Das neue Wasserbaulabor der BOKU
APA/Eva Manhart
APA/Eva Manhart
Umwelt & Klima

Drei internationale Flusskonferenzen in Wien

Die Zukunft der Flüsse, die Gefahren durch Hochwasser und Dürre und die Auswirkungen etwa auf Schifffahrt und Wasserkraft sind Thema dreier Wasserkonferenzen, die die Universität für Bodenkultur (BOKU) von 21. bis 25. August im Austria Center Vienna veranstaltet.

„Während wir Flüsse für die Bereitstellung von Trinkwasser, Energie, Transport und Schifffahrt sowie für Ökosystemleistungen benötigen, sind diese stark von Klima- und Landnutzungsänderungen sowie Extremereignissen betroffen“, sagte Helmut Habersack, Leiter des Instituts für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung an der Universität für Bodenkultur und Initiator der Vienna Water Conferences 2023.

Neben dem natürlichen Auftreten von Wetterereignissen wie Hochwasser und Dürre werden laut Habersack der Klimawandel und eine veränderte Landnutzung die Situation der Flüsse wesentlich verschärfen. Gleichzeitig werde durch den Klimawandel und den Ukraine-Krieg die Notwendigkeit von erneuerbaren Energien wie Wasserkraft aufgezeigt.

March Altarm
Bernhard Schober / IWA BOKU
Ein wichtiges Ziel der Konferenzen ist, die Flüsse nachhaltiger zu machen sowie Schutz und Nutzung zu verbinden

Für den Transport von Massengütern stelle die Schifffahrt auf der einen Seite einen wichtigen Verkehrsträger dar. Auf der anderen Seite zeige die Biodiversitätskrise, dass Wasserökosysteme dringend verbessert werden müssen.

1.300 internationale Fachleute

Ab 21. August finden der 40. Weltkongress der IAHR (International Association for Hydroenvironment Engineering and Research), die fünfte World’s Large Rivers Conference und die 30. Danube Conference gleichzeitig in Wien statt. Im Fokus stehen Diskussionen über Auswirkungen der Klima- und Landnutzungsänderungen, Hochwasser und Trockenheit, nachhaltige Wasserkraft, Schifffahrt und Ökosystemdienstleistungen.

Zu den drei Wasserkonferenzen sind insgesamt rund 1.300 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geladen. Habersack rechnet mit deutlich über 1.000 Konferenzbeiträgen in Form von Vorträgen und Workshops. Auch Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger seien willkommen. Es werde etwa Birgit Vogel, Generalsekretärin der Donauschutzkommission, erwartet. Aber auch Vertreterinnen und Vertreter der Artenschutzorganisation WWF sollen an den Konferenzen teilnehmen.

Donauinsel Vorreiter beim Hochwasserschutz

Das Angebot wird durch mehrere Exkursionen – eine davon durch das Wasserlabor der BOKU – abgerundet. Auch zum Wasserkraftwerk Freudenau und zur Simmeringer Kläranlage wird es Ausflüge geben. Neben anderen großen Flüssen wird im Rahmen der Wasserkonferenzen auch die Donau einen Themenschwerpunkt darstellen. Dafür werden etwa Schifffahrten auf der Donau angeboten, auf denen die Themen Gewässervernetzung, Fahrwassertiefe, ökologische Verbesserungen und Biodiversität diskutiert werden.

Auch der Hochwasserschutz der Stadt Wien wird auf einer Exkursion auf der Neuen Donau diskutiert. Dabei geht es um die Qualität der Donauinsel als Maßnahme gegen Hochwasser. „Sie ist eine der weltweit besten Hochwasserschutzmaßnahmen, die es für eine Hauptstadt gibt“, erklärte Habersack. Denn sie biete Schutz für ein 10.000-jähriges Hochwasserereignis.

Österreich, Braunsberg, Donau, Fluss, Gewässer, Hainburg, Landschaft, Niederösterreich, Strom
Bernhard Schober / IWA BOKU
Passend zum Thema werden auch zur Donau einige Exkursionen angeboten

90 Prozent der Donau im Ungleichgewicht

90 Prozent der Donau auf einer Gesamtlänge von 2.600 Kilometern sind laut Habersack im Ungleichgewicht. Daher könne sie wichtige Funktionen für Mensch und Umwelt nicht mehr zur Gänze erfüllen. Mit dem EU-Projekt „Danube4all“ werden bereits Schritte gesetzt, um die Donau und andere Flüsse im Einzugsgebiet zu renaturieren und die Fischbestände zu sichern.

„Wurden vor zehn Jahren noch 250 Kilogramm Fisch pro Hektar Donau gemessen, liegen wir jetzt bei 80 Kilogramm Fisch pro Hektar“, so Habersack, der Projektkoordinator von „Danube4all“ ist. Ab 50 Kilogramm Fisch pro Hektar werde die Grenze für einen ökologisch guten Zustand unterschritten. Durch Gewässervernetzungen, Uferrückbau und Sohlstabilisierungen versuche man, das Hochwasser- und Trockenheitsrisiko zu reduzieren. Auch die Schifffahrt und die Energieversorgung sollen im Rahmen des Projekts optimiert werden.

Bevölkerung soll eingebunden werden

Damit das Projekt ein Erfolg wird, will Habersack auch die Bevölkerung einbinden und die verschiedenen Zusammenhänge der Gewässer erlebbar machen. Die Bevölkerung solle entwickeln, wie die Donau zukünftig aussehen könnte: „Denn jeder Einzelne kann einen Beitrag leisten, dass sich die Situation an der Donau und an anderen Flüssen wieder verbessert“, so Habersack.