Peter Hacker im ORFInterview
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Hacker: „Impfzahlen nicht präzise“

Nach dem Datenchaos bei den Infektionszahlen ortet Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) auch bei den Impfungen, die in der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) eingetragen sind, Unschärfen. Sie seien nicht „präzise“, so Hacker.

Die Tatsache, dass Wien eine niedrigere Impfquote als im Österreich-Schnitt hat, führte Hacker im ZIB2-Interview Montagabend darauf zurück, dass viele Booster nicht korrekt eingetragen seien – beispielsweise bei jenen, die mit Johnson&Johnson geimpft sind oder bei Genesenen, die sich zusätzlich boostern ließen. Durch technische Probleme seien diese nur zwei Stiche benötigenden Personen nicht als geboostert vorgemerkt.

„Zehntausende“ fehlen laut Hacker. „Es wird gerade bei ELGA mit Hochdruck an der Überarbeitung der Zahlen gearbeitet“, so Hacker weiter. „Die Zahlen sind nicht präzise.“ Für Betroffene bedeutet das etwa, dass es bei der neuen Einreiseverordnung zu einem Problem kommen kann, wenn man nicht nachweisen kann, dass die Erstimpfung Johnson&Johnson war, gefolgt von einem mRNA-Booster.

Gesundheitsstadtrat Hacker zur aktuellen CoV-Lage

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ist zu Gast im Studio und spricht über die aktuelle CoV-Lage und die vermehrten Forderungen nach einer Lockerung der Maßnahmen. Trotz Problemen beim Contact-Tracing und weiterhin hoher Infektionszahlen wird der Ruf nach Lockerungen lauter.

Hacker hält an Teststrategie fest

An der Teststrategie in Wien hält Hacker fest. Zuletzt hatte es daran Kritik von Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl gegeben, man solle sich beim Testen eher auf die vulnerablen Gruppen konzentrieren. Wien macht pro Woche rund zwei Millionen PCR-Test über die Aktion „Alles gurgelt“, das kostet pro Woche zehn Millionen Euro.

Die Teststrategie sei vom Bund so vorgegeben worden und Wien sei das einzige Bundesland, das dies bisher auch so umsetzen konnte, entgegnete Hacker. Das Mehr an Tests bringe zudem frühe Einblicke in das Infektionsgeschehen. Und jeder negativ ausgehende Test sei auch ein „wertvoller Beitrag zum emotionalen Befinden der Bevölkerung“.

Lockerungen ab Mitte Februar in Aussicht

Hacker stellte am Montag außerdem auf Basis der Prognoserechnungen Lockerungen ab Mitte Februar in Aussicht, zumindest werde man dann darüber sprechen können. Bei den Infektionszahlen werde man den Höhepunkt in zwei Wochen sehen, „im Spital dann den Höhepunkt zwei Wochen nach hinten verlegt irgendwann in der ersten Februarhälfte“, so Hacker im „Wien heute“-Interview.

Hacker über mögliche Lockerungen von CoV-Maßnahmen ab Mitte Februar

„Zweifelsohne kann man danach wieder reden über Veränderungen dieser ganzen einschränkenden Maßnahmen. (…) Ich denke, dass wir in der zweiten Februarhälfte jedenfalls über Lockerungen von Maßnahmen reden können, wenn die Entwicklung so stattfindet, wie im Augenblick die Prognoserechnungen ausschauen“, so Hacker.

Starker Anstieg am Mittwoch erwartet

Ein Lockdown-Ende für Ungeimpfte sieht Hacker noch nicht am Horizont: „Solange wir sehen, dass die Spitalsbelastung fast ausschließlich durch Ungeimpfte stattfindet und wir noch nicht wissen, wie die Belastung des Spitalssystems Mitte Februar ausschauen wird, kann ich im Augenblick nicht sehen, dass man in den nächsten fünf bis zehn Tagen da eine Änderung macht.“

In Wien kann nur mehr in 32 Prozent der positiven CoV-Fälle die Infektionsquelle geklärt werden. In anderen Bundesländern bereitet man sich schon darauf vor, das Contact-Tracing komplett einzustellen. Wien will aber noch nicht aufgeben. „Angesichts der extrem hohen positiven Zahlen, die wir jetzt jeden Tag haben, ist klar, dass Contact-Tracing nicht mehr auf diese Art funktioniert wie als wir nur ein Zehntel dieser Zahlen gehabt haben, aber es ist noch zu früh, um da den Hut drauf zu schmeißen“, so Hacker – mehr dazu in Contact-Tracing soll weitergehen (wien.ORF.at; 24.1.2021).

Die nächste „ordentliche Steigerung“ der Infektionszahlen erwartet Hacker am Mittwoch, wenn die Schultests vom Wochenbeginn im System landen. „Und dann wird sich zeigen: Passen die Prognosemodelle der Rechner sowohl auf Bundes- als auch auch Landeseite, dass wir uns dann schön langsam dem Höhepunkt nähern?“ Das werde man dann erst Ende der Woche, Anfang nächster Woche abschätzen können. Die Datenerfassung müsse jedenfalls funktionieren, erneuerte Hacker seine Kritik am Bund. „Das ist die Grundlage für das ordnungsgemäße Handeln einer Gesundheitsbehörde.“

„Lieber Peter“: Mückstein schreibt zurück

Zuvor hatte Hacker seine Botschaft direkt an Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) gerichtet, in der er ein „erheblichen Sicherheitsrisiko“ beklagte und betonte, noch nie seit Beginn der Pandemie so schlecht über die aktuelle Situation in Wien informiert gewesen zu sein.

In seiner Antwort von Montagabend, die der APA vorliegt, schlägt Mückstein (Grüne), einen betont freundlichen Ton an und erklärt dem „lieben Peter“ und „geschätzten Stadtrat“, dass die Probleme mit der schieren Menge an Fällen zusammenhingen. Die verantwortlichen Bereiche in seinem Ressort arbeiteten seit Tagen mit Hochdruck daran, auch die akut auftretende Herausforderung so schnell es geht zu bewältigen, ohne dass die Datenqualität Schaden nehme.