Zwei Touristen  fotografieren den Stephansdom
APA/Georg Hochmuth
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wirtschaft

Trotz Tourismusauftriebs weniger Umsätze

Der Sommer hat für den Wiener Tourismus viel Aufschwung gebracht, aber es gibt auch Schattenseiten. Einerseits hat es sehr hohe Nächtigungszahlen gegeben, andererseits sinken inflationsbedingt die Umsätze, da die Gäste weniger Geld ausgeben würden.

Zudem warten noch viele Hoteliers auf Lockdown-Entschädigungen. Die Stadt ist trotz Ferienendes voll mit Touristinnen und Touristen. Im Hotel Belvedere gibt es 114 Zimmer, im September waren hier 80 Prozent der Betten belegt. Ein überraschend positives Ergebnis für die Jahreszeit. Soweit die guten Nachricht – denn hinter den Kulissen kämpfen viele Hoteliers derzeit mit finanziellen Nachwehen aus der CoV-Zeit.

"Das große Problem ist, dass der „Verlustersatz 1" aus dem Jahr 2020 als die Pandemie gestartet hat, bis heute nicht eingetroffen ist. Wir haben uns fremdfinanzieren müssen teilweise, damit wir unsere Mitarbeiter in der Kurzarbeit zahlen konnten, unsere Stromrechnungen zahlen mussten, unsere Pacht zahlen mussten und jetzt stehen wir da, haben kein Geld bekommen“, sagte Dominik Schmid vom NH Hotel Belvedere und WKW-Fachgruppenobmann.

In den Monaten Jänner bis August gab es heuer insgesamt knapp elf Millionen Nächtigungen. Das sind um 39 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Aber immer noch um fast fünf Prozent weniger als im Vor-Corona Jahr 2019.

Bilanz zum Sommertourismus

Der Sommer hat für den Wiener Tourismus hervorragende Nächtigungszahlen gebracht. Im August gab es 1,6 Mio. Nächtigungen, das ist um 14 % mehr als im Vorjahr. Inflationsbedingt sinken dennoch die Umsätze.

Warten auf Covid-Entschädigungen

Eineinhalb Jahre waren die Beherbergungsbetriebe in Wien geschlossen. Aufregung herrscht derzeit auch auch darüber, „dass das Thema Pacht von der COFAG (COVID-19 Finanzierungsagentur des Bundes) nicht ersetzt wird – die Betriebe diese allerdings an die Verpächter zahlen müssen und das natürlich wirklich eine Ungleichbehandlung gegenüber Mietern ist“, betonte Markus Gratzer, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung.

Die COFAG bestätigte gegenüber „Wien heute“, dass österreichweit noch 6.384 Anträge von mehr als 1,3 Millionen Anträgen nicht ausbezahlt wurden. „Davon betreffen 674 Anträge Hotels, Gasthöfe und Pensionen. 515 Anträge sind aufgrund der bekannten beihilferechtlichen Themenstellungen derzeit nicht auszahlbar“, hieß es in der Stellungnahme.

Drängen auf Ausbezahlen der Hilfen

Hoteliersvereinigung und Wirtschaftskammer pochen nun – basierend auch auf einem Gutachten – auf ein rasches Auszahlen der Hilfen. „Die Ausgangssituation für die Betriebe war, dass alle Fixkosten für die Betriebe ersetzt werden und Pacht ist hier auch ein gehöriger Fixkostenanteil für Betriebe. Im Laufe der Pandemie wurden dann die FAQs geändert, dass die Pacht nicht mehr ersetzt wird und das ist eine große Herausforderung finanzieller Sicht“, betonte Gratzer.

Laut Gratzer wäre es essenziell, dass auch die Pacht als Fixkostenanteil ersetzt wird und „dementsprechend auch in Fixkostenersatz und Verlustersatz von der COFAG akzeptiert wird.“

Schlechtere Aussichten für Wintersaison

Laut WIFO (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung) sind die Umsätze im Tourismus heuer österreichweit inflationsbereinigt um elf Prozent zu 2019 gesunken. Wien schneide hier ein wenig besser da, da es viele Übersee- und Kongresstouristen gibt, die tendenziell ausgabefreudiger seien.

Was die Urlauberinnen und Urlauber betrifft, rechnen Tourismusforscher damit, dass sich das bisherige Wachstum in der Wintersaison ein wenig einbremsen könnte. „Wir alle rechnen damit, dass die Konjunktur in Österreich, aber auch in Deutschland (dem nach wie vor wichtigsten Herkunftsmarkt in Österreich) nachlässt und dass wir in eine Rezession schlittern und das wird natürlich auch die Nachfrage nach Urlaub in Österreich beeinflussen“, sagte Oliver Fritz, Tourismusexperte im WIFO.

In Wien sind die Zimmerpreise zuletzt zwar um bis zu 25 Prozent angestiegen. Die hohen Energie-, Personal- und Lebensmittelkosten könnte man damit aber nicht voll kompensieren, hieß es aus der Branche.