Tatort am Hernalser Gürtel
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Chronik

Obdachloser nach Attacke gestorben

Ein 55-jähriger Obdachloser, das dritte Opfer eines mutmaßlichen Serientäters, ist nun im Spital an seinen schweren Verletzungen verstorben. Der Mann war vergangene Woche beim Hernalser Gürtel mit schweren Schnitt- und Stichverletzungen gefunden worden.

Der Mann wurde in der Nacht auf den 9. August in der Josefstadt auf dem Straßenrand sitzend entdeckt. Der 55-Jährige wurde ins Spital gebracht und notoperiert. Auch ein zweiter Eingriff wurde später durchgeführt, doch laut Sprecherin Barbara Gass starb der 55-Jährige im Tiefschlaf. Er konnte zuvor nicht mehr befragt werden.

Weitere ähnliche Angriffe

Drei Angriffe hat es in den vergangenen vier Wochen auf Obdachlose gegeben. Zuvor wurde am 12. Juli um 7.40 Uhr am Handelskai in der Brigittenau ein 56-jähriger Mann mit tödlichen Stich- und Schnittverletzungen aufgefunden.

Zehn Tage später, am 22. Juli, wurde eine 51-jährige Frau gegen 3.40 Uhr in Wien-Leopoldstadt durch Stich- und Schnittverletzungen schwer verletzt, sie überlebte. Die Polizei geht von einem Serientäter aus. Die Ermittlungen laufen laut Gass auf Hochtouren.

Streifendienste sensibilisiert

Zudem wurde der Streifendienst sensibilisiert, vor allem nachts auf bekannte Örtlichkeiten, wo sich Wohnungslose aufhalten, ein verstärktes Auge zu haben. Man stehe in engem Kontakt mit entsprechenden Betreuungseinrichtungen, sagte Gass. Sachdienliche Hinweise, die zur Aufklärung dieser Fälle führen, werden telefonisch – auch anonym – im LKA Wien unter der Telefonnummer 01/31310 DW 33800 erbeten.

Susanne Peter, Teamleiterin Streetwork der Caritas, hatte bereits in der Vorwoche darauf hingewiesen, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versuchen, die Menschen aufzuklären und zu sensibilisieren. „Es ist natürlich Thema unter Klientinnen und Klienten und uns Betreuerinnen und Betreuern. Ich arbeite seit 30 Jahren in dem Bereich, und so etwas war noch nie da.“ Ebenso hatte sich Markus Hollendohner, Leiter der Abteilung Wohnungslosenhilfe im Fonds Soziales Wien (FSW), geäußert. Man unterstütze obdachlose Menschen und sensibilisiere sie, Wahrnehmungen zu Angriffen im öffentlichen Raum auch der Polizei zu melden.

Mehr Schlafplätze

Der FSW öffnet das Tageszentrum Obdach Josi bei der U6-Station Josefstädter Straße wegen der Angriffe seit Samstag erstmals auch nachts. Das Josi hat täglich zwischen 9.00 und 18.00 Uhr geöffnet, bis auf Weiteres auch von 21.00 bis 6.00 Uhr. „Insgesamt haben rund 50 Personen das Angebot des Schutzraumes in der ersten Nacht angenommen. Im Durchschnitt haben sich 20 Personen gleichzeitig im Tageszentrum aufgehalten“, so Barbara Trsek, Bereichsleiterin von FSW Obdach.

Die Notschlafstellen für obdachlose Menschen sollen nun um 40 weitere Betten aufgestockt werden. Das Rote Kreuz und die Gruft der Caritas wollen bereits in der Nacht auf Dienstag zusätzliche Betten zur Verfügung stellen. Mit den 50 bereits geschaffenen Plätzen wird es so insgesamt 90 neue Plätze für wohnungslose Menschen in Notschlafstellen geben.