Christoph Wenisch, Leiter Infektiologie Klinik Favoriten
ORF Wien
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Coronavirus

Experte zu Impfpflicht: „Hätte mich wehren sollen“

Der Leiter der Infektiologie an der Klinik Favoriten, Christoph Wenisch, sagt heute rückblickend, dass er sich mehr gegen die Coronavirus-Impfpflicht "hätte wehren sollen“. Diesen „Irrweg“ hätte man sich ersparen können.

Er habe zwar schon gesagt, dass die Impfung „keine sterilisierende Immunität macht, dass diese Krankheitsübertragung damit nicht geblockt werden kann“, so Wenisch in der ORF-Wien-Interviewserie „Bei Budgen“ am Samstag. Deshalb sei die Impfung „kein guter Kandidat“ für eine Verpflichtung gewesen.

„Doch das hätte ich vielleicht noch stärker und verständlicher zum Ausdruck bringen sollen. Mir tut das sehr leid, dass man hier nicht alle Register gezogen hat, diesen Irrweg, der kurzzeitig gewesen ist und der uns jetzt nachhängt, dass wir uns den erspart hätten.“

„Nicht wie ein Schnupfen oder grippaler Infekt“

Seine Sorgen, was den CoV-Herbst in Bezug in Wien betrifft, seien „total klein im Vergleich zu dem, was gewesen ist. Wir erwarten, dass es eigentlich so normal weitergeht, wie es in der Vergangenheit gewesen ist“. CoV sei aber nicht, wie gerne gesagt wird, „mittlerweile wie ein Schnupfen oder ein grippaler Infekt“. Wenisch lehnt diese Analogie ab.

Denn laut Studien aus dem Sommer verlaufe die Infektion bei etwa 20 Prozent der Menschen sehr milde, man habe nicht einmal einen Schnupfen. „Also Halskratzen und zwei Mal niesen. (…) Diese Menschen haben wirklich ein Superimmunsystem.“ Dennoch können sie das Virus weitergeben.

„Dann gibt es die größere Gruppe, die dann eben diese typische Influenza-artige Erkrankung kriegt, die teilweise leicht verläuft, also zu Hause auszusitzen und zu behandeln ist und wo man innerhalb von einer Woche, zehn Tage wieder so ist, wie man vorher war. Und dann gibt es auch schwere Verläufe.“ Deren Wahrscheinlichkeit liege bei älteren Personen oder Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder metabolischen Grunderkrankungen höher.

Wer sich impfen lassen soll

Wer Risikopatient bzw. -patientin ist, solle sich daher impfen lassen, empfiehlt auch Wenisch. „Alle anderen können, wenn sie wollen.“ Wenn man von einer überstandenen Infektion bereits wisse, dass man nur mit einem Halskratzen reagiere, könne man sich die Impfung schenken. Wenn man eine Woche erkranke, „werde ich sie mir jetzt gönnen“. Auch er selbst werde wieder auffrischen, da er zum Gesundheitspersonal gehöre, sagte der Infektiologe.

Man gehe jedenfalls in den Spitälern nicht unvorbereitet in den Herbst hinein, es gebe einen Grippeplan, der um „post-pandemisches, also epidemisches Corona erweitert“ worden sei: „Wir können mit infektiösen Zuständen umgehen, auch wenn die Fallzahlen hinaufgehen.“