiener Ärztekammer untermauert ihren bereits präsentierten „10-Punkte-Plan zur Rettung der Wiener Spitäler“ mit einem Video. Konkret fordert die Kammer etwa Bleibe- und Rückkehrprämien, höhere Gehälter, die Anrechnung aller Vordienstzeiten und Zulagen für Mangelfächer.

Die Aufnahmen, bei denen Medizinerinnen und Mediziner die Vorschläge vortragen, werden auf den Kanälen der Ärztekammer für Wien ausgespielt. „Es wird Zeit, dass das Gesundheitssystem seinem Ruf wieder gerecht wird“, betonte der geschäftsführende Vizepräsident der Wiener Kammer, Stefan Ferenci, in einer Pressekonferenz und sprach von einem „Flächenbrand“ in der Versorgung. Die zehn Punkte seien ein langfristiger Behandlungsplan, der nach diversen „Notmaßnahmen“ greifen müsse.

„Weil manche unseren Plan nicht lesen wollten“

Man müsse sich mit der Politik an einen Tisch setzen und gemeinsam Lösungsmaßnahmen erarbeiten, appellierte Ferenci an die Entscheidungsträger, an die der Plan gerichtet ist. Das Video sei erstellt worden, „weil wir das Gefühl haben, dass manche Personen in der Politik unseren Plan nicht lesen wollen“. Die derzeitigen Probleme seien nicht „von heute auf morgen passiert“, betonte der Vizepräsident. Hätte man die Kammer bereits vor Jahren eingebunden, wäre man jetzt nicht „am Rande des Kollaps“.

Gezänk in Wiener Ärztekammer dauert an

In den laufenden Ermittlungen im mutmaßlichen Finanzskandal um die Ärztekammer-Tochterfirma „Equip-4-Ordi“ der Kammer belasten Ex-Mitarbeiter Präsident Johannes Steinhart, der von der Staatsanwaltschaft jetzt als Beschuldigter geführt wird. Vorläufiger Höhepunkt des Konflikts ist die überraschende fristlose Entlassung der Ärztefunkdienst-Leiterin Yvetta Zakarian nach Postings in sozialen Medien.

Anna Kreil, stellvertretende Obfrau der Kurie angestellte Ärzte der Wiener Kammer, sprach ebenfalls von strukturellen Problemen in den Wiener Spitälern und forderte einen „Kassasturz“, eine transparente Bedarfsplanung und eine Organisationsreform des Wiener Gesundheitsverbundes bis hin zu dessen vollständiger Ausgliederung aus städtischen Strukturen. Weiters sei ein Ausbau der Sonderklasse zur Generierung von Mehreinnahmen für Wiens Spitäler angezeigt.

32-Stunden-Woche wird gefordert

„Wir brauchen jetzt Maßnahmen, die sofort greifen“, betonte auch Eduardo Maldonado-Gonzalez, ebenfalls stellvertretender Obmann der Kurie. Er forderte etwa eine 32-Stunden-Woche für das Spitalspersonal bei vollem Lohnausgleich, eine Entbürokratisierungsoffensive und „marktkonforme Gehälter“.

Frederic Tömböl, Präsidiumsmitglied der Wiener Ärztekammer, ging auch auf den akuten Pflegemangel ein. So gehöre auch das AKH Wien aus dem Verbund ausgegliedert und müsse als eigenständiges Bundesspital neu gestartet werden. Severin Ehrengruber, Vorsitzender des Ausschusses für ärztliche Ausbildung der Ärztekammer Wien, will mit einer Ausbildungsoffensive den Abgang junger Ärztinnen und Ärzte stoppen. Er forderte die Modernisierung des Spitalsmanagements.

Entlassung der Ärztefunkdienst-Leiterin

Grabenkämpfe in der Ärztekammer – etwa Rücktrittsaufforderungen an Präsident Johannes Steinhart aus Salzburg – wollte Ferenci gar nicht kommentieren. Das sei nicht Thema der Pressekonferenz. Stattdessen kritisierte er die Politik, die offensichtlich vom Thema ablenken wolle.

Ebenso wenig ging er auf die Entlassung der Ärztlichen Leiterin des Wiener Ärztefunkdienstes, Yvetta Zakarian, ein. Sie hatte laut „Kurier“ Gegner Steinharts in einem Posting kritisiert. Hintergrund dürften Konflikte innerhalb der Ärztekammer sein. Konkret geht es um ein Facebook-Posting und eine weitergeleitete Nachricht in einer internen Chatgruppe, die sich gegen den Chef der niedergelassenen Ärzte, Erik Randall Huber, richten. Nach rechtlicher Prüfung sei keine andere Alternative als die fristlose Beendigung wegen Vertrauensunwürdigkeit geblieben, sagte dieser.

Steinhart: Will bis September wieder im Amt sein

Inzwischen hat sich Steinhart, der sich einer Herzoperation hatte unterziehen lassen müssen, selbst zu Wort gemeldet. Im Onlineportal Relatus ging er davon aus, Anfang September wieder in sein Amt als österreichischer Ärztekammer-Präsident zurückkehren zu können. Politische Kontakte pflege er jetzt schon. Steinhart wird in der Causa rund um mutmaßliche Malversationen in der Tochtergesellschaft Equip4Ordi als Beschuldigter geführt – mehr dazu in Ärztekammer: Steinhart ist Beschuldigter. Er betont seine Unschuld.