Rusen Timur Aksak
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Religion

„Geist von Ramadan wichtiger als Politik“

Es ist Fastenzeit für Christen und Muslime. Der Ex-Pressesprecher der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Rusen Timur Aksak, erklärt „Bei Budgen“, warum er den Ramadan locker nimmt und wie klassische Rollenverteilungen das Frauenbild prägen.

„Ich glaube, der Erwerbs- und Leistungsdruck in der modernen Gesellschaft ist dann doch etwas anderes als vor 1.500 Jahren in einem sehr ländlich geprägten Raum. (…) wenn du den ganzen Tag nichts isst und nichts trinkst (…) Ich kenn das von mir, bin ich einfach nicht so gut drauf. Ich neige dann zu Kopfweh und Kopfschmerzen usw. und bin generell ein bisschen antriebslos“, erklärte Rusen Timur Aksak in „Wien heute“ in der Reihe „Bei Budgen“, warum er nicht fastet.

Jemand, der jetzt in einem Alter sei, dass er die Früchte seiner Erwerbstätigkeit genießen könne, der könne natürlich fasten. Aber ob er Kinder und Jugendliche zum Fasten animieren würde, sei er sich nicht so sicher. Er erinnerte sich an seine Kindheit und den Wunsch, im Ramadan ebenfalls zu fasten. Seine Mutter habe ihm das deutlich untersagt und gemeint, die Schule gehe vor. Wenn er deswegen ein schlechtes Gewissen habe, so könne er ja etwas spenden.

Er spende auch heute noch „im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten, ich bin jetzt kein Millionär“. Was er spende, spende er überkonfessionell. Es sei egal, ob das Geld an muslimische Flüchtlinge oder Erdbebenopfer auf Haiti gehe: „Das ist mir gleich. Aber ich glaube, da geht es eher um den humanistischen Anspruch an sich.“

Problem einer Ramadan-Beleuchtung „ganz weit unten“

Zur Diskussion über eine Ramadan-Beleuchtung verwies der Ex-Journalist auf den Ideengeber, die SOZ, die quasi vom ehemaligen UETD-Sprecher – UETD sei eine AKP-Lobbyorganisation gewesen – gegründet worden sei. „Und wenn so eine Partei oder wenn solche Kreise oder solche Leute etwas vorschlagen, bin ich prinzipiell sehr vorsichtig und eher ablehnend.“ Für ihn sei eine Ramadan-Beleuchtung gemessen an allen möglichen Problemen, die man als muslimischer Österreicher haben könne, „ganz ganz weit unten“.

Bei Budgen: Rusen Timur Aksak

Das gesamte Interview mit Rusen Timur Aksak

Was ihm nicht gefalle, sei „diese Politisierung von eigentlich religiösen Festivitäten per se“. Dabei ging er mit Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) hart ins Gericht. Wenn man sonst nichts zu sagen habe, dann biete sich „so ein kleines kulturkämpferisches Thema einfach an, damit man der Bevölkerung nachweist, dass man tatsächlich noch da ist“.

Geist von Ramadan wichtiger als Politik

Allgemein würde er jedem vorschlagen – vor allem jungen muslimischen Mitmenschen – sich nicht irgendwie ärgern zu lassen, sondern die Dinge mehr mit Humor zu nehmen. Der Geist von Ramadan sei wichtiger als das, wohin politische Debatten führten: „Ich glaube, es ist wichtig, einfach vielleicht zu versuchen, besinnlicher zu sein, netter zu sein und vielleicht auch was zu spenden oder vielleicht karitativ mitzuarbeiten, vielleicht einmal in seiner Freizeit. Ich glaube, das ist viel mehr wert.“ Im besten Fall werde das vielleicht auch ein göttliches Wesen eher anerkennen, als dass man da auf Twitter oder sonst wo hin und her streite.

Rollenbild der Frau in der Familie als Problem

Im Gespräch ging es auch um das oft problematische Verhältnis zwischen jungen muslimischen Männern und jungen Frauen. Rusen Timur Aksak sieht dies als eine philosophisch-weitläufige Frage an. Es sei eine Frage der Sozialisation. Wenn die Mütter oder Schwestern zu Hause mehr Schattenwesen seien, quasi herumkommandiert würden, als dass sie wirklich Autorität als Mutter ausüben, „dann ist quasi jede Frau für sie dann draußen auch eigentlich daran abzumessen“.

Oft lieferten banale Dinge Grund für Konflikte, etwa das Verbot von Gesprächen mit einem Klassenkollegen. Das könne sich zu einer sehr bösen Situation entwickeln: „Und ich glaube, das ist wirklich auch dieser fehlende Umgang und ein fehlendes positives weibliches Rollenbild oder fehlender Maßstab, wie eine Frau tatsächlich ist, also im besten Sinne des Wortes emanzipiert, selbstbestimmt“, so Rusen Timur Aksak: „Dass die (jungen Muslime, Anm.) dann damit nicht umgehen können, ist ja eingedenk ihrer Sozialisierung eher nachvollziehbar.“

Weitere Opfer müssten verhindert werden, sagte Rusen Timur Aksak in Anspielung auf den Fall einer mutmaßlich über Monate hinweg vergewaltigten Zwölfjährigen: „Ich glaube nicht, dass man alle ins Gefängnis stecken sollte“. Er glaube aber, dass es gut wäre, sie aus Favoriten rauszubringen und so engmaschig zu betreuen, dass sie etwa nicht wieder am Wochenende in Favoriten bei Parks usw. abhängen könnten: „Aber es wäre sogar für sie das Beste, einfach aus diesem Irrsinn rauszukommen“, sagte der Ex-Sprecher der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich, Rusen Timur Aksak „bei Budgen“.