Flüchtlinge auf Hauptbahnhof
APA/Tobias Steinmaurer
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Ukraine-Krieg

Hilfe-Hotspot am Hauptbahnhof

Seit Tagen steigt die Zahl der Menschen, die nach einer oft chaotischen Flucht aus der Ukraine in Wien landen, stetig an. Ein Hotspot dabei ist der Hauptbahnhof – vorerst fungiert er vor allem als Transitstation.

Es sind großteils Mütter mit ihren Kindern, die sich bei den Infostützpunkten der Caritas am Hauptbahnhof sammeln. Die meisten Vertriebenen sind nur mit leichtem Gepäck unterwegs, da die Flucht zu überhastet war, um noch viel einzupacken.

75 bis 80 Prozent reisen weiter

„Ich habe mich mit meinen Kindern von Kiew nach Rumänien durchgeschlagen“, erzählte eine Vertriebene. Irgendwie landete sie dann in Wien. „Unser Ziel ist aber Frankreich, weil da mein Bruder lebt“, sagte sie. Der Vater der Kinder musste zurück bleiben, um zu kämpfen.

Derzeit ist Österreich – noch – vor allem ein Transitland. Von den bisher rund 45.000 in Österreich gezählten Vertriebenen aus der Ukraine reisten 75 bis 80 Prozent weiter, da andere europäische Länder wie Frankreich, Italien oder Deutschland viel größere ukrainische Communitys haben.

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Ankunft Flüchtlinge am Hauptbahnhof
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Ankunft Flüchtlinge am Hauptbahnhof
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Flüchtlinge auf Hauptbahnhof
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Flüchtlinge auf Hauptbahnhof
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Bisher 4.000 Menschen im Ankunftszentrum betreut

Entsprechend sind die Übersetzerinnen und Übersetzer der Caritas am Bahnhof vor allem damit beschäftigt, den Betroffenen bei der Weiterreise zu helfen. Für Vertriebene, die die Nacht am Bahnhof verbringen müssen, wurde ein Notquartier mit 50 Feldbetten eingerichtet. 40 Personen pro Nacht nehmen dieses Angebot derzeit in Anspruch, viele schlafen aber auch in den Wartehallen.

Im Wiener Ankunftszentrum für Flüchtlinge, das in einer Sporthalle in der Leopoldstadt eingerichtet wurde, sind unterdessen bisher bereits 4.000 Menschen betreut worden, teilte eine Sprecherin des Krisenstabs am Dienstagnachmittag mit. Die Zahl der Notschlafplätze wurde zuletzt noch einmal um rund 100 aufgestockt. Etwa 1.100 Nachtquartierplätze stehen aktuell zur Verfügung

IKG versorgt rund 200 jüdische Vertriebene

Hilfe für Ukraine-Vertriebene leistet auch die jüdische Gemeinde in Wien. Aktuell versorgt die Israelitische Kultusgemeine (IKG) rund 200 jüdische Vertriebene. Davon sind die Hälfte Kinder. In den kommenden 24 Stunden werden weitere 100, bis Ende der Woche 500 aus der Ukraine Vertriebene erwartet.

„Derzeit organisiert die Kultusgemeinde Busse, um die Geflüchteten sicher nach Wien zu bringen. Alle Maßnahmen werden mit den österreichischen Behörden akkordiert“, teilte die IKG am Dienstagnachmittag mit. Die IKG übernimmt mit ihrer Infrastruktur die Erstversorgung der Menschen, bis diese in die Grundversorgung kommen. Erwachsene erhalten als Teil eines „Willkommen-Pakets“ 250 Euro, Kinder 150 Euro, um die Zeit bis zur Grundversorgung zu überbrücken.

Untergebracht werden die jüdischen Vertriebenen in zwei von Gemeindemitgliedern zur Verfügung gestellten Hotels und in mehreren ebenfalls von Gemeindemitgliedern bereitgestellten Wohnungen. Die medizinische und psychosoziale Betreuung ist eben so gewährleistet wie Kinderbetreuung und Schulunterricht.

„Größte humanitäre Katastrophe seit Zweitem Weltkrieg“

Die Rolle Österreichs als Transitland dürfte sich nach Ansicht des Generalsekretärs der Wiener Caritas, Klaus Schwertner, in den kommenden Wochen aber wohl ändern. „Wir stehen vor der größten humanitären Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte er. Schwertner rechnet mit einer Fluchtbewegung von ungeahnten Ausmaßen.

Hilfe-Hotspot am Wiener Hauptbahnhof

Seit Tagen steigt die Zahl der Menschen, die nach einer oft chaotischen Flucht aus der Ukraine in Wien landen, stetig an. Ein Hotspot dabei ist der Hauptbahnhof – vorerst fungiert er vor allem als Transitstation.

Schon jetzt – am Anfang des Krieges – zählt das Flüchtlingshilfswerk UNHCR 1,7 Millionen Vertriebene. Mehr als eine Million davon befindet sich alleine in Polen. Die Polen sind Schwertner zufolge zwar unglaublich hilfsbereit, werden die Probleme aber unmöglich alleine bewältigen können.

„Riesige Welle der Hilfsbereitschaft“

Die Passanten am Hauptbahnhof nehmen jedenfalls großen Anteil am Schicksal der Vertriebenen. Immer wieder fragen sichtlich betroffene Menschen, wie sie helfen können und werfen Geld in die Spendenboxen der Caritas. „Wir erleben eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft“, unterstrich Schwertner. Über 10.000 Österreicher und Österreicherinnen haben bereits ihre Unterstützung angeboten bzw. für die Betroffenen gespendet.

Angesichts der zu erwartenden humanitären Katastrophe braucht es nun vor allem Wohnraum für die Vertriebenen – und leider nicht nur für einige Tage. Denn es ist Schwertner zufolge völlig ungewiss, wann die Betroffenen wieder zu ihren zurückgelassenen Familienmitgliedern zurückkehren können. Oder ob sie diese überhaupt jemals wiedersehen werden.