Chronik

„Radelnder Schulbus“ immer beliebter

Der „Bicibus“ wird immer beliebter. Dabei fahren Erwachsene täglich gemeinsam mit Kindern auf dem Rad eine festgelegte Route mit mehreren Stationen ab, um in die Schule zu kommen. „Bicibusse“ gibt es inzwischen in Hernals und Liesing. In Döbling sollen sie nächsten Monat starten.

Begonnen hat in Hernals alles im September 2023 aus der Not heraus: Weil die Volksschule in der Kindermanngasse bis 2025 umgebaut wird, findet der Unterricht für die rund 300 Schülerinnen und Schüler übergangsmäßig in der Panikengasse in Ottakring statt. „Wir haben eine Alternative gebraucht, um mit den Kindern in die Schule zu kommen“, sagte der Mitinitiator der Hernalser Linie, Michael Doberer.

Er ist Vater einer Siebenjährigen und eines Zehnjährigen. „Die Straßenbahn war heillos überfüllt und komplett unzuverlässig. Mein Sohn ist eingestiegen, wieder ausgestiegen, hat keinen Platz mehr gekriegt, hat die kleine Schwester drinnen alleine gelassen.“

Fotostrecke mit 5 Bildern

Teilnehmer auf Fahrrädern während einer ‚Bicibus‘ Fahrt am Freitag, 15. März 2024 in Wien. Ein Bicibus ist eine organisierte Fahrt, bei der Kinder und Eltern sich am Rad zu fixen Zeiten an Haltestellen entlang einer festgelegten Route treffen und gemeinsam zur Schule fahren.
APA/FLORIAN WIESER
Teilnehmer auf Fahrrädern während einer ‚Bicibus‘ Fahrt am Freitag, 15. März 2024 in Wien. Ein Bicibus ist eine organisierte Fahrt, bei der Kinder und Eltern sich am Rad zu fixen Zeiten an Haltestellen entlang einer festgelegten Route treffen und gemeinsam zur Schule fahren.
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Teilnehmer auf Fahrrädern während einer ‚Bicibus‘ Fahrt am Freitag, 15. März 2024 in Wien. Ein Bicibus ist eine organisierte Fahrt, bei der Kinder und Eltern sich am Rad zu fixen Zeiten an Haltestellen entlang einer festgelegten Route treffen und gemeinsam zur Schule fahren.
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Teilnehmer auf Fahrrädern während einer ‚Bicibus‘ Fahrt am Freitag, 15. März 2024 in Wien. Ein Bicibus ist eine organisierte Fahrt, bei der Kinder und Eltern sich am Rad zu fixen Zeiten an Haltestellen entlang einer festgelegten Route treffen und gemeinsam zur Schule fahren.
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Teilnehmer auf Fahrrädern während einer ‚Bicibus‘ Fahrt am Freitag, 15. März 2024 in Wien. Ein Bicibus ist eine organisierte Fahrt, bei der Kinder und Eltern sich am Rad zu fixen Zeiten an Haltestellen entlang einer festgelegten Route treffen und gemeinsam zur Schule fahren.
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„Die Eintrittsbarrieren gering halten“

Daraufhin hätten sich die Eltern schlau gemacht und Ideen überlegt. Doberer entdeckte dann das „Bicibus“-Konzept, das ursprünglich aus Barcelona stammt. „Wir sind alles Radfahrer gewesen, und an sich wäre es eigentlich kein Problem, damit in die Schule zu fahren“, so der 42-Jährige. „Und das haben wir dann ausgemacht und sind am nächsten Montag gestartet.“

In Hernals ist das System bereits auf über 60 Kinder und Begleitpersonen angewachsen. Dort gibt es inzwischen auch schon Kooperationen mit lokalen Fahrradgeschäften, die sich um das Service und Reparaturen der Kinderräder kümmern „und die Initiative im Grätzl verankern“, wie Doberer sagt. Der Hernalser „Bicibus“ ist dabei kostenfrei, die Eltern finanzieren ihn aus eigener Kraft, sammeln jedoch auch Spenden. „Wir wollen es so niederschwellig wie möglich und die Eintrittsbarrieren gering halten“, so Doberer. So verfügen die Eltern seit Kurzem zum Beispiel über eigene Leihräder.

In Fünfhaus existiert seit Kurzem auch eine eigene tägliche Linie. In Liesing gibt es bereits mehrere davon und in Döbling startet im April ein „Bicibus“, jedoch noch im monatlichen Takt und in Begleitung der Polizei.

Durch Novelle in Straßenverkehrsordnung ermöglicht

Beim „Bicibus“ gibt es eine fixe Route, einen Fahrplan und Stationen, wo Kinder und Eltern zusteigen können. Im Konvoi geradelt wird in Hernals an jedem Schultag, selbstverständlich immer in Begleitung von Eltern und mit Musik aus an den Rädern montierten Boxen, wie der Wahlwiener erklärt. „Es gibt immer ein Buddy-System“, so der Vater. Vom Hernalser Diepoldplatz bzw. Parhamerplatz geht es um 7.30 Uhr über die Kalvarienberggasse nach Ottakring zum Ausweichquartier. Für jede Fahrt gibt es für die radelnden Kinder dann ein Pickerl in einen Sammelpass.

Möglich macht das Projekt eine Gesetzesnovelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) aus dem Herbst 2022. Doberer selbst nennt es das „Bicibus-Gesetz“. Seit damals dürfen Erwachsene auf fast allen Straßen neben Kindern radeln.

Die Eltern um Doberer betonen, dass das System den Kindern nicht nur helfe, früh mit dem Rad vertraut zu werden, sondern auch zur Verkehrserziehung und nebenher zur Gesundheit beitrage. Zudem sei Fahren in der Gruppe sicherer als alleine und habe auch einen sozialen Charakter.