NAWALNY-GEDENKST€TTE VOR RUSSISCHER BOTSCHAFT
APA/TOBIAS STEINMAURER
APA/TOBIAS STEINMAURER
chronik

Nawalny-Gedenkstätte in Wien zerstört

Unbekannte Täter haben am frühen Samstagabend eine Gedenkstätte für den russischen Oppositionellen Alexey Nawalny zerstört. Sie befand sich gegenüber der russischen Botschaft in Wien, wo es am Sonntag die Möglichkeit zur Teilnahme an Russlands Präsidentenwahl gab.

Die österreichischen Militärpolizisten vor Ort, die routinemäßig die russische Botschaft bewachten, wollten am Samstagabend gegenüber der APA keine Auskunft zur Entfernung der Gedenkstätte geben. Mit Verweis auf die Militärpolizisten berichtete ein russischer Aktivist der APA, dass etwa zehn Männer um 17.30 Uhr alles eingepackt und in einem Fahrzeug wegtransportiert hätten.

Die vorangegangene Schicht hat ihnen erzählt, dass etwa zehn Männer ohne Erkennungszeichen gekommen sind, alles eingepackt und wegtransportiert hätten“, sagte ein Vertreter der Initiative „Russians against war“, die Sonntagmittag unweit der Botschaft gegen Putin demonstrieren will.

Gedenkstätte an Alexey Nawalny gegenüber der russischen Botschaft
ORF
Gedenkstätte an Kreml-Kritiker Alexey Nawalny

Botschaft will Vorfall „nicht einmal kommentieren“

Noch am Samstagnachmittag hatten Anhänger von Alexej Nawalny bis etwa 16.00 Uhr die improvisierte Gedenkstätte in der Wiener Reisnerstraße in Ordnung gebracht, frische Blumen hinterlegt sowie Kerzen angezündet. Seit dem 16. Februar waren auf einem Bauzaun zudem zahlreiche Plakate und Fotos gehangen, in denen an Russlands führenden Oppositionspolitiker erinnert und im Zusammenhang mit seinem Tod Kritik am russischen Präsidenten Wladimir Putin geübt worden war.

Zum aktuellen Vorfall liege noch kein Bericht vor, sagte ein Sprecher der Wiener Polizei Sonntagnachmittag: "Jedenfalls ist das Landesamt Staatsschutz und Extremismusbekämpfung informiert.“ Es würde in weiterer Folge geprüft werden, ob eine strafrechtliche Relevanz vorliege. In der russischen Botschaft wollte man am Sonntagvormittag die Frage, ob man in die Zerstörung involviert gewesen sei, nicht beantworten. „Ich werde das nicht einmal kommentieren“, schrieb der APA ein Sprecher der diplomatischen Vertretung.

Ähnlicher Vorfall in Hamburg

Es sei auch die Rede davon gewesen, dass es Ukrainer gewesen wären, erläuterte der Aktivist, der aus Sicherheitsgründen namentlich nicht genannt werden wollte. Er betonte, keinesfalls an eine derartige Spur zu glauben. In der ukrainischen Community schloss man das aus: „Ich bin mir sicher, dass Ukrainer das nicht machen würden“, sagte der APA am Samstagabend der führende Aktivist Andrij Karioti vom Verein „Mrija“.

Während in Russland improvisierte Gedenkorte für den Oppositionspolitiker zumeist nach kurzer Zeit entfernt wurden, war in den vergangenen Wochen in der EU nur ein einziger diesbezüglicher Fall bekannt geworden: Am 1. März hatte ein mutmaßlicher Wachmann des russischen Konsulats in Hamburg versucht, eine Nawalny-Gedenkstätte in der dortigen Nachbarschaft wegzuräumen und hatte laut Medienberichten eine Russin, die ihn darin hindern wollte, auch tätlich angegriffen.

„Denkmal für offensichtlich sehr geschätzten Menschen“

Kritik an der Entfernung der Gedenkstätte kam von einem Anrainer, der in den späten Abendstunden mit seinem Hund an der russischen Botschaft vorbeispazierte: „Ich finde es besonders beunruhigend, dass ein Denkmal für einen offensichtlich sehr geschätzten Menschen in einer Stunde, wo dieser Platz wenig beobachtet worden ist, weggeräumt worden ist“, sagte er der APA.

Die Gedenkstätte sei sehr liebevoll gepflegt worden, es seien immer wieder Blumen hinzugekommen und eine wichtige Botschaft sei hier verbreitet worden, erklärte der Anrainer.