Neue Burg mit dem sogenannten Hitler-Balkon
ORF/Christian Öser
ORF/Christian Öser
Politik

Sonderführungen zum „Hitler-Balkon“

Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) nimmt kurzfristig zwei Sonderführungen zum „Hitler-Balkon“ ins Programm – aus aktuellem Anlass, wie am Montag betonte wurde. Der Altan war zuletzt in einem viel kritisierten Video der Freiheitlichen Jugend zu sehen.

Die Führungen am 7. und 14. September führt Direktorin Monika Sommer unter dem Titel „(K)ein Hitler-Balkon. Zu einer offenen Wunde der Zeitgeschichte“ durch. Bei dem Altan der Neuen Burg handelt sich um jenen „Balkon“, von dem aus Adolf Hitler 1938 seine Anschlussrede hielt. Man werde bei der Veranstaltung Einblicke in dessen Geschichte geben und thematisiere den Umgang mit diesem verstörenden Ort, der symbolisch für die lange Zeit fehlende Auseinandersetzung mit Österreichs NS-Vergangenheit stehe, hieß es in einer Aussendung des hdgö.

Fehlende Kontextualisierung bemängelt

Das Haus der Geschichte rege seit seiner Eröffnung einen neuen Umgang an. Der „Hitler-Balkon“ sei nach wie vor – vom Heldenplatz aus gesehen – weder kontextualisiert noch für aktive Erinnerungs- und Bildungsarbeit betretbar. „Dadurch ist es der Republik bislang nicht gelungen, ihn symbolisch, demokratisch und rechtsstaatlich neu zu deuten“, betonte man. Der Altan ist für die Öffentlichkeit gesperrt. Das Museum nutzt die Fläche, die direkt auf den Bereich führt, ist für ihn selbst aber nicht zuständig.

„Als Zeitgeschichtemuseum tragen wir mit unseren Mitteln laufend alles dazu bei, die Geschichte dieses Ortes zu thematisieren und darüber aufzuklären. Es ist zentrale Aufgabe des hdgö, die Zeit des Nationalsozialismus und den Umgang damit in Österreich immer wieder aktiv aufzugreifen. (…) Aus dem aktuellen Anlass ist es mir ein persönliches Anliegen, kurzfristig zwei Sonderführungen zum Altan anzusetzen“, erläuterte Sommer.

Überwiegende Mehrheit für Öffnung

Es wäre mehr als wünschenswert, dass die Republik bis zum 80. Jahrestag ihrer Gründung gerade an diesem Ort ein demokratisches, rechtsstaatliches Zeichen setze und somit einer höchst problematischen Vereinnahmung entgegentrete, hielt sie fest. International sei „aktive Erinnerungsarbeit“ an vielen solcher „Täterorte“ üblich. Schon jetzt fragt das Museum vor dem Ausgang zum Altan die Besucherinnen und Besucher, ob der Ort für die Öffentlichkeit geöffnet werden solle oder nicht. Bisher hat sich eine überwiegende Mehrheit dafür ausgesprochen.