Baustelle der Signa
ORF/Christian Öser
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Wirtschaft

Auswirkungen der Signa-Insolvenzen in Wien

Nach der Signa Holding hat am Donnerstag die Signa Prime einen Insolvenzantrag beim Handelsgericht Wien gestellt. Am Freitag soll auch die Signa Development folgen. Immobilienverkäufe in Wien „von heute auf morgen“ werden nicht erwartet, so der Kreditschutzverband (KSV) von 1870.

Das Goldene Quartier im ersten Bezirk, gleich nebenan das Fünfsternhotel Park Hyatt und vor allem das unfertige Nobelkaufhaus Lamarr in der Mariahilfer Straße sind die größten Wiener Luxusimmobilien in Rene Benkos Signa Prime Selection, der wichtigsten Tochter im Firmengeflecht Benkos. Signa Prime baut und vermietet Immobilien, für das Einzelhandelsgeschäft der Kaufhäuser sind andere Gesellschaften zuständig.

300 Gläubiger

Die 2010 gegründete Signa Prime sei mit 54 Immobilien und 369 „mittelbaren wie unmittelbaren Beteiligungen“ die größte Immobiliengesellschaft der Signa-Gruppe, teilte der Gläubigerschutzverband Creditreform per Aussendung mit.

„Die Insolvenzursachen liegen in den allgemein bekannten Gründen der Signa-Gruppe mit stagnierendem Immobilienmarkt und steigenden Kosten und Zinsen“, wie es dazu weiter heißt. Von der Insolvenz betroffen sind den Angaben zufolge 300 Gläubiger.

„Größte Insolvenz der Zweiten Republik“

Bonitätsprüfer Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform verweist auch auf hohe Verbindlichkeiten der zwei insolventen Signa-Gesellschaften. „Signa Prime ist das Filetstück und die wichtigste Immobiliengesellschaft in der Signa-Gruppe, und zusammengerechnet mit den Passiva der Holding sind wir bei mittlerweile fast zehn Milliarden Euro. Und das ist die bei Weitem größte Insolvenz der Zweiten Republik.“

Zum Vergleich: Die Insolvenzen der Signa Holding und der Signa Prime zusammen sind fast dreimal so groß wie die bisher drittgrößte Unternehmensinsolvenz des Landes – damals 2020 jene der Alpine Bau.

Signa Prime beantragt Insolvenz

Mit der Signa Prime Selection AG steht seit Donnerstag auch die größte operative Tochter im Firmengeflecht des Tiroler Immobilieninvestors Rene Benko vor einem wohl langwierigen Insolvenzverfahren.

Immobilienverkauf „nicht von heute auf morgen“

Beim Kaufhaus Lamarr sieht man schon seit einigen Wochen keine echten Baufortschritte mehr. Dass demnächst ein Hinweis „Zu verkaufen“ an der Mariahilfer Straße 10-18 angebracht wird, damit rechnet man in der Branche nicht. Zu wertvoll sind die einzelnen Objekte.

„Natürlich müssen auch die Gläubiger mitspielen, dass man die Zeit hat, um die Immobilien auf den Markt bringen zu können – und nicht von heute auf morgen“, so Karl-Heinz Götze, Insolvenzleiter vom KSV1870, gegenüber „Wien heute“. „Würde es nämlich von heute auf morgen zu einem sogenannten Fire Sale kommen, dann würde das heißen, Immobilienpreise stürzen nach unten. Das könnte auch Konsequenzen für andere Immobilien haben und wäre nicht im Sinne der Gläubiger.“

Imageschaden für ganze Branche

Derzeit werden den Gläubigern 30 Prozent angeboten. Als Grund für den Insolvenzantrag führt Signa externe Faktoren an. Die Zinsen und rechtlichen Rahmenbedingungen bereiten aber auch vielen kleineren Bauträgern Schwierigkeiten.

„Wenn (…) der Größte am Markt unter derartigem Aufsehen in die Insolvenz schlittert, wirkt sich das leider auf das Image unserer ganzen Branche negativ aus“, befürchtet Hans Jörg Ulreich, Sprecher der Bauträger in der Wirtschaftskammer (WKO).

Dritte Insolvenz am Freitag erwartet

Während des Sanierungsverfahrens will man selbst verwalten. Das ergibt laut Experten durchaus Sinn. So bleibe das Unternehmens-Know-how erhalten. Ein Ende der Insolvenzen bedeutet das aber nicht. Schon am Freitag wird mit Signa Development die dritte Signa-Firma am Handelsgericht Insolvenz anmelden.