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ORF/Georg Hummer
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Wirtschaft

„Wiener Kongress“ diskutiert über und mit KI

Versorgungssicherheit, Teuerung und Demokratieskepsis waren am Montag Themen beim 21. „Vienna Congress com.sult“, einem Wirtschafts- und Politikkongress. Künstliche Intelligenz (KI) war heuer einer der Schwerpunkte der Veranstaltung.

„GroqChat“, das angeblich schnellste „Large Language Model“ der Welt, wird am Veranstaltungsort, dem Wiener Rathauskeller, seine Sichtweise auf die Herausforderungen und Entwicklungen in der digitalen Welt darlegen. Dem Chatbot wird von seinem Entwickler nachgesagt, sogar Sinn für Humor zu haben.

Rechtliche Rahmenbedingungen für KI gefordert

David Ungar-Klein, der Initiator des Kongresses, betonte die Notwendigkeit klarer rechtlicher Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI: „Ein verantwortungsbewusster Einsatz von KI braucht klare rechtliche Rahmenbedingungen. Es liegt in der Verantwortung der Politik, die Gesellschaft über die Risiken und Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz aufzuklären.“

Zu den weiteren Rednerinnen und Rednern des Kongresses zählten unter anderen Nobelpreisträger Stefan Hell und Dan Shechtmann, der Astrophysiker Heino Falcke, die Präsidentin des Weltärztebundes Lujain Alqodmani und der ÖBAG-Chef Günther Ofner. Der Wiener Computerpionier Oskar Mencer leitete die Panel-Diskussion.

„Wir sind erst am Anfang“

Der rasante Aufstieg der künstlichen Intelligenz hat nicht nur die breite Öffentlichkeit völlig unvorbereitet getroffen. „Auch für die Experten, die seit Jahrzehnten daran arbeiten, war es eine Riesenüberraschung“, sagte Mencer, der mit dem von ihm gegründeten Unternehmen Maxeler Technologies zu den Treibern der Branche gehört. „Wir sind erst am Anfang“, so Mencer im Gespräch mit der APA.

Der in Wien geborene Mencer studierte in Wien Informatik und Elektrotechnik und spezialisierte sich früh auf die Entwicklung von KI-Systemen und -Anwendungen. Sein Unternehmen, das er 2003 als Ergebnis seiner Forschungstätigkeit an den Bell Laboratories in New Jersey gründete, ist unter anderem auf die Entwicklung von Hardware-und Softwarelösungen für die Beschleunigung von KI spezialisiert.

2022 verkaufte er Maxeler Technologies an das Start-up Groq von Jonathan Ross, eines der Gründungsmitglieder von Googles Tensor Processing Unit (TPU), die für maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz entwickelt wurde. Groq hat sich als ein wichtiger Akteur im Bereich der KI-Hardware etabliert, insbesondere durch die Entwicklung von Prozessoren, die speziell für maschinelles Lernen und KI-Anwendungen optimiert sind.

„KI kann Menschen nicht ersetzen“

„Die Hauptentwicklung bei künstlicher Intelligenz wird nun das User Interface sein, der Zugang durch Sprache und visuelle Kommunikation. Der nächste Schritt wird die direkte Kommunikation mit dem menschlichen Gehirn sein, wie Elon Musk es erforscht. Das ist die nächste Front der Entwicklung.“

Die Frage, ob KI irgendwann Bewusstsein entwickeln wird, sei für die breite Gesellschaft „ein ganz tolles Thema, aber in technologischen Kreisen komplett uninteressant“. KI werde sämtliche Bereiche der Gesellschaft und der Wirtschaft durchdringen, nicht nur bestimmte Branchen, ist Mencer überzeugt.

Die Angst, dass KI Menschen teilweise ersetzen oder bedrohen könnte, sei völlig unangebracht. KI erweitere und verstärke die Fähigkeiten von Menschen, sie könne die Menschen aber nicht ersetzen. „Es gibt etwas, was eine Maschine nicht kann, das wir aber brauchen in der Gesellschaft: Verantwortung für Entscheidungen zu übernehmen.“ Das gelte in der Medizin genauso wie etwa für Piloten und für viele andere Bereiche.

Man könne künstliche Intelligenz für Fehlverhalten nicht sanktionieren. „Man kann sie nicht einsperren, man kann ihr keine Geldstrafe geben.“ „Der gesamte Mechanismus in der Gesellschaft, um Risiken zu kontrollieren, existiert für künstliche Intelligenz nicht. Die gesamte Gesellschaft müsste sich umstrukturieren, um KI in einer Verantwortungsposition zu haben. Und ich glaube, das ist sehr weit entfernt.“