Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler, Traumazentrum Brigittenau
ORF.at/Christian Öser
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Gesundheit

Traumazentrum-Sperre: Oberarzt kritisiert AUVA

Die vorübergehende Schließung des AUVA-Traumazentrums Wien-Brigittenau, des ehemaligen UKH Lorenz Böhler, sorgt weiter für Kritik. Laut einem Oberarzt sind die nötigen Maßnahmen dem Management seit langem bekannt gewesen. Für Gesundheitsstadtrat Peter Hacker ist die Sperre „inakzeptabel“.

65.000 Unfallpatientinnen und -patienten pro Jahr – die wird es im Traumazentrum bald nicht mehr geben. Das vermutet zumindest Oberarzt Heinz Brenner. Sein Vorwurf: Die Mängel am Brandschutz kenne das AUVA-Management schon lange, konkret seit 1997. 17 Jahre später, im Jahr 2014, sei das Thema im Zuge eines Umbaus erneut auf den Tisch gekommen.

Oberarzt Heinz Brenner
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Oberarzt Heinz Brenner übt Kritik am Management der AUVA

„Da wurde dem Spitalserhalter mitgeteilt, dass am Brandschutz was zu tun ist. Der damals zuständige Direktor, der jetzt Generaldirektor ist, hat leider keine Aktionen gesetzt. Es wurde nichts getan“, sagt Heinz Brenner, auch stv. Fachgruppenobmann der Wiener Ärztekammer im „Wien heute“-Interview.

Kein Sanierungskonzept vorgelegt

Im Sommer 2023, also weitere neun Jahre später, sucht die AUVA um Baugenehmigungen an und wird von der Baupolizei auf die bekannten Mängel hingewiesen. Ein Sanierungskonzept wird gefordert. Dieser Forderung kommt die AUVA nicht nach – wie ein Schreiben der Behörde vom 28. Februar belegt. „Mit Bescheid vom 6. Juli 2023 (…) wurde außerdem der Auftrag zur Übermittlung eines Sanierungskonzepts erteilt. Diese liegt bislang nicht vor“, heißt es da.

„Also entweder ist man zu dumm, das kann ich nicht glauben. Oder man hat bewusst die Sanierung nicht so vorangetrieben, wie man es hätte tun müssen. Vielleicht will man einfach dieses Spital loswerden“, mutmaßt Brenner. Vergangenen Mittwoch sei man von der Spitalssperre informiert worden. „Am nächsten Tag haben die Schwestern schon Dienstpläne bekommen, wo sie wann arbeiten müssen. Das heißt, das ist überhaupt nicht überraschend gekommen, sondern es ist seit langer Hand vorbereitet.“

Der Bescheid der Baupolizei
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Der Bescheid der Baupolizei forderte ein Sanierungskonzept

Oberarzt Brenner vermutet den Grund für die Spitalsschließung in Sparmaßnahmen zugunsten der Arbeitgeber. Denn die AUVA, die das Krankenhaus betreibt, wird durch Arbeitgeberbeiträge – also Lohnnebenkosten finanziert.

Vorgehen für Hacker „inakzeptabel“

Auch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) meldete sich am Samstag zu Wort. Das Vorgehen sei so nicht ausgemacht und „inakzeptabel“. Operationen seien bereits ersatzlos gestrichen worden. Hacker sei zwar in die Pläne zur Schließung eingeweiht gewesen, aber es waren andere Pläne als die, die jetzt offenbar umgesetzt werden sollen, betonte er im Interview mit der „Kronen Zeitung“ (Samstagsausgabe). „Das war so nicht vereinbart und ist inakzeptabel“, wird Hacker von der „Krone“ zitiert.

Es sei abgemacht gewesen, dass bestehende medizinische Teams „geschlossen eins zu eins an neue Orte übersiedeln“ – konkret das AKH und das Meidlinger Unfallkrankenhaus, wo es genug freien Raum gebe. Dort hätte wie bisher weitergearbeitet werden sollen, nur an einer anderen Adresse. Jedenfalls habe die AUVA garantiert, dass sie die Patientenversorgung trotz Spitalsschließung im bisherigen Umfang aufrecht erhält und sich selbst darum kümmert, sagte Hacker.

Operationen ersatzlos gestrichen

Er wisse bereits von mehreren Böhler-Patienten, deren lange geplante Operationen nun ersatzlos abgesagt worden seien, berichtete der Gesundheitsstadtrat der „Krone“: „Das Management hat seinen Job zu machen. Man kann nicht einfach Operationen absagen und die Leute in die Wüste schicken.“

Arzt befürchtet Schließung von Lorenz-Böhler-Krankenhaus

Arzt befürchtet Schließung von Lorenz-Böhler-Krankenhaus

Zudem müsse die Spitalsleitung ihre eigenen Leute informieren. Es gehe nicht an, dass man „das eigene Personal so in der Luft hängen lässt“. Tatsächlich soll das Personal erst am Montag erfahren, wo es hinverschoben werden soll. Laut „Krone“ sollen die Bettenstationen des Spitals schon am 2. April geräumt werden. Hacker versicherte jedoch, dass die Notfallversorgung gesichert sei, für die Anfahrtszeiten von Rettungsautos zu Spitälern mache das geschlossene Spital keinen Unterschied.

Kritik auch von Ärztekammer

Heftige Kritik an der Schließung hatte es bereits von der Ärztekammer gegeben: Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart befürchtet, dass durch die „überhastete Schließung“ andere Spitäler „an ihre Grenzen geraten“. Der Betreiber, die AUVA, hatte angekündigt, das Traumazentrum vorübergehend zu schließen. Das Haus sei in die Jahre gekommen und müsse bau- und brandschutztechnisch saniert werden, das sei im laufenden Betrieb nicht möglich.