Das Lueger-Denkmal in der Wiener Innenstadt
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Kultur

Ausschreibung für gekipptes Lueger-Denkmal

Das umstrittene Karl-Lueger-Denkmal beim Stubentor wird künstlerisch kontextualisiert und dafür um 3,5 Grad geneigt. Derzeit wird die Ausschreibung für das Kippen des Denkmals vorbereitet. Vor dem Sommer wird jedenfalls nicht mehr mit den Arbeiten begonnen.

Eine Jury hat im Vorjahr aus 13 Projekten ausgewählt: Durchgesetzt hat sich der Wiener Künstler Klemens Wihlidal mit seinem Entwurf „Schieflage (Karl Lueger 3,5 Grad)“. Für die Umsetzung muss der Sockel des meterhohen Denkmals verstärkt werden.

Im Februar sind deshalb die Wurzeln der denkmalgeschützten Platane daneben untersucht worden. „Diese konnten erst ab Mitte Februar durchgeführt werden, da in diesem Zeitraum der Baum beginnt, vermehrt Wasser aufzunehmen und der erhöhte Wassergehalt die Grundlage für eine möglichst optimale Messumgebung ist“, sagte eine Sprecherin von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ).

Voruntersuchungen laut Stadt abgeschlossen

Nun liegen die Ergebnisse aller Voruntersuchungen vor. „Auf deren Basis finden die Ausschreibungen statt, die Kunst im öffentlichen Raum (KÖR) nun vorbereitet und durchführt. Über den weiteren Zeitplan kann seriöser Weise daher jetzt keine Aussage getroffen werden. In der ersten Jahreshälfte ist aber daher nicht mehr mit einer Umsetzung zu rechnen“, so die Sprecherin. Insgesamt hat die Stadt für das Projekt 500.000 Euro veranschlagt.

Immer wieder Ziel von Vandalenakten

Das Denkmal am Stubentor wurde 1926 errichtet und sorgte seit Jahren für Debatten. Immer wieder wurde von Kritikern eine Umgestaltung oder gar Entfernung gefordert. Das umstrittene Bauwerk wurde auch immer wieder mit Farbe überschüttet und besprüht. Kulturstadträtin Kaup-Hasler hatte im Mai 2021 zu einem Runden Tisch mit rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern geladen, um die unterschiedlichen Positionen zusammenzuführen.

Im Herbst 2022 wurde schließlich der Wettbewerb gestartet, zu dem 13 Künstlerinnen und Künstler geladen wurden. Die Jury, der Eva-Maria Stadler von der Universität für angewandte Kunst Wien vorstand, entschied sich schließlich für Wihlidal. Er hatte seinen Entwurf bereits 2009 bei einem anderen Wettbewerb eingereicht und auch damals gewonnen.

Auch Kritik an neuem Projekt

Sehr kritisch beurteilte Benjamin Kaufmann von der Internationalen Liga gegen Rassismus und Antisemitismus in Österreich (LICRA) die getroffene Entscheidung. „Der prämierte Entwurf positioniert sich nicht gegen Luegers Antisemitismus, und aus meiner Sicht wird auch keine Brechung der Ehrung Luegers vollzogen“, sagte er.

"Zeitgemäß und mutig ist anders“, konstatierte Ursula Berner, Kultursprecherin der Wiener Grünen. Dass man nun einen über zehn Jahre alten Vorschlag ausgewählt habe, sei „mehr als nur schwach“.

Die Wiener ÖVP hingegen begrüßte das Vorgehen. „Ein gereinigtes und ein – im Sinne der Kontextualisierung – adaptiertes Denkmal kann auch richtungsweisend für andere Denkmäler in der Stadt sein“, hieß es.