Masernimpfung bei Kind
APA/Georg Hochmuth
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Gesundheit

Masern: Österreich europaweit vorne

Schon in der Vorwoche hat es eine Häufung an Masernfällen in Wien gegeben. Laut Experten ist Österreich auf dem Weg zum Spitzenreiter in Europa. Bisher sind knapp 60 Erkrankungen in sechs Bundesländern bestätigt.

Schon im Vorjahr habe es nur in Rumänien so viele Masernfälle gegeben wie hierzulande. 2023 wurden laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) 186 Fälle gemeldet. Heuer finden sich mit Stand vom 9. Februar schon 55 bestätigte Fälle im Epidemiologischen Meldesystem (EMS). Mit einem weiteren Anstieg sei zu rechnen, so die AGES.

Mit entsprechend hohen Durchimpfungsraten könnte das Masernvirus ausgerottet werden. Dafür müssten aber 95 Prozent der Bevölkerung immun sein. Laut Ö1-Morgenjournal sind es derzeit aber nur 80 bis 90 Prozent der Kleinkinder, und von den unter Zehnjährigen verfügen demzufolge rund 30.000 über keinen ausreichenden Impfschutz.

Impfungen ab neuntem Monat empfohlen

Dabei treten bei 20 von 100 Fällen Komplikationen wie Bronchitis, Mittelohr- und Lungenentzündung auf, warnte die AGES. Bei etwa einem von 1.000 Erkrankten komme es zu einer lebensbedrohlichen Gehirnentzündung. 98 von 100 Personen, die mit dem Virus in Kontakt kommen und nicht immun sind, stecken sich an.

Die Masernimpfung erfolgt als Kombinationsimpfung gegen Masern-Mumps-Röteln (MMR). Empfohlen sind zwei Impfungen ab dem vollendeten neunten Lebensmonat. „Derzeit werden viele Kinder in Österreich zu spät geimpft“, so die AGES, und izunehmend auch gar nicht. „Die Impfung ist eine sichere Impfung, und wenn man sich die Zahlen anschaut, spricht hier alles fürs Impfen, weil einfach das Risiko durch eine Wildvirusinfektion hier so hoch ist“, betonte der Virologe Lukas Weseslindtner, Leiter des nationalen Referenzlabors für Masern, Mumps und Röteln der MedUni Wien, im ORF-Interview.

Virus schädigt von „Kopf bis Fuß“

Weseslindtner sprach im Morgenjournal von einem sehr gefährlichen Virus, das „uns von Kopf bis Fuß schädigt“ – vom Gehirn über die Atmungsorgane bis zum Immunsystem. Daher sei „jeder Fall einer zu viel“, zudem würden aktuelle Analysen zeigen, „dass diese Viren, die wir da nachweisen, sich genetisch bereits unterscheiden. Das heißt, es ist nicht ein Ereignis, nicht eine Hochzeit oder ein Fußballspiel, sondern es sind mehrere Brandherde von verschiedenen Viren, und da dieses Virus sehr, sehr ansteckend ist, kann es sich jetzt, sofern nicht ausreichend Menschen immun sind, rasant verbreiten.“

Zu den Chancen, die Verbreitung noch einzudämmen, meinte der Experte: „Jetzt müssen Amtsärztinnen und Amtsärzte sehr schnell Menschen, die erkrankt sind, befragen, welche Menschen mit diesen Erkrankten in Kontakt gekommen sind, und wenn die nicht immun sind, hat man nur ein ganz kurzes Zeitfenster, diese Menschen nachzuimpfen.“