Leerer Bahnsteig auf dem Wiener Westbahnhof vor ÖBB-Railjet-Zügen
ORF.at/Christian Öser
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Verkehr

Ausfälle sorgen weiter für Probleme bei ÖBB

Die ÖBB kämpfen mit fehlenden Zügen: Allein sechs der 60 Railjets stehen derzeit defekt in der Werkstatt. Die Folge sind gestrichene Verbindungen und Verspätungen. Dazu kommt die Taktverdichtung im neuen Fahrplan. Darauf sei man nicht vorbereitet gewesen, kritisiert die Eisenbahnergewerkschaft vida.

Seit Anfang Dezember sorgen Zugsausfälle und Verspätungen bei den ÖBB für Probleme. Entspannung ist auch vor Weihnachten offenbar nicht in Sicht. Von den 60 Railjets der ÖBB, die unter normalen Bedingungen im Dauereinsatz stehen, sind derzeit nur 54 Garnituren einsatzfähig. Sechs Züge der Flotte müssen aufgrund von Beschädigungen repariert werden, berichtete das Ö1-Morgenjournal am Mittwoch.

Die vier Railjets waren beim Wintereinbruch durch herabfallende Oberleitungen beschädigt worden. Die insgesamt 60 Railjet-Garnituren seien normalerweise im Dauereinsatz, es seien so gut wie keine Fahrzeugreserven eingeplant, berichtete Ö1. Von verschiedenen Strecken wurden Zugsgarnituren abgezogen, um zumindest die Railjet-Verbindungen aufrechterhalten zu können. Das führt jetzt allerdings zum Ausfall vieler Schnellzugs- und Intercity-Verbindungen.

Gewerkschaft: Auf Taktverdichtungen nicht vorbereitet

Auch auf vielen Regionalverbindungen klagen Pendlerinnen und Pendler über fehlende Waggons sowie Zugsausfälle etwa entlang der Nordbahn. Dass auch auf vielen Regionalverbindungen derzeit viele Züge ausfallen, hat nicht nur mit den defekten Railjets zu tun. Abgesehen von den überlasteten Werkstätten sei man auf die Taktverdichtungen mit dem letzten Fahrplanwechsel schlicht nicht vorbereitet gewesen, sagte Gerhard Taucher von der Eisenbahnergewerkschaft vida.

„Ohne vorher den Fuhrpark aufzubauen und das Personal aufzubauen ist das wirklich eine Katastrophe.“ Es sei ein „Managementfehler“: „Bereits im Juli haben wir gesagt, dass wir Probleme bekommen, nicht nur personaltechnisch, wo wir das Problem natürlich haben, vor allem im Werkstättenbereich, im Zugsbegleitdienst, im Lokfahrdienst und so weiter.“ Der Gewerkschaftler fordert eine Ausdünnung des Fahrplans, um zumindest die Zuverlässigkeit der Züge zu erhöhen.

Zusatzbusse zwischen Wien und Villach

Ein Blick in den ÖBB-Fahrplan zeigt etwa für Freitag auf der Südbahnstrecke gleich für mehrere Railjet-Verbindungen andere Zugsgarnituren und ein vermindertes Sitzplatzangebot aufgrund von Reparaturarbeiten an. Wegen der eingeschränkten Fahrzeugverfügbarkeit werden außerdem Zusatzbusse von Wien nach Villach fahren.

Chaos im Zugverkehr

Aktuell kommt es immer wieder zu verringertem Platzangebot, weil einige Railjets ausfallen und durch andere Zuggarnituren ersetzt werden müssen.

Auch für Samstag und den Heiligen Abend am Sonntag zeigt der Fahrplan Scotty geändertes Wagenmaterial und weniger Sitzplätze an. Auf der Westbahn hingegen fahren die Railjets regulär, dort gibt es mit der Westbahn auch ein Konkurrenzunternehmen.

Normalisierung nicht vor Mitte Jänner

Angesichts des bevorstehenden Weihnachtsreiseverkehrs ist man bei den ÖBB um Beruhigung bemüht: Die aktuellen Fahrzeugengpässe auf der Südstrecke seien Nachwirkungen der Unwetterschäden von Anfang Dezember, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber ORF Wien.

„Der Weihnachtsverkehr ist sichergestellt, wir haben ausreichende Kapazität. Wir werden auch zusätzliche Verstärkerzüge auf der West- und Südstrecke fahren, diese sind auch bei der Fahrplanauskunft Scotty ersichtlich und schon buchbar.“ Mit einer Normalisierung auf den Bahnverbindungen sei aber nicht vor Mitte Jänner zu rechnen, hieß es bereits zuvor.

Mehr als 20 Prozent aller Fernzüge hatten in den letzten Monaten mehr als fünf Minuten Verspätung. Ist der Zug zu spät oder der Anschlusszug weg, ist die Bahn durch die Fahrgastrechteverordnung zu Entschädigungen und Hilfeleistungen verpflichtet.

Rückerstattung in gewissen Fällen

Laut Robert Kogler von der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte steht jedem Passagier ab einer Verspätung von 60 Minuten am Zielort eine Erstattung von 25 Prozent des Ticketpreises zu. „Ab einer Verspätung von 120 Minuten ist es sogar die Hälfte des Ticketpreises“, so der Experte im Ö1-Morgenjournal. Er rät, sich vor Fahrtantritt genau über mögliche Verspätungen zu informieren.

Wer ein Erste-Klasse-Ticket hat, diese aber nicht mehr verfügbar ist und er oder sie daher in einer niedrigeren Komfortklasse reisen muss, erhält das Ticket teilweise erstattet. Erster Ansprechpartner für Kunden ist immer das jeweilige Bahnunternehmen. Reagiert dieses nicht binnen vier Wochen oder nicht zufriedenstellend, können sich Betroffene an die Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte wenden. Die Schlichtungsstelle vermittelt gratis zwischen den Eisenbahnunternehmen bzw. Verkehrsverbünden und den Reisenden.

„Sollte es zu Verspätungen kommen, dann ist es ratsam, ein Gedächtnisprotokoll zu schreiben und die Fahrkarten aufzuheben“, so Kogler. Je besser man die Umstände nachvollziehen könne, desto einfacher sei die Forderung einer Rückerstattung.