Leerer Kindergarten
Getty Images/iStockphoto/onurdongel
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Bildung

1.200 Pädagogen fehlen in Kindergärten

Der Mangel an Kindergartenpersonal in Wien wird immer dramatischer: Mittlerweile fehlen 1.200 Pädagoginnen und Pädagogen, rechnet die Gewerkschaft vor. Das Angebot musste bereits eingeschränkt werden, etliche Kindergartengruppen konnten gar nicht aufsperren.

Der Kindergarten soll die erste Bildungseinrichtung sein – doch dieser Beschreibung könne man angesichts des massiven Personalmangels nicht mehr gerecht werden, sagen Pädagoginnen und Pädagogen und die Gewerkschaft. Bildungsarbeit wie früher sei nicht mehr möglich: „Jetzt – und das höre ich von vielen Kolleginnen – ist es oft so, dass die Kolleginnen einfach schauen, dass sie irgendwie den Tag hinter sich bringen – ohne dass jemand verletzt wird oder dass irgendwelche Missgeschicke passieren“, so Daniel Granögger, Kindergartenpädagoge in Floridsdorf im „Wien heute“-Interview.

Ausfälle können kaum nachbesetzt werden

600 Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen fehlen bei den städtischen Kindergärten, 600 weitere bei den privaten. Krankheitsbedingte Ausfälle können kaum bis gar nicht nachbesetzt werden. „Unsere Kolleginnen und Kollegen sind am Limit, also eigentlich schon über dem Limit in der Belastung und können viele der Tätigkeiten, wie sie sich pädagogische Arbeit vorstellen, gar nicht anbieten“, so sagt Manfred Obermüller von der Gewerkschaft Younion.

Kindergärten fehlt massiv Personal

Der Mangel an Kindergartenpersonal in Wien wird immer dramatischer: Mittlerweile fehlen 1.200 Pädagoginnen und Pädagogen, rechnet die Gewerkschaft vor. Das Angebot musste bereits eingeschränkt werden, etliche Kindergartengruppen konnten gar nicht aufsperren.

Die Vorgaben des Bildungsplans umzusetzen, sei kaum möglich. Der Unterschied zwischen Anspruch und Realität sorgt für eine hohe Frustration beim Kindergartenpersonal. „Die Kolleginnen und Kollegen, die noch vor Ort sind, arbeiten schon weiterhin nach den Qualitätsstandards. Aber in dem Umfang, wie es sein sollte, geht es nicht. Und es gibt natürlich dann auch oft krankheitsbedingt immer mehr Ausfälle, weil das Ganze über die Belastungsgrenze hinausgeht. Die, die noch über sind, die sind die, die den Dienstbetrieb noch aufrechterhalten, weil ihr Herz an diesem Job hängt“, so Julia Fichtl, Kindergarten-Leiterin bei der Younion.

Auch wenn bereits jetzt Personal fehlt, würden trotzdem laufend neue Häuser eröffnet, kritisiert die Gewerkschaft. „Wir weisen darauf hin, dass das eigentlich ein Drama ist, weil wir das Fachpersonal nicht haben. Ohne Assistentinnen, für die ich wirklich eine Lanze brechen möchte, wäre der Dienstbetrieb schon lange zusammengebrochen“, so Obermüller.

Abwerbungen durch Land Niederösterreich

Die angespannte Personalsituation wird auch durch Abgänge verschärft. Denn das Land Niederösterreich hat zuletzt viele Pädagoginnen und Pädagogen aus Wien aggressiv abgeworben. Dort gibt es oft geregeltere Dienste, mehr Geld und mehr Urlaub. Ein weiteres Problem in Wien ist das flächendeckende Parkpickerl. Das gibt es zwar auch im angrenzenden Perchtoldsdorf (NÖ)- dort allerdings mit Ausnahmebewilligungen auch für Kindergartenpersonal aus Wien.

„Seit Einführung des Pickerls ist es so, dass – gerade in den Randbezirken – einige Pädagoginnen den Weg eher nicht mehr auf sich nehmen, nach Wien herein zu pendeln. Das können wir gut nachvollziehen. Auf der anderen Seite ist es natürlich so, dass die Rahmenbedingungen sehr unterschiedlich sind“, sagt Susanna Haas, Pädagogische Leiterin der St. Nikolaus-Stiftung. Diese Rahmenbedingungen sollten verbessert werden, fordert die Pädagogin.

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den städtischen Kindergärten gibt es bald zumindest eine gratis Jahreskarte. Die Gewerkschaft fordert zusätzlich unter anderem eine Ausbildungs-Offensive und flexiblere Arbeitszeitmodelle.