Schimmel in vielen Räumen, teils auch Schädlingsbefall, die Heizkörper funktionieren nicht und wenn es regnet, steht im ganzen Gebäude das Wasser – dafür aber bis zu 1.000 Euro Miete im Monat. Diese Wohnverhältnisse in Wien deckte der „Report“ auf. Die gezeigten Häuser seien bei weitem kein Einzelfall, so Florian Hobl, Leiter der Wohnberatungsstelle bei der Diakonie.
„Das ist ein System. Ich würde dieses System durchaus Mietmafia nennen. Und das ist sehr real und sehr skrupellos gegenüber den Betroffenen. Es geht hier hauptsächlich um alte Zinshäuser, die in einem sehr sehr schlechten Zustand sind, die gekauft werden, wenn sie weitgehend unbewohnt sind. Dort wird dann gezielt die Wohnungsnot von geflüchteten Menschen ausgenutzt“, so Hobl im „Wien heute“-Interview.
Drei Immobilienunternehmen mit ähnlichen Praktiken
Für manche Firmen anscheinend ein lohnenswertes Geschäftsmodell. „Es gibt Firmen, die mehrere Häuser in der Art haben“, so Gerhard Cech, Leiter der Baupolizei (MA 37). Konkret fallen in Wien derzeit drei Immobilienunternehmer sowie viele ihnen zuordenbare Gesellschaften mit diesen Praktiken auf. Die Baupolizei ist in einigen Fällen nach Anzeigen auch aktiv – doch eine Sanierung kann dauern.
„Zuerst werden wir den Eigentümer entsprechend kontaktieren und auffordern, von sich aus tätig zu werden. Wenn hier keine entsprechende Reaktion erfolgt, wird ein Bescheid erlassen, in dem eine Erfüllungsfrist festgesetzt wird. Und dagegen kann Rechtsmittel erhoben werden“, schildert Cech das Vorgehen. Der Fall kommt dann zum Verwaltungsgericht – und es können Monate, mitunter Jahre vergehen. Einige Immobilienfirmen würden auch gezielt mit solchen Verzögerungen arbeiten, heißt es.
Empörung wegen Schimmelwohnungen
Empörung wegen Schimmelwohnungen
Stadt wird bei Gefahr in Verzug aktiv
Als letzte Instanz und auch bei Gefahr in Verzug kann die Stadt selbst Firmen engagieren, die grobe Mängel auf Kosten der Eigentümer beheben. Das Büro für Sofortmaßnahmen hat die desolaten Wohnhäuser diese Woche in einer Schwerpunktaktion kontrolliert. „Wir haben Sofortmaßnahmen gesetzt, indem wir einzelne Bauaufträge gleich durchgeführt haben“, sagt Walter Hillerer, Leiter des Büros für Sofortmaßnahmen.
Bei der Aktion sei auch die Finanzpolizei dabei gewesen: „Die schauen sich die ganzen Rechnungen an, die schauen sich an, wo wurde Geld überwiesen, wo wurde Geld in Bar gezahlt und gibt es Scheinfirmen oder einen Verdacht auf Steuerhinterziehung“, so Hillerer.
Problematik könnte sich verschärfen
In der Wohnberatungsstelle der Diakonie melden sich immer wieder Betroffene, die in Schimmelwohnungen leben und mitunter auch von den Vermietern unter Druck gesetzt werden. „Hinschauen ist sehr sehr notwendig und sehr wichtig. Man muss zum einen diesen Mietmafiaunternehmen das Leben so schwer machen wie möglich, andererseits braucht es Zugang zu leistbarem Wohnraum für gesellschaftliche Randgruppen“, meint Hobl. Die Problematik könnte sich demnächst noch verschärfen: Denn derzeit finden viele Familienzusammenführungen statt.