Kultur

Achim Benning mit Trauerzug verabschiedet

Das Burgtheater hat sich am Donnerstag von seinem am 30. Jänner im Alter von 89 Jahren verstorbenen früheren Direktor und Ehrenmitglied Achim Benning verabschiedet. Im Anschluss an eine Trauerfeier wurde die Urne in einem Trauerzug um das Burgtheater getragen.

„Auch ich war schon als junger Regiestudent der Propagandageschichte aufgesessen, die man sich Mitte der 80er-Jahre allerorten erzählte, nämlich das ‚wahre Burgtheater hätte erst mit der Ära Peymann begonnen, alles davor sei komplett verstaubt gewesen‘. Rückblickend muss man konstatieren, dass die Amtszeit von Achim Benning am Burgtheater ziemlich unterschätzt wurde – und es ist mir ein Anliegen, dies hier und heute deutlich zu korrigieren“, sagte Burgtheaterdirektor Martin Kusej in seiner Rede.

„Meine nähere Beschäftigung mit seinem Wirken hat mich zu manchen Punkten und Situationen gebracht, die mich sehr an meine eigene Erfahrungen mit diesem Haus und der öffentlich Wahrnehmung meiner Arbeit erinnern. Kurz, der Tod des Menschen und Künstlers Achim Benning geht mir nahe“, sagte Kusej weiter. Er erinnerte daran, dass Benning „Unterstützung von weitsichtigen Kulturpolitikern“ hatte, „die ihm beistanden und seine Arbeit am Burgtheater förderten. Von einer solchen Kulturpolitik ist heute leider weit und breit nichts zu bemerken – darin waren uns Achim Benning und ich bei unseren Gesprächen einig.“

Breite Teilnahme an Verabschiedung

Bundespräsident a.D. Heinz Fischer nannte Benning einen „im besten Sinne des Wortes auch politisch denkenden und fühlenden“ Menschen, der heute „wahrscheinlich in der Lage gewesen wäre“, die dramatische Situation der Gegenwart „auch in der Sprache des Theaters auszudrücken und zu beschreiben und vielleicht auch Hoffnung zu geben“.

Ein Auto mit einem Trauerzug vor dem Burgtheater
ORF
An dem Trauerzug nahmen Persönlichkeiten aus Kultur und Politik teil

An der Verabschiedung und an dem traditionell Ehrenmitgliedern des Hauses gewährten Trauerzug nahmen auch die ehemalige Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann, Ex-Burgchef Claus Peymann sowie der kommende Burgtheaterdirektor Stefan Bachmann teil. Aus der Politik waren u.a. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (beide SPÖ) gekommen, unter den vielen Schauspielern, die von ihrem früheren Kollegen Abschied nahmen, wurden u.a. Klaus Maria Brandauer, Wolfgang Hübsch, Joachim Bißmeier und Paulus Manker gesehen. Die Beisetzung in einem von der Stadt Wien gewidmeten Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof findet im engsten Kreis statt.

Ab 1976 Burgtheaterdirektor

Der in Magdeburg geborene Achim Benning war für das Schauspielstudium am Max Reinhardt Seminar nach Wien gekommen und 1959 von Ernst Haeusserman ans Burgtheater geholt worden. Zu seinen erfolgreichsten Rollen an der Burg gehörten unter anderem der Malcolm in Shakespeares „Macbeth“, der Bürgermeister in Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ sowie die Titelrolle in Molieres „Der Geizige“. Außerdem vertrat er als Ensemblevertreter die Interessen der Schauspieler. Sein Regiedebüt gab Benning 1972 unter der Direktion von Gerhard Klingenberg mit der Uraufführung von Wolfgang Hildesheimers „Mary Stuart“ am Burgtheater.

Nach dem Abgang Klingenbergs übernahm Benning ab der Saison 1976/77 die Direktion des Burgtheaters – als „Hauslösung“, die vom damaligen Unterrichts- und Kulturminister Fred Sinowatz auch gegenüber Thomas Bernhard, der ebenfalls Ambitionen auf die Leitung des Burgtheaters hatte, verteidigt wurde.

Nach Direktorenzeit freier Regisseur

Benning leitete das Burgtheater von 1976 bis 1986 und öffnete das Haus vor allem für zeitgenössische Autoren und Regisseure sowie für Künstler aus Osteuropa. Die tschechischen Dissidenten Vaclav Havel und Pavel Kohout schrieben für das Burgtheater, Schauspieler wie Pavel Landovsky, der daheim Auftrittsverbot bekommen hatte, wurden Mitglied in einem Ensemble, das in vielen Aufführungen gemeinsam brillierte. Benning wurde 1976 zum Kammerschauspieler ernannt, 1981 mit der Kainz-Medaille der Stadt Wien ausgezeichnet und 1986 Ehrenmitglied des Hauses.

Danach war der Spezialist für Nestroy, Feydeau, Tschechow und Schnitzler als freier Regisseur tätig und von 1989 bis 1992 Intendant des Schauspielhauses Zürich.