Energierechnung
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Wirtschaft

Energiearmut: Zu wenige suchen Hilfe

Obwohl die Energiepreise heuer wieder gesunken sind, ist die Energiearmut weiter gestiegen. Der Schuldenberg der Betroffenen wächst, und aus Scham, die Rechnung nicht bezahlen zu können, wird häufig keine Hilfe gesucht, obwohl es Angebote gibt.

Die Rechnung für die Energiekosten zu begleichen ist das, was Armutsbetroffene am häufigsten so lange wie möglich verzögern, sagen Hilfsorganisationen. Beratungsstellen wie die Individuelle Spontanhilfe vom Roten Kreuz verzeichnen trotz gesunkener Energiepreise einen Anstieg an Energiearmutsbetroffenen.

Auch Teilbeträge nicht zu schaffen

„Bisher haben wir Leute gehabt, die ihre Jahresabrechnung nicht bezahlen konnten. Das hat sich jetzt massiv geändert. Die Leute merken: Die Teilbeträge sind so hoch geworden. Ich schaff das einfach nicht, ich schaffe meine Fixkosten nicht“, berichtete Imre Siska, Mitarbeiter bei der Individuellen Spontanhilfe Rotes Kreuz.

Energiearmut: Viele suchen keine Hilfe

Obwohl die Energiepreise heuer wieder gesunken sind, ist die Energiearmut weiter gestiegen. Der Schuldenberg der Betroffenen wächst, und aus Scham, die Rechnung nicht bezahlen zu können, wird häufig keine Hilfe gesucht, obwohl es Angebote gibt.

Betroffen davon sind schon länger nicht mehr nur Arbeitslose, Pensionisten und Alleinerziehende. „Wir merken, dass es in die Mittelschicht hineingeht. Es kommen immer mehr Leute, die Geld verdienen, einen Job haben und trotzdem ihre Rechnungen nicht zahlen können. Das ist für sie komplett neu.“

Wien Energie: Wärmezufuhr wird nicht gestoppt

Und es kämen auch Menschen, die seit Jahren keine Energie mehr zu Hause haben, wird berichtet. „Diese Menschen würde ich wirklich sehr ermutigen, zu uns kommen, weil es im Moment gute Möglichkeiten gibt, auch höhere Rückstände abzudecken“, so Siska.

Auch die Wien Energie bekräftigt: Es gibt für jedes Problem mit der Energierechnung eine Lösung. „Eine davon ist einmal bis März ein Abschaltverzicht von Strom, Gas und Fernwärme“, nannte Peter Weinelt, stellvertretender Generaldirektor der Wiener Stadtwerke. Wenn derzeit die Rechnung nicht bezahlt werden könne, werde die Wärmezufuhr nicht unterbrochen. „Das ist einmal eine ganz wichtige Botschaft.“

Hemmschwelle überwinden

Man solle sich keinesfalls schämen, sondern sich unbedingt melden, so Weinelt weiter – auch bei der Wien Energie direkt. „Wichtig ist, dass man sich traut und die innere Hemmschwelle einfach mal überwindet. Und da ist es vielleicht mit Organisationen wie dem Roten Kreuz, der Volkshilfe oder der Caritas einfacher.“

Das Rote Kreuz ist ab 3. Jänner wieder erreichbar. Die beiden Servicecenter der Wien Energie in der Spittelau und auf dem Thomas-Klestil-Platz im dritten Bezirk haben auch zwischen Weihnachten und Neujahr geöffnet.

Weniger Wartezeit bei Wien Energie

„Wir haben die Anwesenheitszeiten deutlich ausgedehnt sowohl am Telefon als auch persönlich. Das heißt, es muss möglich sein, uns zu erreichen. Wir sehen auch, dass die Wartezeiten massiv nach unten gegangen sind“, versicherte Weinelt.

Unterdessen könnte auch die Förderaktion „Energiesparen im Haushalt“ etwas mehr genutzt werden, wie eine erste Bilanz zeigt. Die Aktion läuft seit knapp einem Jahr, Menschen mit geringerem Einkommen können sich zum Beispiel kostenlos Geräte tauschen lassen oder sich Energiespartipps holen.