Sängerknaben
Lukas Beck
Lukas Beck
Kultur

Sängerknaben: „Immer durchgewurschtelt“

Die Wiener Sängerknaben sind in finanziellen Schwierigkeiten. Ein Grund sind auch abgesagte Konzerte, vor allem pandemiebedingt. Doch schon früher war es schwierig: „Wir haben uns eigentlich immer so quasi durchgewurschtelt“, so der Präsident.

Die Auftrittseinnahmen der Sängerknaben könnten die allgemein gestiegenen Kosten nicht mehr decken, schlug der Verein der Wiener Sängerknaben kurz vor dem Jahreswechsel Alarm. Die Teuerung mache dem Chor ordentlich zu schaffen. Zudem scheint der Konzertbetrieb zumindest teilweise zu stottern. Ein großer Auftritt in der Stadthalle Anfang Dezember – gedacht als Krönung des 525. Jubiläumsjahres – wurde vom deutschen Veranstalter kurzfristig abgesagt, weil der Vorverkauf sehr schlecht gelaufen sei.

Das sei „sicherlich eine Enttäuschung“ gewesen, sagte Erich Arthold, Präsident der Wiener Sängerknaben in „Wien heute“ am Freitag. „Wir hatten das mit deutschen Partnern geplant. Und Deutschland ist ein Land, das uns momentan große Sorgen macht.“

Finanzielle Notlage der Wiener Sängerknaben

„Haben immer in Mangelwirtschaft gearbeitet“

Über 700 Konzerte der Sängerknaben mussten seit 2020, hauptsächlich pandemiebedingt, abgesagt werden. Wirtschaftlich schwierig sei es aber schon vor der Pandemie gewesen, schilderte Arthold: „Wir haben uns eigentlich immer so quasi durchgewurschtelt. Wir haben immer in Mangelwirtschaft gearbeitet und gelebt.“ Basissubventionen habe es bisher nicht gegeben, die Konzerteinnahmen würden normalerweise zwei Drittel bis 70 Prozent des Budgets ausmachen.

Trotz der Schwierigkeiten: Die Sängerknaben würden ziehen wie eh und je, wird versichert, vor allem in Übersee. „Das Interesse ist auf jeden Fall gleich groß. Das zeigt sich auch darin, dass wir jetzt mit allen Partnern in diesen Ländern langfristige neue Verträge abgeschlossen haben, also sowohl in den USA als auch in Japan.“ Auch mit China und Taiwan gebe es langfristige Pläne. In Europa sei es „unterschiedlich“, so Arthold. Manche Konzerte seien sehr gut besucht und ausverkauft, auch in Österreich.

Konzerte im MuTh großteils gut besucht

Detaillierte Zahlen zum Kartenverkauf werden noch nicht vorgelegt. Auskunft über die Nachfrage zumindest in Wien kann das MuTh im Augarten geben, seit zwölf Jahren der Konzertsaal der Sängerknaben. Im Vorjahr geriet das MuTh nach dem Rückzug des langjährigen Hauptsponsors, der Pühringer Privatstiftung, selbst in finanzielle Schieflage.

Auswirkungen auf die Sängerknaben gebe es dadurch aber nicht, betonte MuTh-Leiterin Elke Hesse: „Es gibt da überhaupt keinen unmittelbaren Zusammenhang, da der Sponsor schon zugesichert hat, dass die Wiener Sängerknaben hier quasi kostenfrei im MuTh auftreten können.“ 55 Auftritte der Sängerknaben gab es im MuTh im Vorjahr. Zum größten Teil seien diese sehr gut besucht, so Hesse: „Das ist immer auch sehr abhängig von der Situation, wie viele Touristen sind in Wien?“

„Wollen die Kinder nicht zu sehr belasten“

Insgesamt zeigt man sich bei den Wiener Sängerknaben mit der Auslastung „sehr zufrieden“. „Wir haben ja auch einen absoluten Deckel eingezogen. Wir wollen die Kinder nicht zu sehr belasten. Es soll ja nicht heißen, dass das Kinderarbeit ist“, betonte Sängerknaben-Präsident Arthold. „Es ist ein Teil der Ausbildung, es ist ein Teil der Persönlichkeitsbildung.“ Einen Mangel an Konzerten gebe es jedenfalls nicht.

Kurz vor Silvester sagte der Bund den Sängerknaben 800.000 Euro Akuthilfe als Überbrückung zu. Ein paar Monate davor half die Stadt Wien bereits zum zweiten Mal mit einer halben Million Euro aus. Ziel der Sängerknaben ist es nun, langfristige Subventionen vom Bund zu bekommen.