Schulkinder gehen in eine Schule
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Politik

Familiennachzug bringt Schulen in Bedrängnis

Derzeit kommen monatlich 350 Kinder von syrischen Asylberechtigten im Zuge von Familienzusammenführungen nach Wien. Das berichtete das „Profil“ am Wochenende. Für die Schulen in der Stadt verschärft das die angespannte Situation weiter.

Anerkannte Flüchtlinge können unter bestimmten Bedingungen Ehepartner und leibliche minderjährige Kinder nachholen. Das wirkt sich jetzt besonders deutlich aus. Etwa 7.000 Kinder und Jugendliche sind im Vorjahr so ins Land gekommen, davon 90 Prozent aus Syrien. Die allermeisten – 350 pro Monat – bleiben in der Bundeshauptstadt. Mit gravierenden Folgen für das dortige Bildungssystem, sagte Thomas Krebs, Christgewerkschafter im Pflichtschulbereich, im Ö1-Mittagsjournal. „Wir haben über Jahre ganz viele Probleme, auch viele soziale Probleme massiv abfedern können. Jetzt ist ein Punkt erreicht, wo wir wirklich am absoluten Limit sind.“

Gewerkschaft fordert Unterstützung

Acht Wochen lang werden die Zugewanderten in speziellen Orientierungsklassen betreut. Laut Krebs reicht das aber bei weitem nicht aus, denn anschließend müssten Schülerinnen und Schüler mit komplett unterschiedlichem Bildungsniveau gemeinsam in Regelklassen unterrichtet werden. „Die Kolleginnen und Kollegen, die jetzt bereit sind, hier einzuspringen, viele, die studieren, viele, die aus verwandten Berufen oder Ausbildungen kommen, sehen sich halt so einer schwierigen Unterrichtssituation oft sehr bald nicht gewachsen.“

Er fordert mehr Unterstützung für das Lehrpersonal, Sozialarbeiterinnen und -arbeiter in den Schulen und externe Angebote zum Deutschlernen. Sollte die Politik nicht reagieren, drohe ein Kollaps. „Der Bund schiebt es auf die Länder, die Länder schieben es auf den Bund, davon haben wir nichts, wir brauchen wirklich Lösungen und wir brauchen endlich auch die tabulose Diskussion. So sieht es in unseren Klassen aus. Und was können wir tatsächlich tun, um diesen Betrieb jetzt sinnvoll weiterzuführen“, sagte Krebs.

350 nachgezogene Kinder kommen nach Wien

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Containerklassen wegen Zusammenführungen

Das ÖVP-geführte Bildungsministerium sieht sich auf Ö1-Anfrage nicht zuständig, das sei Sache der Bundesländer. Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) wiederum verweist auf zusätzliche fünf Schulräume und Containerklassen, die in den nächsten Monaten entstehen sollen. Mit dem Familiennachzug habe die Stadt zwar kalkuliert, mit 4.000 zusätzlichen Ukraine-Flüchtlingen aber nicht.

„Der Krieg in der Ukraine plus die Familienzusammenführung macht es notwendig, dass in Wien kurzfristig neuer Schulraum geschaffen wird“, sagte Wiederkehr. So könnten die Klassengrößen so gering wie möglich gehalten werden, bezüglich Personal gelinge es, alle Klassen zu besetzen, so Wiederkehr. Er sei optimistisch, dass das auch in den nächsten Jahren so sein werde.