Judith Pühringer und Peter Kraus
APA/Herbert Pfarrhofer
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Politik

Grüne: Nur Pühringer und Kraus kandidieren

Es ist fix: Für den Parteichefposten bei den Wiener Grünen interessieren sich nur zwei Personen. Die nicht amtsführende Stadträtin Judith Pühringer und ihr Stadtratskollege Peter Kraus haben ihre Bewerbung eingereicht. Sie treten als Doppelspitze an.

„Wir wollen das gern gemeinsam machen“, sagte Pühringer im Interview mit der APA. Man bringe dabei auch unterschiedliche Erfahrungen ein, pflichtete Kraus bei. Pühringer berichtete, dass ihr Teamkonzepte aus ihrer NGO-Vergangenheit gut bekannt seien: „Ich kenne es als sehr neues, innovatives Modell der Führung. Es bedeutet, sich Verantwortung zu teilen, sich Macht zu teilen, aber Entscheidungen gemeinsam zu treffen.“ Außerdem mache es mehr Spaß, zeigte sie sich überzeugt.

Wiener Grüne mit Doppelspitze

Judith Pühringer und Peter Kraus wollen die Wiener Grünen gemeinsam anführen. Das haben sie noch vor der parteiinternen Entscheidung im Oktober fixiert.

Kooperation statt Kampf

„Wir bringen ganz unterschiedliche Sachen mit. Judith Pühringer ist Arbeitsmarkt- und Sozialexpertin seit vielen Jahren, ich habe sehr viel im Bereich Klimaschutz, lebenswerte Grätzel und Stadt gearbeitet“, erläuterte Kraus. Die beiden Schwerpunkte der Grünen, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit, würden an der Spitze somit zusammengeführt.

Sich abstimmen zu müssen sei man bereits gewohnt, sagte Kraus: „Wir leben das jetzt als Stadträtin und als Stadtrat schon so, dass wir unsere Arbeit gemeinsam machen. Das ist Teil einer neuen politischen Kultur, die vielleicht nicht auf Kampf und auf ein Gegeneinander setzt, sondern auf Kooperation an der Spitze.“

Kein Stadtratsposten im Angebot

Die Frist für die Bewerbung endete am Freitag. Während 2018 das Rennen um den ersten Listenplatz umkämpft war, konnte sich dieses Mal niemand außer dem schon länger als Favoriten gehandelten Duo für ein Antreten erwärmen. Das könnte daran liegen, dass damals die betreffende Person in weiterer Folge auch fix die Nachfolge von Maria Vassilakou als Stadträtin antreten sollte. Solche Posten haben die nun in Opposition befindlichen Grünen nicht mehr zu vergeben.

Die endgültige Kür erfolgt am 16. Oktober im Rahmen einer Landesversammlung. Die Funktion ist seit dem Rücktritt von Birgit Hebein nach der Wien-Wahl 2020 vakant. Dass die Ökopartei in der Bundeshauptstadt heuer über die Parteiführung entscheidet, war nicht geplant. Denn es war Hebein, die sich 2018 durchsetzen konnte und die 2019 in die Fußstapfen von Vassilakou trat. Und sie wurde auch zur ersten Parteichefin der Wiener Grünen gekürt – eine Funktion, die es formal vorher nicht gab.

Hebein abmontiert

Doch schon nach der Wahl war die Karriere trotz des Rekordergebnisses (Stimmanteil von 14,8 Prozent, Anm.) bereits wieder vorbei. Die SPÖ entschied sich für eine Koalition mit NEOS. Hebein wurde in weiterer Folge abmontiert, sie konnte weder den Klubvorsitz noch einen Posten als nicht amtsführende Stadträtin ergattern. Verärgert legte sie den Parteivorsitz zurück. Zuletzt sorgte sie noch einmal für Aufsehen, als sie wegen der Afghanistan-Politik der türkis-grünen Bundesregierung überhaupt aus der Partei austrat.

Nun wird mit Pühringer und Kraus eine Doppelspitze installiert. Sie werden formal auf Landesparteisekretär Peter Kristöfel folgen, der aktuell interimistischer Landesobmann ist. Die Voraussetzungen dafür, dass künftig ein aus zwei Personen bestehendes Team an der Spitze stehen darf, wurden erst vor wenigen Wochen mittels Statutenänderung geschaffen. Vor der Landesversammlung wird es auch noch Hearings geben.

Quereinsteigerin und ehemaliger Planungssprecher

Pühringer war als Quereinsteigerin vor der Wien-Wahl von Hebein ins Team geholt worden. Die Betriebswirtin wurde auf Platz drei der Landesliste postiert, ihr Einzug in den Gemeinderat war damit fix. Ihre Schwerpunkte sieht die 45-Jährige unter anderem in den Bereichen Arbeit und Wirtschaft. Nur ein Wirtschaftssystem, „das das Klima schützt und soziale Gerechtigkeit und Teilhabe für alle Frauen und Männer verwirklicht“, sei nach der Pandemie zukunftsfähig.

Der 34-jährige Kraus blickt hingegen schon auf eine längere Tätigkeit bei den Grünen Wien zurück. Er dockte schon 2007 an, ab 2010 war er als Bezirksrat in der Brigittenau aktiv. Später wurde der Volkswirt und Sozioökonom stellvertretender Büroleiter bei Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. 2013 wurde er Sprecher der Grünen Andersrum. Seit 2015 verfügt er über ein Mandat im Gemeinderat bzw. Landtag. In der zweiten rot-grünen Legislaturperiode fungierte er unter anderem als Planungs- und Wohnbausprecher. 2018 kandidierte er gegen Hebein als Spitzenkandidat.

Spitzenkandidat für 2025 noch offen

Für Politikberater Thomas Hofer ist die Doppelspitze „in Wahrheit ein Vertagen einer Entscheidung, die man irgendwann dennoch fällen muss.“ Wer die Grünen als Spitzenkandidatin bzw. Spitzenkandidat in die Gemeinderatswahl 2025 führen wird, lassen Pühringer und Kraus im „Wien heute“-Interview offen. Man werde das zeitnah vor der Wahl entscheiden.